Soziales im Doppelpack
Gemeinde Park Hosingen und Apemh teilen sich in Neidhausen Gelände für neuen Dorfsaal und betreuten Wohnraum
Neidhausen. Rund drei Monate Verzögerung hat Corona gekostet, doch seit Ende Mai läuft an der Gaass in Neidhausen der Bagger. Dies auf einem Grundstück, jedoch für zwei Projekte, die aber wiederum beide von höchster Bedeutung für das soziale Leben der kleinen Ortschaft sein dürften. Entstehen soll vor Ort nämlich ein neuer Dorfsaal sowie ein Doppelhaus mit betreuten Wohnungen für Menschen mit mentaler Beeinträchtigung.
Den Schulterschluss üben mit der Gemeinde Park Hosingen und der Association des parents d'enfants mentalement handicapés (Apemh) dabei zwei Partner, die sich bestens kennen. Seit mehr als 15 Jahren betreibt die Vereinigung im Umfeld des Schul-, Sportund Freizeitkomplexes im Park Hosingen ihre betreuten Werkstätten mit mittlerweile rund 130 Mitarbeitern, während in Wahlhausen und Hosingen auch bereits zwei Wohnstrukturen der Apemh für insgesamt 32 mental beeinträchtigte Menschen bestehen.
Ein Stück Unabhängigkeit für betreuungsbedürftige Menschen
Ein wichtiges Angebot, das allerdings nicht ausreicht, um der Nachfrage zu begegnen. Weshalb in Neidhausen nun also unter Federführung des Architekturbüros Coeba in den kommenden zwei Jahren 18 weitere Wohnungen entstehen. Pläne für ein ähnliches Projekt in Hoscheid-Dickt sind ebenfalls schon geschmiedet.
Von einem Team aus Betreuern und Pflegern umsorgt, sollen den Bewohnern in Neidhausen neben ihren eigenen vier Wänden auch mehrere Gemeinschaftseinrichtungen zur Verfügung stehen, darunter eine Krankenstation und ein Pflegebadezimmer sowie Räumlichkeiten
für Aktivitäten, in die, je nachdem, auch die Dorfbewohner eingebunden werden können. Von den auf 5,1 Millionen Euro geschätzten Gesamtbaukosten sollen 3,68 Millionen Euro vom Staat getragen werden, während die restlichen Gelder von der Apemh aufgebracht werden müssen.
Mit dem benachbarten neuen Dorfsaal werden sich die Bewohner derweil die Heizzentrale und vor allem die Außenanlagen teilen, die auch von den ApemhWerkstätten mitgestaltet und gepflegt werden, wie Bürgermeister Romain Wester erklärt. „Deren Mitarbeitern soll später zudem die Reinigung des Dorfsaals obliegen, sodass sich Apemh und Gemeinde letztlich gegenseitig einen Dienst leisten können.“
Das angestrebte Miteinander fügt sich damit bestens in die Zielsetzungen des neuen Dorfsaals a Sputz, welcher den Bürgern und dem lokalen Verein Déi Näidser eine angemessene Begegnungsstätte für Feiern und Veranstaltungen bieten will, und so zugleich auch örtliche Traditionen – wie das Buergbrennen oder die Zusammenkunft der Klibberkanner – langfristig erhalten soll.
Begegnungsstätte und Traditionsgarant zugleich
„Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich die kleinen Traditionsfeste in den Dörfern nicht ins Kulturzentrum nach Hosingen verlagern. Seither verfolgt die Gemeinde das Ziel, nach und nach jeder Ortschaft einen kleinen, aber sauberen Saal bereitzustellen“, so Bürgermeister Wester.
In Neidhausen soll dieser nach den Plänen des Architekturbüros Georg Thommes einen Hauptsaal für bis zu 100 Gäste, eine kleine Küche, einen Versammlungssaal für den Dorfverein sowie im Außenbereich einen Spiel- und Bolzplatz umfassen.
Die geschätzten Gesamtkosten in Höhe von knapp 1,6 Millionen Euro, zu denen rund 193 000 Euro über den Plan de développement rural (PDR) des Agrarministeriums beigesteuert werden, stellen für Bürgermeister Romain Wester denn auch eine durchaus gerechtfertigte Investition dar.
„Es geht hier um den Erhalt eines lebendigen Dorf- und Vereinslebens. Gleichzeitig bieten die Säle auch den idealen Rahmen für überschaubarere Familienfeste oder Fortbildungskurse, für die die Kulturzentren bisweilen überdimensioniert sind“, meint Wester. Klein aber fein eben, wie es sich auf dem Lande gehört.