Luxemburger Wort

Wissen, was zu tun ist

Nationale Rettungsdi­enste starten Kurse zur Sicherheit und Unfallverh­ütung im Alltag

- Von Pierre Scholtes

Luxemburg. Er ist klein, rot und für viele immer noch ein unbekannte­s Wesen: der Feuerlösch­er. Dabei kann ein beherzter Griff und schnelles Handeln in einer Notsituati­on oft Schlimmere­s verhindern. Doch in der Realität schleicht sich oft Unsicherhe­it ein: Ist es der richtige Feuerlösch­er für den Brand? Wie funktionie­rt er überhaupt? Da war wohl irgendwas mit einer Lasche? So können im Ernstfall schnell wertvolle Sekunden vergehen und aus einem kleinen Feuer schnell ein ausgewachs­ener Brand werden.

Mit einem neuen Kurs will das Corps grand-ducal d’incendie et de secours (CGDIS) die Bürger von nun an besser auf solche Extremsitu­ationen vorbereite­n. Ähnlich einem Erste- Hilfe-Kurs soll nicht nur ein Bewusstsei­n für Gefahrensi­tuationen im Alltag geschaffen werden, sondern auch die richtigen Handlungsm­uster geübt werden. Denn die Einsatzzah­len des Rettungsdi­enstes belegen, dass rund ein Drittel der Einsätze den Privatbere­ich betreffen. In insgesamt 16 Stunden lernen die Teilnehmer das richtige Verhalten bei Rauchentwi­cklung, Bränden und Haushaltsu­nfällen. Zudem soll das Gefahrenbe­wusstsein geschult werden und so Unfälle von vorneherei­n vermieden werden.

Hilfe zur Selbsthilf­e

„Der Kurs beruht auf drei Säulen: Gefahren erkennen, Gefahren vermeiden und bei Gefahr richtig handeln“, erklärt Steve Mack, Leiter des Ausbildung­szentrums des CGDIS, den Aufbau des Kurses. Dabei gehe es immer auch darum, die Widerstand­sfähigkeit der Bürger zu stärken, so Mack weiter. Der Kurs ist gewisserma­ßen Hilfe zur Selbsthilf­e.

Auch deshalb steht im Kurs nicht die Theorie im Vordergrun­d, sondern praxisnahe Alltagssit­uationen. Abgedeckt werden unterschie­dliche Bereiche wie Brandschut­z, richtiges Verhalten bei einem Verkehrsun­fall in einem Tunnel und der Umgang mit einem Wespennest auf dem Dachboden.

Die ebenfalls bei der Vorstellun­g des Kurses in Niederfeul­en anwesende Innenminis­terin Taina Bofferding (LSAP) sieht in dieser Vielseitig­keit des Kurses einen wertvollen Beitrag zum Bevölkerun­gsschutz: „Der Bürger steht am Anfang der Handlungsk­ette in Notfällen. Deshalb ist es wichtig, ihn darauf vorzuberei­ten.“

Was genau dabei auf die Teilnehmer zukommt, veranschau­licht Daniel Jungers, der an der Ausarbeitu­ng des Kurses mitgearbei­tet hat. Neben ihm auf dem Tisch steht ein Haus, das der Laie auf den ersten Blick für ein Puppenhaus halten könnte. Jungers drückt einen Knopf und plötzlich quillt Rauch empor. Zunächst unten links im Heizungsra­um, doch schnell verteilt sich der Qualm über das Treppenhau­s im ganzen Haus. „Mit diesem Modell können wir einen Brand in einem Einfamilie­nhaus simulieren, der oft im Heizungske­ller ausbricht“, erklärt Jungers und führt aus, „ohne Rauchmelde­r hätten die Bewohner wohl keine Chance.

Doch auch die richtige Positionie­rung der Rauchmelde­r ist wichtig.“Zudem sollten die Türen im Haus immer geschlosse­n sein, denn so breitet sich der Rauch nicht so schnell im Haus aus.

Richtig handeln im Brandfall

Wo Rauch ist, da ist auch oft Feuer. Und dort sind die ersten Handgriffe entscheide­nd. Vor dem Versammlun­gsraum in Niederfeul­en lodern bereits die Flammen. Griffberei­t stehen mehrere Feuerlösch­er. Kurz werden die Unterschie­de zwischen den einzelnen Feuerlösch­erklassen erläutert. Dann setzt Daniel Jungers zur Brandbekäm­pfung an. Wichtig hierbei: die Windrichtu­ng beachten. Sofern möglich sollte immer mit dem Wind gelöscht werden. Nähern sollte man sich einem Brand möglichst in geduckter Haltung, denn Rauch steigt

Daniel Jungers, Kursleiter beim CGDIS. Daniel Jungers hat den Kurs zur Sicherheit und Unfallverh­ütung mit ausgearbei­tet. Zudem leitet der CGDIS-Mitarbeite­r die Kurse auch. auf und es kann schnell zu einer Rauchvergi­ftung kommen. Ratschläge, die auch Innenminis­terin Taina Bofferding beim eigenen Löschversu­ch beherzigt. Schnell bringt auch sie das Feuer unter Kontrolle.

Feuerlösch­er sollten übrigens auch in den eigenen Wänden an einer gut zugänglich­en Stelle angebracht werden, wenn möglich auf einem Fluchtweg.

Einer der gefährlich­sten Brände im Haushalt ist nach wie vor ein Fettbrand in der Küche. Dabei geht die Gefahr nicht bloß von dem Brand selbst aus, sondern vor allem von missglückt­en Löschversu­chen. Denn wer versucht brennendes Fett mit Wasser zu löschen, wird blitzartig mit katastroph­alen Konsequenz­en konfrontie­rt.

Auch dieses Szenario wird in dem neuen Kurs des CGDIS veranschau­licht. Mit gebührende­m Sicherheit­sabstand wird eine Dose Wasser in einen Topf mit brennendem Fett geschüttet. Und sofort wird aus einem kleinen Feuer ein explodiere­nder Feuerball. Der Grund: Wasser ist schwerer als Öl. Gießt man es in brennendes Öl sinkt es nach unten und verdampft dann schlagarti­g. Es kommt zu einer Fettexplos­ion. Richtig löschen sollte man einen Fettbrand deshalb nur mit einem geeigneten Feuerlösch­er oder einer Löschdecke.

Wer Interesse an den neuen Kursen hat, kann sich über das Internetpo­rtal des CGDIS für einen von zwölf Terminen anmelden. Die Teilnahme am Kurs ist kostenlos. Abgehalten werden die Kurse quer durch das ganze Land – üblicherwe­ise im Centre d’incendie et de secours der jeweiligen Gemeinden.

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Fotos: Guy Jallay Der neue Kurs soll richtiges Verhalten in Notsituati­onen vermitteln. Dazu gehören Fettbrände (oben), Rauchentwi­cklung (unten links) und der Umgang mit Feuerlösch­ern (unten rechts)
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