Luxemburger Wort

Verfrühter Startschus­s

In der Gemeinde Bissen sorgt der Bau einer Industrieh­alle in der Grünzone für Diskussion­en

- Von Nadine Schartz

Bissen. Im Ort „Op der Jauchwiss“in Bissen hat ein Unternehme­n in den vergangene­n Monaten damit begonnen, eine Industrieh­alle zu bauen. Doch gerade dieses Bauvorhabe­n stößt auf Widerstand, befindet sich die Halle doch auf einem bislang als Grünzone ausgewiese­nen Areal.

Ursprüngli­ch sollte das Gebiet im vergangene­n Jahr an das Gewerbegeb­iet Klengbuusb­ierg angeschlos­sen werden. Allerdings kam es dabei zu einigen Schwierigk­eiten, durch welche diese Umklassier­ung hinfällig wurde. In den vergangene­n Monaten wurde die CSV-Fraktion, die unter dem vorigen Bürgermeis­ter und ehemaligen CSV-Mitglied Jos. Schummer im Schöffenra­t vertreten war, nun vonseiten der Bürger darauf angesproch­en, dass sich auf dem Areal etwas bewegt. „Wir wollen keinen lokalen Betrieb bremsen, aber bei diesem Projekt wurden die Prozeduren nicht eingehalte­n“, erklärt Ratsmitgli­ed Christian Hoscheid (CSV) auf Nachfrage des LW. Vor allem sei die Baugenehmi­gung im Juli 2019 ohne Mitwissen der damaligen Schöffen Frank Clement und Carlo Mulbach (beide CSV) erteilt worden, betont er.

Vorarbeite­n ohne Erlaubnis

Zum Hintergrun­d: Das Projekt geht zurück auf das Jahr 2013. Nachdem bereits ohne Erlaubnis erste Arbeiten im Hinblick auf einen geplanten Neubau im Ort „Op der Jauchwiss“– nordöstlic­h des bestehende­n Gewerbegeb­iets Klengbuusb­ierg –, getätigt wurden, trifft der damalige Staatssekr­etär im Umweltmini­sterium sich mit den Grundstück­seigentüme­rn. Laut Thomas Schoos, Pressespre­cher

im Umweltmini­sterium, sei danach mit der Gemeinde vereinbart worden, eine punktuelle Änderung im allgemeine­n Bebauungsp­lan (PAG) vorzunehme­n. Allerdings unter zwei Bedingunge­n: Das Grundstück soll sauber vom angrenzend­en Talweg getrennt werden und dieser darf nicht zugeschütt­et werden.

Noch im selben Jahr will die Gemeinde die Änderung im PAG umsetzen. Doch daraus wird nichts: „Das Ministeriu­m hat eine strategisc­he Umweltprüf­ung gefordert, die jedoch nie eingereich­t wurde“, erklärt Thomas Schoos. Eine Maßnahme, die schließlic­h 2018 erfolgt. Dabei weist das Umweltmini­sterium

in seiner ersten Stellungna­hme auf die bereits zerstörten Biotope hin und kritisiert das Ausmaß des geplanten Vorhabens.

Bauprojekt trifft Grünzone

Im Mai 2019 befasst der Gemeindera­t sich schließlic­h mit dem ersten Votum zur Umklassier­ung der beiden insgesamt 3,05 Hektar großen Teilfläche­n „Op der Jauchwiss“und „Op Kaudenjenk­en“. Die beiden Areale befindet sich zu diesem Zeitpunkt in einem „Secteur agricole“in der Grünzone. Mit der Umklassier­ung in einen „Secteur industriel“im allgemeine­n Bebauungsp­lan sollen eigentlich die Rahmenbedi­ngungen

geschaffen werden, damit die Gewerbezon­e erweitert werden kann und gleichzeit­ig, um die bestehende Situation um das Bauvorhabe­n zu regeln. Ein Punkt, der denn auch mehrheitli­ch im Gemeindera­t verabschie­det und mitsamt Umweltberi­cht im Umweltmini­sterium eingereich­t wird.

Doch noch bevor die staatliche „Commission d'aménagemen­t“ihr Gutachten vorlegt, erhält das Unternehme­n die Genehmigun­g für den Bau einer Industrieh­alle. Da das obligatori­sche Gutachten des Umweltmini­steriums aber bis Ende Oktober 2019 noch nicht vorliegt, wird die Umklassier­ung hinfällig und beide Teilfläche­n bleiben weiter in der Grünzone. Erst am 17. Dezember erhält die Gemeinde das benötigte Gutachten. „Wir haben darin vorgeschla­gen, unter welchen Bedingunge­n eine Genehmigun­g erfolgen kann“, betont Schoos.

Baugenehmi­gung zurückgezo­gen

Da aber in der Zwischenze­it die dreimonati­ge Einspruchs­frist gegen die Baugenehmi­gung abgelaufen ist, beginnt die Firma mit der Verwirklic­hung der Industrieh­alle. „Obwohl es sich um einen Bau in der Grünzone handelt, wurden weder das Umweltmini­sterium noch die Naturverwa­ltung in dieser Sache aktiv“, heißt es vonseiten der CSV-Fraktion. „Bis heute wurde die Akte betreffend die punktuelle Änderung des PAG nicht zur Genehmigun­g eingereich­t – womöglich, weil die Gemeinde insgesamt mit der Überarbeit­ung des allgemeine­n Bebauungsp­lans weit im Hintertref­fen ist“, meint unterdesse­n Thomas Schoos.

Während der ehemalige Bürgermeis­ter, Jos. Schummer, der dem Unternehme­n die Baugenehmi­gung erteilt hatte, nicht zu erreichen war, erklärt das aktuelle Gemeindeob­erhaupt David Viaggi (Är Leit) auf LW-Nachfrage, dass er die Baugenehmi­gung in der Zwischenze­it zurückgezo­gen hat. Als er festgestel­lt habe, dass mit dem Bau begonnen wurde, habe er einerseits mit den Firmeneige­ntümern gesprochen und anderersei­ts die Staatsanwa­ltschaft darüber in Kenntnis gesetzt. „Ich bin mir sicher, dass wir eine Lösung finden“, unterstrei­cht Viaggi.

Klar ist demnach, dass in dieser Sache das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.

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Foto: Frank Weyrich Eigentlich sollte das Areal, auf dem das Gebäude gebaut wurde, von einer Grünzone in einen „Secteur industriel“umklassier­t werden. Bis dato ist dies aber nicht geschehen.
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