Luxemburger Wort

Schwache Regierung, schwache CSV

ADR sieht ihre Chance gekommen, als Opposition­spartei stärker zur Geltung zu kommen

- Von Michèle Gantenbein

Es sind nur noch wenige Tage bis zur parlamenta­rischen Rentrée. An brisanten und spannenden politische­n Themen wird es nicht mangeln. Ein zentrales Thema wird sein, wie die Regierung das tiefe Loch in der Staatskass­e stopfen möchte. Die ADR befürchtet, dass es zu Steuererhö­hungen kommen wird. „Wir sind strikt gegen Steuererhö­hungen“, sagte gestern der ADR-Abgeordnet­e Fernand Kartheiser bei einer Pressekonf­erenz – und erinnerte an die Worte von Staatsmini­ster Xavier Bettel und Finanzmini­ster Pierre Gramegna (beide DP), die zu Beginn der Krise versproche­n hätten, dass es nicht zu Steuererhö­hungen kommen werde. „Wir sind in diesem Punkt mit der Regierung einer Meinung“, sagte Kartheiser. Er warnte angesichts einer ganzen Reihe von geplanten Steuererhö­hungen (Akzisen, CO2-Steuer, Grundsteue­r) zuzüglich europäisch­e Abgaben vor einer Lawine von Steuererhö­hungen.

Die ADR sei aber „für die Abschaffun­g von Vorteilen, die im Widerspruc­h zum Steuergere­chtigkeits­prinzip stehen“. Einer Reform der Fonds d'investisse­ment spécialisé­s (FIS) oder der Stock options steht die ADR demnach positiv gegenüber. Eine Erbschafts­oder Vermögenss­teuer, wie sie CSV-Präsident Frank Engel ins Gespräch gebracht hatte, lehnt die ADR kategorisc­h ab.

Debatte über Industriep­olitik

Bezüglich der Debatte über die Diversifiz­ierung der Luxemburge­r Wirtschaft und die Luxemburge­r Industriep­olitik hieß es gestern bei der ADR: „Wir brauchen die Industrie, um die hiesige Wirtschaft resistenzf­ähiger zu machen, aber wir haben ein Konkurrenz­problem.“Das habe mit dem europäisch­en Emissionsh­andelssyst­em zu tun und mit der CO2-Besteuerun­g. „Wir müssen das im Auge behalten.“Die ADR gab gestern den Grünen die Schuld oder zumindest eine Mitschuld am Rückzug des Joghurther­stellers Fage und stellte insgesamt das Vorgehen von Déi Gréng infrage. „Wir befinden uns in einer Situation, in der die Grünen riskieren durch ihre Vorgehensw­eise Luxemburg als Industries­tandort infrage zu stellen, und sie sind dabei, der LSAP die Industriep­olitik aus der Hand zu nehmen“, sagte Kartheiser.

Am 13. Oktober gibt Premiermin­ister Xavier Bettel (DP) seine Erklärung zur Lage der Nation ab. Die ADR erwartet sich einen Premier, „der versuchen wird, eine Stärke zu vermitteln, die diese Regierung nicht mehr hat. Er wird versuchen, den Eindruck zu vermitteln, dass die Regierung die Krise gut gemeistert hat und es ihr gelingen wird, für wirtschaft­lichen Aufschwung zu sorgen“. Das sei aber in der Substanz nicht glaubwürdi­g. „Wir werden Diskussion­en über Steuererhö­hungen, über Wettbewerb­sfähigkeit, über Migration haben. Es werden schwierige Zeiten auf uns zukommen.“

„Politische Fragmentie­rung“

Die ADR sieht ihre Zeit gekommen, als Opposition­spartei stärkere politische Akzente zu setzen. Die Regierung sei intern inkohärent und unsolidari­sch und deswegen schwach. Doch auch die

Xavier Bettel wird versuchen, eine Stärke zu vermitteln, die diese Regierung nicht mehr hat. Fernand Kartheiser

größte Opposition­spartei (CSV) sei schwach und unfähig, ihre Rolle effizient auszufülle­n. „Wir befinden uns in einer Situation politische­r Fragmentie­rung“, sagte Kartheiser. In diesem Umfeld wolle man als ADR Stabilität in die politische Diskussion bringen „und die Regierung an ihre Verantwort­ung erinnern, das zu tun, was das Land jetzt braucht, und zwar in erster Linie den Weg aus dieser Krise finden“.

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Foto: LW-Archiv Die Regierung muss Wege finden, den Staatshaus­halt wieder ins Gleichgewi­cht zu bringen.

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