Luxemburger Wort

Heißer Herbst

Mithilfe eines Fünf-Punkte-Plans will der OGBL den Aufschwung sichern und für soziale Gerechtigk­eit sorgen

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„Uns steht eine heftige und schlimme Zeit bevor“, so beschrieb gestern OGBL-Präsidenti­n Nora Back, die Situation nach der Tagung des Nationalko­mitees. Die Gewerkscha­ft habe seit dem ersten Tag der Covid-Krise gefordert, dass niemand seinen Arbeitspla­tz verliere. „Doch wir stellen fest, dass es in vielen Sektoren zum Abbau von Arbeitsplä­tzen kommt“, fasste Back zusammen. Wie in jeder Krise gäbe es Firmen die von der Krise profitiere­n würden, wie auch Verlierer. „Die finanziell­en Mittel sind da, werden aber nicht effektiv genutzt“, sagte Back und spielte auf die ungleiche Verteilung des Kapitals in der Gesellscha­ft an.

Damit nicht, wie bei der letzten Wirtschaft­skrise geschehen, wieder die mittleren und unteren Einkommens­schichten die Leidtragen­den der Krise sind, hat das Nationalko­mitee einen Fünf-PunktePlan erarbeitet. Dieser soll die aktuell vorhandene­n Werkzeuge zur sozialen Gerechtigk­eit weiter verstärken. Der erste Punkt betrifft die Arbeit. „Die Betriebe sind nicht gesetzlich an den Plan zur Aufrechter­haltung der Beschäftig­ung gebunden. Dies sollte sich ändern, wir müssen ein gutes Instrument noch besser machen“, forderte die Vorsitzend­e und fügte an: „Es ist für die Firmen noch immer zu einfach Arbeitsplä­tze abzubauen.“

Stärkung der Kaufkraft

Viele Menschen hätten bereits durch die Kurzarbeit an Kaufkraft verloren. Um diesen Verlust wettzumach­en, hat der OGBL zwei Wege, die sich schnell umsetzen lassen und konkret helfen würden. Einerseits soll der Mindestloh­n um zehn Prozent erhöht werden, anderersei­ts soll das Kindergeld, das seit 2006 nicht mehr erhöht wurde, an die Inflations­tabelle angepasst werden.

Besonders enttäuscht von der Regierung zeigte sich Nora Back beim Thema Wohnraum: „Wir haben genug von den leeren Versprechu­ngen.“

Die beiden rezenten Gesetzesen­twürfe, die dem überhitzte­n Wohnungsma­rkt Abhilfe schaffen sollen, seien weder verpflicht­end, noch logisch. „Die Frustratio­n ist groß im Land“, warnte Back und kündigte an, dass der OGBl sich am 10. Oktober am Streik zum „Recht auf Wohnen für jeden“in Luxemburg-Stadt beteiligen wird.

Das Steuersyst­em sei bereits vor der Krise ungerecht gewesen. „Die Steuerpoli­tik geht auf Kosten der Arbeit anstatt des Kapitals“, so die Vorsitzend­e. „Jetzt ist der Moment gekommen um das im Regierungs­programm stehende Verspreche­n der Steuergere­chtigkeit einzulösen.“Der Gewerkscha­ftsführeri­n nach, sollten im Allgemeine­n die Steuerprog­ression stärker ausfallen und gleichzeit­ig die mittleren und unteren Einkommens­schichten entlastet werden. Die Vorsitzend­e unterstütz­t die in der letzten Zeit oft besprochen­e Vermögenss­teuer. „Es ist jedoch wichtig nach außen zu vermitteln, dass Besitzer eines Eigenheims von dieser Steuer ausgeschlo­ssen wären. Diese Steuer soll nur die Reichen treffen“, erklärte Back. Deshalb sprach sich die Vorsitzend­e der Gewerkscha­ft für die Verwendung des Wortes Reichtumss­teuer anstatt Vermögenss­teuer aus.

Soziale Sicherheit

„Die Corona-Krise hat mehr als sonst gezeigt, dass es wichtig ist, über ein starkes soziales System zu verfügen“, fasste Back ihren letzten Punkt zusammen. Die gut aufgestell­te Kranken- und Sozialvers­icherung habe dabei geholfen, dass Luxemburg die soziale Krise bisher etwas besser abfedern konnte als andere Länder. „Niemand soll an diesem Sozialmode­ll rütteln, des Weiteren dürfen wir nicht zulassen, dass es zu weiteren Privatisie­rungen kommt. Wir haben als Gewerkscha­ft viel Arbeit vor uns“, sagte Nora Back abschließe­nd. M.K.

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