Wissen, was zu tun ist
Nationale Rettungsdienste starten Kurse zur Sicherheit und Unfallverhütung im Alltag
Luxemburg. Er ist klein, rot und für viele immer noch ein unbekanntes Wesen: der Feuerlöscher. Dabei kann ein beherzter Griff und schnelles Handeln in einer Notsituation oft Schlimmeres verhindern. Doch in der Realität schleicht sich oft Unsicherheit ein: Ist es der richtige Feuerlöscher für den Brand? Wie funktioniert er überhaupt? Da war wohl irgendwas mit einer Lasche? So können im Ernstfall schnell wertvolle Sekunden vergehen und aus einem kleinen Feuer schnell ein ausgewachsener Brand werden.
Mit einem neuen Kurs will das Corps grand-ducal d’incendie et de secours (CGDIS) die Bürger von nun an besser auf solche Extremsituationen vorbereiten. Ähnlich einem Erste- Hilfe-Kurs soll nicht nur ein Bewusstsein für Gefahrensituationen im Alltag geschaffen werden, sondern auch die richtigen Handlungsmuster geübt werden. Denn die Einsatzzahlen des Rettungsdienstes belegen, dass rund ein Drittel der Einsätze den Privatbereich betreffen. In insgesamt 16 Stunden lernen die Teilnehmer das richtige Verhalten bei Rauchentwicklung, Bränden und Haushaltsunfällen. Zudem soll das Gefahrenbewusstsein geschult werden und so Unfälle von vorneherein vermieden werden.
Hilfe zur Selbsthilfe
„Der Kurs beruht auf drei Säulen: Gefahren erkennen, Gefahren vermeiden und bei Gefahr richtig handeln“, erklärt Steve Mack, Leiter des Ausbildungszentrums des CGDIS, den Aufbau des Kurses. Dabei gehe es immer auch darum, die Widerstandsfähigkeit der Bürger zu stärken, so Mack weiter. Der Kurs ist gewissermaßen Hilfe zur Selbsthilfe.
Auch deshalb steht im Kurs nicht die Theorie im Vordergrund, sondern praxisnahe Alltagssituationen. Abgedeckt werden unterschiedliche Bereiche wie Brandschutz, richtiges Verhalten bei einem Verkehrsunfall in einem Tunnel und der Umgang mit einem Wespennest auf dem Dachboden.
Die ebenfalls bei der Vorstellung des Kurses in Niederfeulen anwesende Innenministerin Taina Bofferding (LSAP) sieht in dieser Vielseitigkeit des Kurses einen wertvollen Beitrag zum Bevölkerungsschutz: „Der Bürger steht am Anfang der Handlungskette in Notfällen. Deshalb ist es wichtig, ihn darauf vorzubereiten.“
Was genau dabei auf die Teilnehmer zukommt, veranschaulicht Daniel Jungers, der an der Ausarbeitung des Kurses mitgearbeitet hat. Neben ihm auf dem Tisch steht ein Haus, das der Laie auf den ersten Blick für ein Puppenhaus halten könnte. Jungers drückt einen Knopf und plötzlich quillt Rauch empor. Zunächst unten links im Heizungsraum, doch schnell verteilt sich der Qualm über das Treppenhaus im ganzen Haus. „Mit diesem Modell können wir einen Brand in einem Einfamilienhaus simulieren, der oft im Heizungskeller ausbricht“, erklärt Jungers und führt aus, „ohne Rauchmelder hätten die Bewohner wohl keine Chance.
Doch auch die richtige Positionierung der Rauchmelder ist wichtig.“Zudem sollten die Türen im Haus immer geschlossen sein, denn so breitet sich der Rauch nicht so schnell im Haus aus.
Richtig handeln im Brandfall
Wo Rauch ist, da ist auch oft Feuer. Und dort sind die ersten Handgriffe entscheidend. Vor dem Versammlungsraum in Niederfeulen lodern bereits die Flammen. Griffbereit stehen mehrere Feuerlöscher. Kurz werden die Unterschiede zwischen den einzelnen Feuerlöscherklassen erläutert. Dann setzt Daniel Jungers zur Brandbekämpfung an. Wichtig hierbei: die Windrichtung beachten. Sofern möglich sollte immer mit dem Wind gelöscht werden. Nähern sollte man sich einem Brand möglichst in geduckter Haltung, denn Rauch steigt
Daniel Jungers, Kursleiter beim CGDIS. Daniel Jungers hat den Kurs zur Sicherheit und Unfallverhütung mit ausgearbeitet. Zudem leitet der CGDIS-Mitarbeiter die Kurse auch. auf und es kann schnell zu einer Rauchvergiftung kommen. Ratschläge, die auch Innenministerin Taina Bofferding beim eigenen Löschversuch beherzigt. Schnell bringt auch sie das Feuer unter Kontrolle.
Feuerlöscher sollten übrigens auch in den eigenen Wänden an einer gut zugänglichen Stelle angebracht werden, wenn möglich auf einem Fluchtweg.
Einer der gefährlichsten Brände im Haushalt ist nach wie vor ein Fettbrand in der Küche. Dabei geht die Gefahr nicht bloß von dem Brand selbst aus, sondern vor allem von missglückten Löschversuchen. Denn wer versucht brennendes Fett mit Wasser zu löschen, wird blitzartig mit katastrophalen Konsequenzen konfrontiert.
Auch dieses Szenario wird in dem neuen Kurs des CGDIS veranschaulicht. Mit gebührendem Sicherheitsabstand wird eine Dose Wasser in einen Topf mit brennendem Fett geschüttet. Und sofort wird aus einem kleinen Feuer ein explodierender Feuerball. Der Grund: Wasser ist schwerer als Öl. Gießt man es in brennendes Öl sinkt es nach unten und verdampft dann schlagartig. Es kommt zu einer Fettexplosion. Richtig löschen sollte man einen Fettbrand deshalb nur mit einem geeigneten Feuerlöscher oder einer Löschdecke.
Wer Interesse an den neuen Kursen hat, kann sich über das Internetportal des CGDIS für einen von zwölf Terminen anmelden. Die Teilnahme am Kurs ist kostenlos. Abgehalten werden die Kurse quer durch das ganze Land – üblicherweise im Centre d’incendie et de secours der jeweiligen Gemeinden.