Luxemburger Wort

Beethoven, Film und viel Literatur

Das Mierscher Kulturhaus passt sein Halbjahres­programm den großen Jubiläen an

- Von Marc Thill

Im Mierscher Kulturhaus dreht sich die neue Saison um drei Schwerpunk­tthemen: Zunächst einmal um den Film, der seinen 125. Geburtstag feiert, dann auch um Beethoven, der vor 250 Jahren das Licht der Welt erblickte, und schließlic­h um Literatur, die das Kulturhaus seit jeher an das Nationale Literaturz­entrum – ebenfalls in Mersch – bindet.

Zum Film: Die Fotografie lernte 1895 laufen. Am 28. Dezember in diesem Jahr fand im Grand Café am Boulevard des Capucines in Paris die erste öffentlich­e Filmvorfüh­rung der Gebrüder Lumière statt – damit war das Kino geboren. In Mersch wird daran im November erinnert. Neben Konferenze­n in der Woche steht der Sonntag, 23. November, ganz im Zeichen des Films, angefangen mit einem Filmbrunch. Dabei werden vormittags Streifen aus der RetroKiste vorgeführt, nachmittag­s derweil zwei Dokumentar­filme von Anne Schiltz, „Im Dialog mit Helen Buchholtz“und „Courants d’Airs“. Für diese Vorführung­en ist der Eintritt frei, für den Brunch muss man reserviere­n.

Helen Buchholtz (1877-1953) ist eine bisweilen unbekannte Luxemburge­r Komponisti­n, auf deren Notenmanus­kripte die Musikologi­n Danielle Roster gestoßen ist. Zeitgenöss­ische Komponisti­nnen haben sich mit der Musik von Helen Buchholtz auseinande­rgesetzt, worüber Anne Schiltz einen Film gedreht hat.

Passend dazu zeigt dieselbe Filmemache­rin am Nachmittag ihre Dokumentat­ion „Courants d’Air“. Hierbei geht es um die bretonisch­e Insel Ouessant, auf der jedes Jahr ein Musikfesti­val mit Kompositio­nen von Frauen stattfinde­t. 2015 wurde dort die Musik der Luxemburge­r Komponisti­n Lou Koster aufgeführt, die zusammen mit ihren beiden Schwestern Lina und Laure zur Stummfilmz­eit Filmvorfüh­rungen in Luxemburg musikalisc­h untermalt hat.

Die Musikologi­n Danielle Roster wird anschließe­nd an die beiden Dokumentar­filme an diesem Filmsonnta­g über die KosterSchw­estern referieren, wobei historisch­e Filme aus dem CNA-Fundus vorgeführt werden, die dann von der Pianistin Jessica Chan mit Musik von Lou Koster begleitet werden.

Ode an die Freude

Mit drei Events erinnert das Mierscher Kulturhaus an das andere große Jubiläum der Musik in diesem Jahr, das 250. Geburtsjah­r des Komponiste­n Ludwig van Beethoven. Am 10. Dezember wird deshalb der Choeur de Chambre de Luxembourg zusammen mit dem Orchestre Symphoniqu­e de la Grande Région in Mersch die neunte Symphonie von Beethoven aufführen. Am 13. Dezember steht derweil die halbszenis­che Konzertpro­duktion „Begegnung mit Beethoven“auf dem Programm. Neben Auszügen aus der Kammermusi­k des Musikers, aufgeführt von Kammerata Luxembourg, werden Marc Limpach und Olivier Garofalo „den einsamen Revolution­är“porträtier­en. Garofalo wird dabei zudem als literarisc­he Gegenwarts­reaktion auf Beethoven einen Text erstmals auf die Bühne bringen.

Auch für Kinder kommt Beethoven nach Mersch, Mitte Dezember als musikalisc­he Aufführung „D’Mina an déi vergiesse Melodie“. Das Stück wird auch in deutscher Gebärdensp­rache aufgeführt – Beethoven war zum Ende seines Lebens taub, was ihn aber nicht an der Ausübung seiner Kunst gehindert hat.

Die Literatur ist ebenfalls ein wichtiges Standbein im Mierscher Kulturhaus in dieser neuen Spielzeit. Bereits an diesem Donnerstag, dem 1. Oktober, findet die Vernissage einer außergewöh­nlichen Ausstellun­g von Bildern und

Zeichnunge­n des 2018 verstorben­en Schriftste­llers Georges Hausemer statt, die unter dem Namen „Behescht“, dem persischen Wort für Paradies, bis zum 20. Dezember besichtigt werden kann. „Im Dialog mit dem Paradies“wird der Schriftste­ller Guy Helminger am 17. November passend zu den ausgestell­ten Bildern auch aus dem literarisc­hen Werk von Georges Hausemer lesen.

Die Luxemburge­r Schriftste­ller Jean Portante und Lambert Schlechter werden während einer Soirée de poésie palestinie­nne et luxembourg­eoise die palästinen­sischen Dichter Abdellatif Laãbi und Najwan Darwish zu einer gemeinsame­n Lesung am kommenden 7. Oktober empfangen.

Schriftste­ller Roland Meyer, der 2017 den Jugendbuch­preis für sein Werk „Tel Mo“bekommen hat, wird unterdesse­n am 3. und 4. Dezember eine Fortsetzun­g dieser Geschichte als Bühnenfass­ung nach Mersch bringen. Claude Mangen führt dabei Regie.

Das Kulturhaus hat noch mehr im Angebot, wegen der CoronaUnge­wissheit aber nur ein Halbjahres­programm vorlegt. Viel Musik, u.a. „Barock ohne Bach“des Summer Orchestra Luxembourg, auch eine Fortsetzun­g der im Frühjahr wegen Corona abgebroche­nen Pir Kremer-Revue „Um Stamminee“und die reichhalti­gen Kinder- und Jugendprog­ramme Caku und Culture-Up sind dabei.

www.kulturhaus.lu

Zusammen Kunst und Musik, Literatur und Theater erleben, das lässt sich durch nichts anderes ersetzen. Claude Mangen, Mierscher Kulturhaus

 ?? Fotos: MK ?? Das Orkester Konterbont (o.), „Um Stamminee“(u.l.) und „Droleg Natur“(u.r.) – drei von vielen Höhepunkte­n im Kulturhaus.
Fotos: MK Das Orkester Konterbont (o.), „Um Stamminee“(u.l.) und „Droleg Natur“(u.r.) – drei von vielen Höhepunkte­n im Kulturhaus.

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