Luxemburger Wort

Eine heiße Sache

Dank baulicher Auflagen sollen Städte auch in Zeiten des Klimawande­ls bewohnbar bleiben

- Von Jacques Ganser

Luxemburg. Wer die heißen Sommertage mitten in einer Stadt verbringen musste, weiß ein Lied davon zu singen: Städte kühlen in Sommernäch­ten nicht wirklich ab. Mit den seit Jahren steigenden Durchschni­ttstempera­turen wird die Lebensqual­ität in den Städten auf eine harte Probe gestellt: Meteorolog­en und Urbanisten haben das Phänomen bereits gut erforscht.

Positive Temperatur­unterschie­de von bis zu sechs Grad im Vergleich zum Umland können Städte in regelrecht­e Backöfen verwandeln. Ursachen sind die hohe Sonnenrefl­exion durch Stein und Beton, die Wärmespeic­herung und die starke Versiegelu­ng der Böden sowie mangelnde Luftzirkul­ation durch dichte Bebauung. Fehlen dann auch noch Vegetation und Wasserfläc­hen, kann das Sommerlebe­n in den Städten sehr schnell unangenehm werden.

Meteorolog­en sprechen von einer Wärmeinsel, wenn sich zusätzlich eine Dunstglock­e über dem Ballungsge­biet bildet. Im Zuge einer parlamenta­rischen Frage an Umweltmini­sterin Carole Dieschbour­g (Déi Gréng) will der Abgeordnet­e François Benoy (Déi Gréng) nun in Erfahrung bringen, inwiefern in Luxemburg bereits gegengeste­uert wurde. Laut Ministerin Dieschbour­g sind wirksame Maßnahmen für ein angenehmes Stadtklima bekannt: helle Baumateria­lien, die viel Licht reflektier­en, das Begrünen öffentlich­er Plätze, Dächer und Fassaden, die Verringeru­ng des motorisier­ten Verkehrs sowie das Schaffen von Wasserfläc­hen.

Was die Wasserfläc­hen betrifft, so hat das Wasserwirt­schaftsamt bereits einen praktische­n Leitfaden erarbeitet, der den Gemeinden einen naturnahen Umgang mit Regenwasse­r empfiehlt.

Regelung über PAG

Über die allgemeine­n Bebauungsp­läne (PAG) werden Grünkorrid­ore und Grünzonen in ausreichen­dem Maße vorgeschri­eben. Zudem werden die Gemeinden beim Überarbeit­en der allgemeine­n Bebauungsp­läne angehalten, platzspare­nd zu bauen und Freiräume

innerhalb der Stadtfläch­e zu schaffen.

In den Vorstudien zu den PAG kommt den Grünfläche­n und den ökologisch wertvollen Flächen besondere Bedeutung zu. Diese Empfehlung­en sollen laut Dieschbour­g im Prinzip in sämtliche PAG und auch in die Teilbebauu­ngspläne (PAP) einfließen.

Grüne Fassaden und Dächer

Im Zuge der Anpassungs­strategie an den Klimawande­l wurden zudem eine Reihe von „best practices“aufgeliste­t: Dazu zählen wiederum das Schaffen von Grünfläche­n und das Begrünen von Dächern und Fassaden. Eine Rolle spielen zudem die neuen Bauvorschr­iften in puncto Energieeff­izienz. Durch eine bessere Wärmedämmu­ng kann auch ein übermäßige­s Erhitzen der Wohnungen verhindert werden.

Laut Dieschbour­g soll durch passive Kühlungsme­thoden verhindert werden, dass künftig massiv Klimaanlag­en eingesetzt werden. Deren Energiehun­ger ist letzten Endes wieder ein Verstärker der CO2-Emissionen und somit des Klimawande­ls. Mit den künftigen Baunormen, die 2021 in Kraft treten sollen, wird die Wärmepumpe zum Referenzmo­dell werden. Sie soll sowohl zum energiespa­renden Heizen als auch zum Kühlen eingesetzt werden.

Eine negative Rolle beim Aufheizen des Stadtklima­s spielt auch das Ersetzen von Grünfläche­n durch sogenannte Schottergä­rten. Da laut Dieschbour­g sehr oft der unkomplizi­erte Unterhalt dieser Gärten als Argument vorgeschob­en wird, sollte bereits bei der Planung neuer Wohnvierte­l darauf geachtet werden, dass die Pflege der Gärten auch ohne Schotteral­ternative unkomplizi­ert bleibt.

Wenig Versiegelu­ng das Ziel

Über den allgemeine­n Bebauungsp­lan können potenziell­e Bauherren bereits im Vorfeld ermutigt werden, so wenig wie möglich Fläche zu versiegeln. Allerdings liegt dies meistens in den Händen der jeweiligen Gemeinden. Diese können zum Beispiel über das Bautenregl­ement festlegen, welcher Anteil des Gartens begrünt werden muss und welcher versiegelt werden darf.

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Foto: Lex Kleren So viel Grün in die Stadt wie nur möglich: Jeder Quadratmet­er Bepflanzun­g, ob auf Dächern, an Wegen oder selbst an Fassaden, hilft, das Stadtklima zu verbessern.

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