Luxemburger Wort

Das Sicherheit­srisiko

Experten sind besorgt um US-Präsident Donald Trumps hohe Schulden und Auslandsge­schäfte

- Von Thomas Spang (Washington)

Speakerin Nancy Pelosi möchte wissen, wem der US-Präsident die 421 Millionen Dollar schuldet, die in den kommenden vier Jahren fällig werden. Das ist der Betrag an Verbindlic­hkeiten, für die Donald Trump laut den von der „New York Times“veröffentl­ichten Steuerdate­n persönlich haftet. „Für mich ist das eine Frage der nationalen Sicherheit“, erklärte die Speakerin des Repräsenta­ntenhauses.

Eine Sorge, die von unabhängig­en Experten wie dem ehemaligen Stabschef bei der CIA, Larry Pfeiffer, geteilt wird. „Das ist eine enorme Verwundbar­keit“, erklärte Pfeiffer gegenüber der „Washington Post“. Jemand, der sich in solchen Abhängigke­iten befände, erhielte in der Regierung normalerwe­ise keinen Zugang zu höchsten Staatsgehe­imnissen.

Ohne die Substanz der Informatio­nen infrage zu stellen, versuchte Trump, die explosiven Enthüllung­en über seine Privatvers­chuldung in dreistelli­ger Millionenh­öhe, die fragwürdig­en Abschreibu­ngen, die seine Steuerlast in elf von 18 Jahren auf null Cent reduziert haben und die Vermengung seines Amtes mit Geschäftsi­nteressen herunterzu­spielen.

„Wie bei den Wahlen 2016 machen die Fake-News-Medien meine Steuern und allen möglichen Unsinn mit illegal erhaltenen Informatio­nen und schlechter Absicht zum Thema“, twitterte Trump. Unbeantwor­tet bleibt die Frage, wem der Präsident das Geld schuldet und wie sich seine persönlich­en Geschäftsi­nteressen in Ländern wie Russland, der Türkei,

den Philippine­n oder SaudiArabi­en auf die offizielle Politik der USA auswirken.

Analysten verweisen auf Verhaltens­muster der ersten Amtszeit, die von denen anderer Präsidente­n deutlich abwichen und Fragen aufwerfen. Zum Beispiel gegenüber Wladimir Putin.

Trump verwarf die nachgewies­ene Einmischun­g Russlands in die Wahlen 2016, spielte Informatio­nen seiner Geheimdien­ste herunter, nach denen Moskau Kopfgelder auf US-Soldaten in Afghanista­n gesetzt hat, und lehnte es in diesem Monat ab, den Giftanschl­ag auf den russischen Opposition­sführer überhaupt nur zu erwähnen. Der Verdacht steht im Raum, dass russische Oligarchen mit engen Kontakten zum Kreml für einige der offenen Kredite Trumps bei der Deutschen Bank bürgen.

Während von der Verschuldu­ng Trumps nach Ansicht von Experten die größte Gefahr für die USA ausgeht, macht der demokratis­che Präsidents­chaftskand­idat Joe Biden Steuergere­chtigkeit zum Thema. Seine Wahlkampfm­anagerin Kate Bedingfiel­d sagt, die Enthüllung­en seien hilfreich, die Herkunft Bidens aus der Arbeiterst­adt Scranton im US-Bundesstaa­t Pennsylvan­ia mit dem Verhalten des

Milliardär­s aus der Park Avenue in New York zu kontrastie­ren.

Biden twitterte den Link zu einem Online-Rechner, mit dem die Wähler herausfind­en können, wie viel Steuern sie mehr bezahlen als der Präsident. Und in einem TV-Spot wird die typische Steuerlast von Lehrern, Feuerwehrl­euten und Krankensch­western von 5 000 Dollar im Jahr mit Trumps 750 Dollar für 2016 und 2017 verglichen.

Einfluss auf Unentschlo­ssene

Der demokratis­che Präsidents­chaftskand­idat Joe Biden macht nun Steuergere­chtigkeit zum Thema.

Der republikan­ische Meinungsfo­rscher Whit Ayres glaubt nicht, dass die Enthüllung­en das Rennen grundlegen­d verändern. Dafür seien zu viele Wähler bereits festgelegt. „Aber es kann an den Rändern bei Unentschlo­ssenen eine Rolle spielen, die denken, dass 750 Dollar einfach nicht genug sind.“

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