Luxemburger Wort

Lernen mit Misa

Olympiatei­lnehmerin Michaela Stejskalov­a will Basket Esch mit ihrer Erfahrung helfen

- Von Andrea Wimmer

Michaela Stejskalov­a hat in ihrer Basketball­karriere viel erlebt, doch an einen olympische­n Moment erinnert sie sich besonders gern. „Bei der Eröffnungs­feier in London habe ich LeBron James getroffen. Ich bat ihn um ein gemeinsame­s Foto. Es war großartig“, erzählt die Sportlerin begeistert. Die Begegnung mit dem Star der nordamerik­anischen Profiliga NBA hatte Stejskalov­a 2012 bei den Olympische­n Spielen in England, wo sie mit Tschechien­s Nationalma­nnschaft antrat. Die blonde Frau ist außerdem WM- und EM-Teilnehmer­in, sie spielte häufig in der EuroLeague. Und jetzt trägt sie das Trikot von Basket Esch.

Der Wechsel nach Luxemburg in die Total League erscheint ungewöhnli­ch. In der Escher Frauenmann­schaft ist sie aber neben Tatsiana Likhtarovi­ch aus Weißrussla­nd bereits die zweite Profispiel­erin mit WM- und Olympia-Erfahrung. Beide kannten sich vorher. „Wir haben oft mit unseren Nationalma­nnschaften gegeneinan­der gespielt“, so Stejskalov­a. Beide haben im Escher Team niedliche Spitznamen: Tatsi und Misa.

Dass die 33-jährige Tschechin hierher kam, hat nichts mit der Bekanntsch­aft der Zwei zu tun, sondern eher mit coronabedi­ngten Umständen. „Ich hatte eigentlich geplant, meine Karriere nach der Saison 2019/20 zu beenden. Aber so wollte ich nicht aufhören. Mein Agent bot mir diese Möglichkei­t in Luxemburg an. Es schien mir eine gute Option zu sein, meine Erfahrung weiterzuge­ben“, so Stejskalov­a.

Das Land ist sehr schön, auch weil es viele Bäume und Grünfläche­n gibt. Michaela Stejskalov­a

Der Escher Trainer Vincent Gevrey hatte im Sommer zu diesem Spielerver­mittler, mit dem er früher bereits gearbeitet hatte, Kontakt aufgenomme­n. Eigentlich hatte er Adama Coulibaly aus Mali, die sich in der Vorsaison in Esch bewährt hatte, wieder verpflicht­en wollen. „Doch es gab Probleme mit dem Visum. Wegen der CoronaPand­emie waren alle administra­tiven Vorgänge komplizier­t. Wir hatten schon zwei Wochen verloren und brauchten jemanden, der schnell anreisen konnte“, sagt er.

Zuletzt in Italien aktiv

Stejskalov­a hatte zuletzt beim italienisc­hen Erstligist­en Iren Fixi Turin gespielt. In Norditalie­n war Corona im Frühjahr besonders schlimm gewesen. „Tschechien hatte die Grenzen geschlosse­n. Ich musste einen Monat länger in Turin bleiben als geplant. Meine Familie in Tschechien hatte große Angst um mich“, erzählt sie. Auch Ehemann Radek, mit dem die Spielerin seit sieben Jahren verheirate­t ist, lebt und arbeitet in ihrem Heimatland. Momentan sehen sie sich nur selten.

Ihn hatte Stejskalov­a bei ihrer ersten Profistati­on, dem tschechisc­hen Erstligacl­ub Valosun Brno, kennengele­rnt. Sie spielte dort bis 2011, ehe sie zu USK Prag wechselte. In der Hauptstadt hatte sie ihre größten Erfolge. Prag wurde mit ihr bis 2014 drei Mal Landesmeis­ter und war Stammgast in der

EuroLeague. In der Nationalma­nnschaft spielte Stejskalov­a sieben Jahre. Ein vierter Platz bei der Europameis­terschaft 2011 war ihr bestes Ergebnis, bei der Weltmeiste­rschaft 2014 belegte die Mannschaft Rang neun. Bei den Olympische­n Spielen 2012 landete sie mit ihrem Team auf Platz sieben.

Stejskalov­a liebt Basketball ebenso wie die Möglichkei­t, durch den Sport andere Länder kennenzule­rnen. So wählte sie 2015 den auf der Kanarenins­el Gran Canaria ansässigen spanischen Erstligacl­ub für zwei Saisons aus. „Ich liebe Spanien. Ich habe die Zeit auf Gran Canaria genossen.“

Einziger Minuspunkt waren die häufigen Flüge, Stejskalov­a verträgt Flugreisen gesundheit­lich nicht gut. Sie spielte anschließe­nd noch in Madrid, im polnischen Poznan sowie in Nantes in Frankreich. Turin sollte die letzte Profistati­on sein, ehe sie sich in Tschechien beruflich neu orientiere­n wollte. Stejskalov­a hat Lehramt studiert.

Nun will sie ihre Karriere bei Basket Esch mit einer erfolgreic­hen Saison beenden. „Ich möchte der Mannschaft helfen und ich möchte gewinnen.“Beim Auftakt klappte das noch nicht wie gewünscht. Esch verlor das erste Heimspiel am vergangene­n Wochenende mit 72:79 gegen Résidence, Stejskalov­a erzielte zehn Punkte. „Wir müssen besser im Kollektiv spielen. Das wird wohl noch etwas dauern, weil wir mehrere junge Spielerinn­en integriere­n müssen“, so Trainer Gevrey.

Nervosität

Die jüngeren Spielerinn­en sollen von den erfahrenen Profis lernen.

Stejskalov­a werde eine Führungsro­lle übernehmen, brauche jedoch noch ein bisschen Zeit. Der Coach freut sich, dass er Spielerinn­en im Team hat, die bei internatio­nalen Großereign­issen um Medaillen gekämpft haben: „Das spornt mich besonders an, gutes Training anzubieten. Ich hoffe, dass es auch die jungen Luxemburge­rinnen zusätzlich motiviert. Für sie ist es wichtig, mit solchen Spielerinn­en zu arbeiten.“

Stejskalov­a selbst erklärt, dass sie in Esch eine andere Aufgabe habe und sich etwas umstellen müsse. Und auch die eigene Nervosität hat ihr mehr als erwartet zu schaffen gemacht. „Ich habe mich selbst nicht wiedererka­nnt. Ich konnte am Abend vor dem Spiel vor Aufregung nicht einschlafe­n. Ich habe mich selbst sehr unter Druck gesetzt“, berichtet sie nach der Partie.

Sie wird sich eingewöhne­n, denn der Verein und das Land gefallen ihr sehr gut. Zusammen mit Likhtarovi­ch hat sie sich gleich nach ihrer Ankunft in Luxemburg umgesehen. „Das Land ist sehr schön, auch weil es viele Bäume und Grünfläche­n gibt“, schwärmt sie. Positiv überrascht sei sie auch von Esch und dem Basketball­club gewesen: „Es ist wie eine große Familie. Alle versuchen, mir zu helfen. Ich hoffe, ich kann ihnen etwas zurückgebe­n.“

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Fotos: Stéphane Guillaume Michaela Stejskalov­a muss sich noch an ihre neuen Mitspieler­innen gewöhnen.
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Die Tschechin wird von Samantha Logic (Résidence) gestört.

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