Erhöhte Sensibilität
Das vor kurzem beendete dritte Quartal dürfte für viele Anleger sehr erfreulich verlaufen sein: Eine dynamische Konjunkturerholung, erste Aufwärtsrevisionen bei Wachstumsund Gewinnschätzungen und ein erträglicher Coronaverlauf mündeten in überdurchschnittliche Erträge für Aktien und Unternehmensanleihen. Ins vierte Quartal hineinblickend kann man bei einigen dieser positiven Treiber ein gewisses Nachlassen erkennen, wobei vor allem die erneute Verschärfung beim Infektionsgeschehen ins Auge fällt. Dies dürfte die Kapitalmärkte für aufkommende Unsicherheitsfaktoren – etwa im Zusammenhang mit der US-Präsidentschaftswahl – sensibilisieren.
Jenseits des Atlantiks könnte kommende Woche das zweite Rededuell zwischen Donald Trump und Joe Biden stattfinden, falls die Virusinfektion eine Teilnahme des Präsidenten zulässt. Auch die Anhörungen zur Nachbesetzung einer Richterstelle des Obersten Gerichtshofs sind geplant. Die entscheidende Frage wird sein, ob
Donald Trump seinen Rückstand in den Umfragen wird verringern können. Diesseits des Atlantiks dürften auf dem EU-Gipfel Ende der Woche wichtige Weichenstellungen für den Brexit-Prozess vorgenommen werden. Auf Seiten der Konjunkturdaten steht in der kommenden Woche eine illustre Mischung an, bei der in den USA Konsumindikatoren und in Europa Zahlen zur Industrieproduktion im Mittelpunkt stehen.
Historisch waren die letzten Wochen vor amerikanischen Präsidentschaftswahlen an den Aktienmärkten oft schwankungsanfällig, nach der Wahl löste sich diese Anspannung aber regelmäßig. Die Skepsis gegenüber einem Wahlsieg der Demokraten scheint sich etwas zu verringern, getrieben von der Aussicht auf massiven fiskalischen Stimulus unter einem Präsidenten Joe Biden im nächsten Jahr. Es könnte sich also lohnen, einen möglichen Anstieg von Volatilität auszuhalten.