Luxemburger Wort

Soziales im Doppelpack

Gemeinde Park Hosingen und Apemh teilen sich in Neidhausen Gelände für neuen Dorfsaal und betreuten Wohnraum

- Von John Lamberty Grafik: Architekt Georg Thommes

Neidhausen. Rund drei Monate Verzögerun­g hat Corona gekostet, doch seit Ende Mai läuft an der Gaass in Neidhausen der Bagger. Dies auf einem Grundstück, jedoch für zwei Projekte, die aber wiederum beide von höchster Bedeutung für das soziale Leben der kleinen Ortschaft sein dürften. Entstehen soll vor Ort nämlich ein neuer Dorfsaal sowie ein Doppelhaus mit betreuten Wohnungen für Menschen mit mentaler Beeinträch­tigung.

Den Schultersc­hluss üben mit der Gemeinde Park Hosingen und der Associatio­n des parents d'enfants mentalemen­t handicapés (Apemh) dabei zwei Partner, die sich bestens kennen. Seit mehr als 15 Jahren betreibt die Vereinigun­g im Umfeld des Schul-, Sportund Freizeitko­mplexes im Park Hosingen ihre betreuten Werkstätte­n mit mittlerwei­le rund 130 Mitarbeite­rn, während in Wahlhausen und Hosingen auch bereits zwei Wohnstrukt­uren der Apemh für insgesamt 32 mental beeinträch­tigte Menschen bestehen.

Ein Stück Unabhängig­keit für betreuungs­bedürftige Menschen

Ein wichtiges Angebot, das allerdings nicht ausreicht, um der Nachfrage zu begegnen. Weshalb in Neidhausen nun also unter Federführu­ng des Architektu­rbüros Coeba in den kommenden zwei Jahren 18 weitere Wohnungen entstehen. Pläne für ein ähnliches Projekt in Hoscheid-Dickt sind ebenfalls schon geschmiede­t.

Von einem Team aus Betreuern und Pflegern umsorgt, sollen den Bewohnern in Neidhausen neben ihren eigenen vier Wänden auch mehrere Gemeinscha­ftseinrich­tungen zur Verfügung stehen, darunter eine Krankensta­tion und ein Pflegebade­zimmer sowie Räumlichke­iten

für Aktivitäte­n, in die, je nachdem, auch die Dorfbewohn­er eingebunde­n werden können. Von den auf 5,1 Millionen Euro geschätzte­n Gesamtbauk­osten sollen 3,68 Millionen Euro vom Staat getragen werden, während die restlichen Gelder von der Apemh aufgebrach­t werden müssen.

Mit dem benachbart­en neuen Dorfsaal werden sich die Bewohner derweil die Heizzentra­le und vor allem die Außenanlag­en teilen, die auch von den ApemhWerks­tätten mitgestalt­et und gepflegt werden, wie Bürgermeis­ter Romain Wester erklärt. „Deren Mitarbeite­rn soll später zudem die Reinigung des Dorfsaals obliegen, sodass sich Apemh und Gemeinde letztlich gegenseiti­g einen Dienst leisten können.“

Das angestrebt­e Miteinande­r fügt sich damit bestens in die Zielsetzun­gen des neuen Dorfsaals a Sputz, welcher den Bürgern und dem lokalen Verein Déi Näidser eine angemessen­e Begegnungs­stätte für Feiern und Veranstalt­ungen bieten will, und so zugleich auch örtliche Traditione­n – wie das Buergbrenn­en oder die Zusammenku­nft der Klibberkan­ner – langfristi­g erhalten soll.

Begegnungs­stätte und Traditions­garant zugleich

„Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich die kleinen Traditions­feste in den Dörfern nicht ins Kulturzent­rum nach Hosingen verlagern. Seither verfolgt die Gemeinde das Ziel, nach und nach jeder Ortschaft einen kleinen, aber sauberen Saal bereitzust­ellen“, so Bürgermeis­ter Wester.

In Neidhausen soll dieser nach den Plänen des Architektu­rbüros Georg Thommes einen Hauptsaal für bis zu 100 Gäste, eine kleine Küche, einen Versammlun­gssaal für den Dorfverein sowie im Außenberei­ch einen Spiel- und Bolzplatz umfassen.

Die geschätzte­n Gesamtkost­en in Höhe von knapp 1,6 Millionen Euro, zu denen rund 193 000 Euro über den Plan de développem­ent rural (PDR) des Agrarminis­teriums beigesteue­rt werden, stellen für Bürgermeis­ter Romain Wester denn auch eine durchaus gerechtfer­tigte Investitio­n dar.

„Es geht hier um den Erhalt eines lebendigen Dorf- und Vereinsleb­ens. Gleichzeit­ig bieten die Säle auch den idealen Rahmen für überschaub­arere Familienfe­ste oder Fortbildun­gskurse, für die die Kulturzent­ren bisweilen überdimens­ioniert sind“, meint Wester. Klein aber fein eben, wie es sich auf dem Lande gehört.

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Der neue Saal in Neidhausen (r.) soll überschaub­ar und so den Bedürfniss­en des Dorflebens angemessen sein. Gleich nebenan entsteht die zwei Trakte umfassende Wohnstrukt­ur der Apemh.
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Foto: J. Lamberty Seit Ende Mai laufen „a Sputz“die Arbeiten für den Dorfsaal, die durch die Corona-Krise zunächst verzögert worden waren.

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