Eine heiße Sache
Dank baulicher Auflagen sollen Städte auch in Zeiten des Klimawandels bewohnbar bleiben
Luxemburg. Wer die heißen Sommertage mitten in einer Stadt verbringen musste, weiß ein Lied davon zu singen: Städte kühlen in Sommernächten nicht wirklich ab. Mit den seit Jahren steigenden Durchschnittstemperaturen wird die Lebensqualität in den Städten auf eine harte Probe gestellt: Meteorologen und Urbanisten haben das Phänomen bereits gut erforscht.
Positive Temperaturunterschiede von bis zu sechs Grad im Vergleich zum Umland können Städte in regelrechte Backöfen verwandeln. Ursachen sind die hohe Sonnenreflexion durch Stein und Beton, die Wärmespeicherung und die starke Versiegelung der Böden sowie mangelnde Luftzirkulation durch dichte Bebauung. Fehlen dann auch noch Vegetation und Wasserflächen, kann das Sommerleben in den Städten sehr schnell unangenehm werden.
Meteorologen sprechen von einer Wärmeinsel, wenn sich zusätzlich eine Dunstglocke über dem Ballungsgebiet bildet. Im Zuge einer parlamentarischen Frage an Umweltministerin Carole Dieschbourg (Déi Gréng) will der Abgeordnete François Benoy (Déi Gréng) nun in Erfahrung bringen, inwiefern in Luxemburg bereits gegengesteuert wurde. Laut Ministerin Dieschbourg sind wirksame Maßnahmen für ein angenehmes Stadtklima bekannt: helle Baumaterialien, die viel Licht reflektieren, das Begrünen öffentlicher Plätze, Dächer und Fassaden, die Verringerung des motorisierten Verkehrs sowie das Schaffen von Wasserflächen.
Was die Wasserflächen betrifft, so hat das Wasserwirtschaftsamt bereits einen praktischen Leitfaden erarbeitet, der den Gemeinden einen naturnahen Umgang mit Regenwasser empfiehlt.
Regelung über PAG
Über die allgemeinen Bebauungspläne (PAG) werden Grünkorridore und Grünzonen in ausreichendem Maße vorgeschrieben. Zudem werden die Gemeinden beim Überarbeiten der allgemeinen Bebauungspläne angehalten, platzsparend zu bauen und Freiräume
innerhalb der Stadtfläche zu schaffen.
In den Vorstudien zu den PAG kommt den Grünflächen und den ökologisch wertvollen Flächen besondere Bedeutung zu. Diese Empfehlungen sollen laut Dieschbourg im Prinzip in sämtliche PAG und auch in die Teilbebauungspläne (PAP) einfließen.
Grüne Fassaden und Dächer
Im Zuge der Anpassungsstrategie an den Klimawandel wurden zudem eine Reihe von „best practices“aufgelistet: Dazu zählen wiederum das Schaffen von Grünflächen und das Begrünen von Dächern und Fassaden. Eine Rolle spielen zudem die neuen Bauvorschriften in puncto Energieeffizienz. Durch eine bessere Wärmedämmung kann auch ein übermäßiges Erhitzen der Wohnungen verhindert werden.
Laut Dieschbourg soll durch passive Kühlungsmethoden verhindert werden, dass künftig massiv Klimaanlagen eingesetzt werden. Deren Energiehunger ist letzten Endes wieder ein Verstärker der CO2-Emissionen und somit des Klimawandels. Mit den künftigen Baunormen, die 2021 in Kraft treten sollen, wird die Wärmepumpe zum Referenzmodell werden. Sie soll sowohl zum energiesparenden Heizen als auch zum Kühlen eingesetzt werden.
Eine negative Rolle beim Aufheizen des Stadtklimas spielt auch das Ersetzen von Grünflächen durch sogenannte Schottergärten. Da laut Dieschbourg sehr oft der unkomplizierte Unterhalt dieser Gärten als Argument vorgeschoben wird, sollte bereits bei der Planung neuer Wohnviertel darauf geachtet werden, dass die Pflege der Gärten auch ohne Schotteralternative unkompliziert bleibt.
Wenig Versiegelung das Ziel
Über den allgemeinen Bebauungsplan können potenzielle Bauherren bereits im Vorfeld ermutigt werden, so wenig wie möglich Fläche zu versiegeln. Allerdings liegt dies meistens in den Händen der jeweiligen Gemeinden. Diese können zum Beispiel über das Bautenreglement festlegen, welcher Anteil des Gartens begrünt werden muss und welcher versiegelt werden darf.