Der Teufel kehrt zurück
Nach mehreren Jahren wurden wieder Tasmanische Teufel auf dem Festland ausgewildert
Er ist ein unerschrockener, angriffslustiger kleiner Kerl: der Sarcophilus harrisii, besser bekannt als Tasmanischer Teufel. Anzutreffen ist er auf der australischen Insel Tasmanien, die ihm auch den Namen gegeben hat. Vor Tausenden Jahren allerdings war er auch auf dem australischen Festland verbreitet, bis er dort laut Wissenschaftlern vor 3 000 Jahren wegen der Ausbreitung von Ureinwohnern immer weniger Nahrung fand und auch von Dingos, australischen Wildhunden, gejagt und so schließlich ausgerottet wurde.
Nun ist das größte fleischfressende Beuteltier der Welt zurück auf dem roten Kontinent. Die Tierschutzorganisation Aussie Ark hat zusammen mit anderen Organisationen 26 Tasmanische Teufel in einem Schutzgebiet bei Barrington Tops nördlich von Sydney ausgesetzt. „Das ist ein historischer Schritt. Wir haben mehr als ein Jahrzehnt auf diesen Moment hingearbeitet“, sagte Tim Faulkner von Aussie Ark gegenüber Medienvertretern. 16 Jahre Arbeit und ein eigenes Zuchtprogramm stecken hinter der Auswilderung. „In 100 Jahren wird dieser Tag bekannt sein als derjenige Tag, an dem die ökologische Wiederherstellung des ganzen Landes begann.“
Schutz vor Wildkatzen und Füchsen Damit spricht er einen weiteren Grund für die Wiederansiedlung des bis zu 65 Zentimeter langen und acht Kilogramm schweren Beuteltiers an. Nicht nur soll sich damit der arg dezimierte Bestand des Tasmanischen Teufels, auch bekannt als Beutelteufel, langfristig erholen. Das Raubtier ist auch Aasfresser und soll als solcher seine Umwelt von Krankheiten fernhalten. Noch wichtiger: Mit seiner Präsenz hoffen Experten, dass er andere gefährdete einheimische Tierarten beschützt.
Bedrohte Tierart
Australien hat eine lange Geschichte von nicht-einheimischen Tierarten, die das Ökosystem nach wie vor stark beschädigen. Das bekannteste Beispiel ist wohl die Einfuhr der Aga-Kröte, auch bekannt als Riesenkröte. In den 1930er-Jahren wurden Tausende Exemplare im Land ausgesetzt, mit der Hoffnung, sie würden einen Zuckerrohr-Schädling beseitigen. Doch das Unterfangen stellte sich schnell als Schuss ins eigene Bein heraus. Die Kröte hat in Australien keinen natürlichen Feind und vermehrte sich rasant. Schätzungen gehen mittlerweile von über 200 Millionen Kröten im Land aus, sie beschädigen die einheimische Pflanzenwelt nach wie vor massiv.
Australier sehen es deshalb als ihre Pflicht, jede Kröte, die ihnen über den Weg hüpft, zu töten. Auch Tierschutzorganisationen stehen dahinter.
Der Tasmanische Teufel wird dieses Problem wohl nicht beseitigen können. Doch soll er laut Wissenschaftlern schützende Wirkung auf andere einheimische Tierarten haben. Denn diese sind nach zehntausenden Jahren auf dem abgeschiedenen Kontinent importierten Feinden meist schutzlos ausgeliefert. So hat der Tasmanische Teufel gemäß einem
Bericht von „National Geographic“abschreckende Wirkung auf Wildkatzen, die nachts gerne kleine einheimische Beutelsäuger jagen. Auch importierte Fuchsarten sollen vom aggressiven Tasmanischen Teufel verschreckt und somit einheimische Tiere geschützt werden. Wildkatzen und Füchse sind laut Berichten für das Aussterben von geschätzt 40 Tierarten in Australien verantwortlich. „Es geht hier also um mehr als den Tasmanischen Teufel“, gab Tim Faulkner von Aussie Ark zu Protokoll.
15 Teufel waren bereits im März in einem eingezäunten Areal ausgesetzt worden. Nachdem sich diese laut den Experten gut entwickelten, entschieden sie, weitere elf Tiere auszuwildern. „Jetzt sind sie frei und können machen, was sie wollen“, so Tim Faulkner. Wenn alles gut verläuft, werden in den nächsten zwei Jahren weitere 40 Tiere in die Freiheit entlassen.
Noch 25 000 von 150 000
Der Tasmanische Teufel ist für Menschen in der Regel ungefährlich. Schätzungen gehen von 25 000 Tieren aus, die derzeit noch in freier Wildbahn auf Tasmanien leben. Zugesetzt hat dem Tier eine heimtückische und ansteckende Tumorkrankheit, die erstmals 1996 festgestellt wurde. Diese befällt zuerst das Maul und breitet sich danach über den ganzen Körper aus. Die Tiere verhungern, da die Tumore sie beim Fressen stören. Vor der Krankheit gab es einen Bestand von bis zu 150 000 Tieren. Seit Jahren wird intensiv an Gegenmaßnahmen geforscht, damit sich der Bestand der Tiere wieder erholt.
Das ist ein historischer Schritt. Wir haben mehr als ein Jahrzehnt auf diesen Moment hingearbeitet. Tim Faulkner, Aussie Ark