Die Restitutionsdebatte aus anderer Sicht
Berlin. In der Debatte um den Umgang mit Objekten aus kolonialen Zusammenhängen müssen aus Sicht der Direktorin des IberoAmerikanischen Instituts in Berlin, Barbara Göbel, „andere Durchlässigkeiten“erreicht werden. „Es reicht nicht mehr, nur anzuerkennen, dass es eine andere Perspektive auf ein Objekt gibt“, sagt die Ethnologin. „Es muss dazu führen, diese Perspektive in der Alltagsarbeit zu berücksichtigen.“Als Beispiel nannte die Wissenschaftlerin Materialien zu den Kogi-Masken. Das in Kolumbien beheimatete indigene Volk fordert die Rückgabe von Masken aus dem Ethnologischen Museum in Berlin. „Wir haben Vertretern der Gruppe alles vorgelegt: Landkarten, Tonaufnahmen, Fotosammlungen, Bücher, Zeitschriften“, berichtete die Wissenschaftlerin. „Es ging um den Zugang zu diesen Materialien.“Gleichzeitig räumt sie ein: „Es geht natürlich auch um Rückführung.“Eine neue Dimension ergibt sich im Bereich Fotografie. „Wir haben 120 000 Fotografien, sehr viele sind Aufnahmen indigener Personen aufgrund der Zeit, in der sie entstanden sind, und der Zusammenhänge als Ergebnis von Forschungen oder von Reisen“, erläuterte Göbel. Nun beginne eine Debatte, wer darüber entscheide, etwa Originale zurückzugeben und damit aus der Nutzung oder auch ganz aus der Sichtbarkeit zu nehmen. „Das sind Erfahrungen, die außerhalb Deutschlands viel stärker sind und innerhalb Deutschlands nicht systematisch diskutiert werden, mit denen wir uns aber auseinandersetzen müssen.“dpa