Europa wehrt sich gegen Corona – viele Neuinfektionen
In zahlreichen Ländern tagen Corona-Krisenrunden – Große Sorgen, dass es in den nächsten Tagen und Wochen noch schlimmer kommt
Berlin. Die Corona-Krise ist in Europa das alles beherrschende Thema. Mit dem Herbst steigt auch die Zahl der Neuinfektionen wieder deutlich. Überall wird in Krisenrunden beraten, wie eine zweite Welle verhindert werden kann. Ein Überblick über die Lage in einigen europäischen Staaten.
Deutschland
Immer mehr deutsche Städte werden zu Corona-Hotspots und fahren daher die Sicherheitsmaßnahmen zum Eingrenzen der Pandemie hoch. Am Wochenende meldeten unter anderem Köln, Stuttgart, Essen und Mainz das Überschreiten der wichtigen Warnstufe von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen. Andere Großstädte wie Berlin, Frankfurt und Bremen waren schon zuvor über diese Marke gestiegen. Dies war auch im Eifelkreis Bitburg-Prüm (68) der Fall. Dort soll sich am Montag eine regionale Task Force zusammensetzen und gemeinsame Empfehlungen herausgeben.
Frankreich
Frankreich meldete am Wochenende annähernd 27 000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden – so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Die Zahl machte damit noch mal einen deutlichen Sprung nach oben. Die Zahl der Todesfälle stieg bis Samstagabend um 54 auf 32 684. In Großstädten wie Paris, Lyon und Marseille gilt bereits die höchste Corona-Warnstufe. Dort mussten Bars und gastronomische Einrichtungen, die keine Speisen verkaufen, für zwei Wochen schließen.
Italien
In Italien beraten Politik und Experten fast täglich in Krisenrunden über neue Schritte, um die weitere Verbreitung des Virus zu stoppen. Das 60-Millionen-Einwohner-Land zählte am Samstag 5 724 neue Ansteckungen binnen 24 Stunden. Es kamen 29 Covid-19Tote hinzu – nun sind es 36 140 Opfer. Inzwischen muss auch im Freien Maske getragen werden. Jetzt berät die Regierung in Rom darüber, private Feiern noch weiter einzuschränken. Auch Menschentrauben, die abends vielerorts vor Bars und Restaurants zu sehen sind, könnten verboten werden. Zudem drohen Einschränkungen für den Amateursport.
Großbritannien
Großbritannien steht nach Ansicht von Wissenschaftlern an einem „Scheideweg“in der Corona-Krise. Der Epidemiologe Jonathan Van-Tam – ein Berater von Premierminister Boris Johnson – sagte am Sonntag: „Leider wird in den kommenden Wochen, genau wie die Nacht auf den Tag folgt, die Zahl der Todesfälle zunehmen.“Allein am Samstag wurden mehr als 15 000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Zehntausende sind gestorben. Genaue Zahlen sind schwer zu bekommen, weil Tests fehlen. Jeder Landesteil entscheidet über seine eigenen Regeln. Johnson will Berichten zufolge am Montag ein neues dreistufiges MaßnahmenPaket für England vorstellen.
Spanien
Spanien ist mit 850 000 Infektionen ebenfalls schlimm betroffen. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen lag zuletzt bei 115. Im gleichen Zeitraum gab es 541 Tote. Der Anteil der Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern steigt. Auch hier gilt Maskenpflicht im Freien. Viele Gebiete und Gemeinden sind abgeriegelt. Über die Hauptstadt verhängte die Regierung für zwei Wochen den Notstand. Madrid und einige Vororte dürfen nur noch mit triftigem Grund verlassen werden – etwa für den Weg zur Arbeit oder für Arztbesuche.
Betroffen sind knapp 4,8 Millionen Menschen.
Tschechien
Die Zahl der Neuinfektionen steigt nach Einschätzung der Regierung enorm. Ministerpräsident Andrej Babis schließt inzwischen einen zweiten Lockdown wie im Frühjahr nicht mehr aus. Am Freitag gab es mit 8 618 Neuinfektionen den vierten Tagesrekord in Folge. Am Samstag kamen 4 635 Fälle hinzu – dies war der höchste Wert an einem Wochenende. Tschechien verzeichnete seit Beginn der Pandemie 948 Todesfälle. Von Montag an müssen Theater, Kinos, Museen, Galerien und Sportstätten schließen.
Polen
Wegen der steigenden Zahlen hat Ministerpräsident Mateusz Morawiecki strengere Maßnahmen angekündigt, auch die Wiedereinführung von speziellen Einkaufsstunden nur für Ältere. Seit dem Wochenende gilt Maskenpflicht auch im Freien. dpa
Leider wird in den kommenden Wochen die Zahl der Todesfälle zunehmen. Der britische Epidemiologe Jonathan Van-Tam