Wenn kleine Figuren für großen Ärger sorgen
Spielwaren mit Wehrmacht-Symbolik liefern in Trier derzeit mächtig Diskussionsstoff
Trier. Diesen Einkaufsbummel wird Vérénice Mendgen wohl nicht so schnell vergessen: Die Triererin entdeckte in der vergangenen Woche in einem inhabergeführten Spielwarenladen in der Trierer Innenstadt Packungen mit an Lego erinnernden Spielfiguren der besonderen Art. Diese lockten die Käufer nicht mit Themenwelten wie „Polizeirevier“oder „Zoo“, sondern mit Szenen aus dem Zweiten Weltkrieg.
Blitzkrieg im Spielwarenregal
Besonders zwei Bausätze des Herstellers Dilon sorgten bei der Triererin für Verwunderung. Sie trugen die Bezeichnung „Blitzkrieg – World War II“. Die SS-Runen auf dem Karton waren mit Filzschreiber überdeckt worden. „Ich war schockiert und habe zunächst einmal Fotos davon gemacht“, so Vérénice Mengden. Die 35-Jährige setzte am gleichen Tag einen Beitrag auf Facebook ab, der zigfach kommentiert und geteilt wurde.
Die Menschen in ihrem Freundeskreis zeigten sich allesamt schockiert über ihren Zufallsfund.
„Diese Reaktion ist jedoch nicht die Regel, wenn man sich anderweitige Kommentare durchliest“, so die Triererin. „Viele halten das Spielzeug für völlig in Ordnung und bezeichnen den Zweiten Weltkrieg als Teil unserer Kultur.“
Vérénice Mendgen setzte sich einige Tage später mit dem Ordnungsamt der Stadt Trier in Verbindung, das den Sachverhalt an die Kriminalpolizei weiterleitete. Laut „Trierischer Volksfreund“hat das Polizeipräsidium bereits „Ermittlungen
wegen des Verdachts des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“eingeleitet. Der Anbieter könnte jedoch mit einem blauen Auge davonkommen: Die Einfuhr von Waren mit verfassungswidrigen Zeichen ist in Deutschland zwar verboten, die Unkenntlichmachung der Symbole – hier der SS-Rune – müsste jedoch im Einzelfall betrachtet werden.
Entschuldigung auf Facebook
Die Geschäftsleitung des Spielwarenladens meldete sich vor einigen Tagen per Facebook zu Wort – nachdem das Spielzeug laut Informationen des „Trierischen Volksfreund“bereits in der vergangenen Woche aus dem Sortiment entfernt worden sei: „Sehr geehrte Kunden, in den letzten Tagen wurden wir zu Recht für das Anbieten einer gewissen Produktgruppe in unserem Laden kritisiert. Wir haben diesbezüglich einen Fehler gemacht und die Ware sofort aus dem Verkauf genommen. Nur möchten wir hier ganz deutlich sagen, dass diese Produktgruppe
nicht unserer Denkweise entspricht. Wir bitten, unser Versäumnis im Rahmen der Selbstkontrolle zu entschuldigen und hoffen weiterhin um Ihr Vertrauen in unser Geschäft.“
Nicht wirklich überzeugend, wie Vérénice Mendgen findet. „Die Entschuldigung ist ein Witz. Als wäre es einem nicht bewusst, was man in seinem Laden verkauft.“
Der Spielwarenhändler führte die fragwürdigen Artikel bereits seit längerer Zeit im Angebot, wie ein Blick auf die Google-Bewertungen offenbart. „Prinzipiell ein schöner Laden mit allem, was sich Kinder wünschen. Heute war ich jedoch entsetzt: Hier wird Kriegsspielzeug der Marke ,Blitzkrieg‘ verkauft, das eine eindeutige Nazisymbolik aufweist. Es handelt sich um Bausteine, ähnlich wie Lego. So einen Laden möchte ich nicht weiter unterstützen“, kommentierte ein Kunde bereits vor rund sieben Monaten. Wäre dieser Kommentar damals auf Facebook geteilt worden, hätte die Diskussion wohl bereits früher stattgefunden. mij