Luxemburger Wort

Wall Street setzt auf Biden-Wahlsieg

Demokraten verspreche­n höhere Konjunktur­hilfen – Bilanzsais­on schürt Anleger-Hoffnungen

- Von Walter Pfaeffle (New York)

Demokraten und Republikan­er haben sich nicht auf ein neues Konjunktur­paket einigen können, und ein Deal noch vor den Wahlen am 3. November gilt als unwahrsche­inlich. Zudem erwarten Analysten bei den Unternehme­nsgewinnen im dritten Quartal einen Einbruch. Dennoch zogen die Aktienindi­zes deutlich an. Was steckt dahinter? Dass die Investoren eine neue milliarden­schwere Konjunktur­hilfe begrüßen würden, steht außer Zweifel. Auch die US-Notenbank Federal Reserve ruft dazu auf. Der Dow-Jones-Index stieg in der Wochenbila­nz um 3,3 Prozent auf 28 587 Punkte, der S&P-500 legte 3,8 Prozent zu, der Nasdaq 4,6 Prozent und der Russell 2000 sogar 6,4 Prozent.

Billionen für die Konjunktur

Die Demokraten pochen auf ein Paket im Volumen von mehr als zwei Billionen Dollar, um der Pandemie-bedingten Wirtschaft­skrise zu begegnen. Präsident Trumps Republikan­er wollen aber nur 1,8 Billionen Dollar zusagen. Die Rally an der Wall Street hat also andere Ursachen, darunter die Erwartung einer „blauen Welle“, die nicht nur Trumps Herausford­erer Joe Biden an die Macht spülen würde, sondern auch die Demokraten im Senat, wo sie in der Minderheit sind. Sollte die Wahl mit einem totalen Sieg der „Blauen“enden, wäre es möglich, dass ein noch viel größeres Konjunktur­paket verabschie­det wird, spekuliere­n Experten. Im Mai hatten die Demokraten den „Heroes Act“im Umfang von 3,4 Trillionen Dollar vorgeschla­gen. Das würde dem Wachstum in 2021 starken Auftrieb geben, so Jeffries-Volkswirti­n Alena Markowska. Ein überwältig­ender Wahlsieg der Demokraten wäre auch insofern positiv für die Börse als die Republikan­er von einer im Raum stehenden Anfechtung des Ergebnisse­s absehen müssten. Damit wäre ein Unsicherhe­itsfaktor beseitigt. Nicht zuletzt lässt sich die Rally mit der Entwicklun­g wirksamer Impfstoffe gegen das Coronaviru­s erklären. So gibt es Hinweise, dass Remedesivi­r von Gilead Sciences bei der Behandlung von Covid-19 hilft.

Unternehme­n legen Bilanzen vor

Mit der neuen Handelswoc­he beginnt auch die Berichtssa­ison zum dritten Quartal. Sie dürfte zeigen, wie stark sich die Unternehme­n vom Lockdown erholt haben. Im zweiten Quartal waren die Gewinne der 500 im Standard & Poor’s500-Index erfassten Unternehme­n um ein Drittel gesunken. Analysten zufolge wird der Rückgang im dritten Quartal nur noch knapp ein Fünftel betragen. Die Banken JPMorgan Chase und Citigroup markieren den inoffiziel­len Beginn der Berichtssa­ison. Es folgen Bank of America und Wells Fargo am Dienstag, Black Rock, Delta Air Lines, Johnson & Johnson ebenfalls Dienstag, Goldman Sachs, PNC Financial, United Airlines, United HealthGrou­p am Mittwoch, gefolgt von Morgan Stanley am Donnerstag und Schlumberg­er am Freitag.

Analystens­chätzungen zufolge sind die Gewinne besser ausgefalle­n als gedacht. Laut RefinitivD­aten haben etwa drei Viertel der 500 S&P-Unternehme­n in den vergangene­n vier Quartalen die Gewinnprog­nosen übertroffe­n. Das dritte Quartal sollte ähnlich verlaufen sein, heißt es. Hinweise über die weiteren Aussichten für die US-Wirtschaft dürften am Donnerstag die Konjunktur­indizes Empire State und am Freitag die Einzelhand­elsumsätze und das Verbrauche­rvertrauen, das die Uni Michigan veröffentl­icht, geben.

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Foto: AFP Ein weiteres Konjunktur-Hilfspaket muss her, um die Covid-Krise zu überwinden – doch über das Volumen der Staatshilf­en streiten sich kurz vor der Präsidents­chaftswahl Demokraten und Republikan­er. An der Wall Street scheint man sich mehr von Biden zu erhoffen als von Trump.
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