Staaten gegenüber Banken bevorzugt
Investoren verschmähen Anleihen von Kreditinstituten und setzen lieber auf sichere Häfen
Die Ausgabe neuer Bankenanleihen und besicherter Anleihen von Daueremittenten wie Banken und Sonderinstituten stockt im laufenden Jahr deutlich. Insgesamt dürfte dieser Sektor mit etwa 100 Milliarden Euro für das Gesamtjahr maßgeblich unter der Rekordmarke von 2019 von 151 Milliarden Euro liegen.
Die Ausgabe gedeckter Schuldverschreibungen, Pfandbriefen und Covered Bonds belief sich im Monat September 2020 auf zwölf Milliarden Euro, hier nutzten Emittenten die stabile Marktlage für längere Laufzeiten. Das Gros der Schuldner kam aus Österreich, Frankreich und Norwegen. Traditionell gelten diese stabilen Kreditnehmer als interessante Beimischung für viele Fonds und Versicherungen, da die Ausfallrisiken minimal sind.
Bei den Schuldverschreibungen der Finanzinstitute ohne besondere Deckung ist der rückläufige Trend nachhaltig. Zu einem hänge der schwächere Refinanzierungsbedarf der Institute allgemein mit der Corona-Pandemie zusammen, stellenweise sei der Bedarf der Unternehmen, die als Kreditnachfrager kaum noch auftreten, erheblich dezimiert. Die Klasse der Bankenschuldverschreibungen konkurriert mit der Fülle der in diesem Jahr begebenen Staatsanleihen.
Kreditausfälle mit Verzögerung
Das EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel äußerte sich zuletzt kritisch zur Situation im Bankensektor. So könnten sich die Verbesserungen der Hilfsmaßnahmen der EZB und der Regierungen nur als temporär erweisen, da Kreditausfälle mit einer Verzögerung von mehreren Quartalen auf eine Rezession folgen. Rückstellungen und Abschreibungen verringern bereits die Eigenkapitalrendite und verdeutlichen damit die Anfälligkeit des Sektors. Die Zinssituation erschwere die Suche nach interessanten Aktiva. Weil aber die Konkurrenz so stark ausgeprägt ist, benötigen die Institute aktuell weniger Refinanzierung. Der EZB zufolge wären die europäischen Banken im Falle eines zweiten, weitreichenden Lockdowns mit notleidenden Krediten im Umfang von einer Billion stark beeinträchtigt.
Innerhalb der EU-Staaten machen die Peripherieländer mit den ansehnlichen Renditen dem Bereich der Bankenanleihen das Leben
schwer. Beispielsweise hat die stark steigende Nachfrage nach italienischen BTPs das dortige Zinsniveau auf ein absolutes Rekordtief getrieben und damit deutlich von der Ein-Prozent-Grenze weg nach unten verschoben. Mit 0,71 Prozent erreichte die Rendite für die Zehnjährige in Mailand ein absolutes Rekordtief. Diese starke Performance verdankt die italienische Benchmark dem baldigen Beginn der Ausgabe der Anleihen für den Wiederaufbaufonds, sie legte im Wochenvergleich 0,90 Euro auf 109,20 Euro zu. Das Papier, das mit einem Kupon von 1,65 Prozent ausgestattet ist und über eine Laufzeit bis Dezember 2030 verfügt, wurde stark gesucht. Italien wird einer der größten Profiteure dieses Programms werden, das allerdings noch von allen 27 Regierungen genehmigt werden muss. An den Kapitalmärkten nehmen die Investoren dies aber bereits euphorisch vorweg.