Mangelware Regen
2020 blieben die Niederschlagsmengen bisher deutlich unter dem Schnitt
Luxemburg. Die Niederschläge der vergangenen Tage beendeten zumindest in Luxemburg eine beachtenswerte Trockenphase. Während die Monate Januar, Februar und März noch reichlich Niederschläge brachten, begann die große Dürre bereits im Folgemonat April mit nur knapp 20 Liter Regen pro Quadratmeter statt der im Schnitt üblichen 58 Liter.
Insgesamt verlief das Frühjahr laut der saisonalen Bilanz des staatlichen Wetterdienstes Meteolux zu trocken. Mit 121,4 Litern in den Monaten März, April und Mai wurde der langjährige Mittelwert um 41 Prozent unterschritten. Zudem gab es mit nur 27 Niederschlagstagen statt im Schnitt 44 auch weniger häufig Regenschauer.
Kein Gewitter im Juli
Auf das trockene Frühjahr folgte ein sehr trockener Sommer: Zwar lagen die Niederschläge im Juni noch über dem Soll, bereits der Juli aber gab nur noch 10,9 Liter her. Er war damit der dritttrockenste Juli seit Beginn der Messungen am Flughafen Findel im Jahre 1947. Beachtenswert ist zudem, dass während dieses Sommermonats kein einziges Gewitter verzeichnet wurde, während es im langjährigen Schnitt achtmal zu solchen Unwettern kommt.
Nach dem trockenen Juli war der Monat August ebenfalls von Trockenheit gekennzeichnet: statt der im Schnitt gemessenen 75 Liter pro Quadratmeter fielen nur 30 Liter. Insgesamt lieferte der Sommer 153,3 Liter und blieb damit deutlich unter dem Mittelwert von 226 Litern.
Auch der September verlief bis zum vergangenen Wochenende praktisch niederschlagsfrei. Bis zum 1. September verzeichnen die Meteorologen von Meteolux denn auch ein deutliches Regendefizit bezogen auf die Jahresmenge. Ein Ausnahmejahr ist 2020 trotzdem nicht: Vergleichbar ist das aktuelle Jahr mit den Niederschlägen in 2003, aber es bleibt unter den Werten von 2018 und 2019, welches auch bereits zu trockene Jahre waren (siehe Grafik).
Vier trockene Jahre
Laut Luca Mathias, Diplommeteorologe bei Meteolux, sind die Ursachen für solche Niederschlagsschwankungen komplex. Auch wenn die Jahre 2015, 2017, 2018 und 2019 bereits zu trocken waren, so sei es noch zu früh, um von einem Trend zu sprechen. Wegen der häufig wechselnden Großwetterlagen ist der Niederschlag in Luxemburg ohnehin sehr variabel. Auf trockene Jahre können daher zumindest statistisch betrachtet auch wieder regenreichere Jahre folgen. Dies zeigen auch die historischen Rekordwerte: So war das Jahr 1988 mit 1 202,1 Litern das regenreichste Jahr überhaupt, das trockenste war 1976 mit nur 541 Litern. Ältere Jahrgänge werden sich an den Anblick verdorrter Wiesen und Weiden erinnern können. Der regenreichste je gemessene Monatswert liegt bei 231,1 Litern im Dezember 1993. Der Monat war gekennzeichnet von schweren Überschwemmungen.
Im Gegensatz zum Temperaturanstieg sei deshalb laut Mathias eine ursächliche Verbindung zwischen Klimawandel und Niederschlagsvariation noch nicht sicher. Aus meteorologischer Sicht war es Mathias zufolge vor allem das Azorenhoch, das sich während des Monats Juli immer wieder weit Richtung Mitteleuropa ausdehnte und zu stabilen Wetterlagen
führte. Atlantiktiefs, die Regen hätten bringen können, wurden dadurch abgelenkt und von Mitteleuropa ferngehalten.
Dies führte laut Mathias auch zu dem ungewöhnlichen Mangel an Gewittern während des Monats Juli. Gewitter beziehungsweise Niederschlagssysteme, die aus abgeschwächten Gewittern hervorgehen, sind im Sommer nämlich der wichtigste Regenlieferant. Ohne sie bleiben die Sommermonate trocken. Regelrechte Frontensysteme mit viel Regen, wie man sie aus den Wintermonaten kennt, sind im Sommer dagegen die Ausnahme. Im Monat August hingegen schwächte das Hochdruckgebiet leicht ab, was wiederum zu einzelnen, lokalen Gewittern führte. Dabei wurde das Ösling besser bedient als der Süden und der Osten des Landes.