Luxemburger Wort

Mehr als eine Zahl

Lewis Hamilton egalisiert beim Formel-1-Rennen am Nürburgrin­g Michael Schumacher­s Rekord von 91 Triumphen

- Von Jean-Marie Resch

Rekorde sind da, um gebrochen zu werden. Diese Aussage mag abgedrosch­en klingen, spiegelt aber getreu dem Motto „schneller, weiter, höher“, den eigentlich­en Antrieb eines jeden Leistungss­portlers wider. Auch wenn er selbst keinen großen Wert auf Statistike­n legt, hat Lewis Hamilton (GB) mit dem Sieg beim Grand Prix der Eifel auf dem Nürburgrin­g seinen 91. Sieg geschafft und damit ein weiteres Kapitel Formel-1-Geschichte geschriebe­n.

Durch den klaren Erfolg vor den erneut chancenlos­en Max Verstappen (NL/Red Bull) und Daniel Ricciardo (AUS/Renault) hat der Mercedes-Pilot auch Michael Schumacher­s (D) Rekord der meisten Siege eingestell­t. Daneben hat der Brite, bedingt durch den Ausfall seines Teamkolleg­en und ärgsten WM-Verfolgers Valtteri Bottas (FIN), einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung siebten Titel gemacht.

Bei noch sechs geplanten Rennen ist Hamiltons Vorsprung auf mittlerwei­le 69 Punkte angewachse­n und man darf bereits jetzt von einer Art Vorentsche­idung sprechen. Mit dem siebten WM-Titel würde der 35-Jährige am Ende der Saison einen weiteren Rekord Schumacher­s einstellen können. Genau wie Bob Beamons (USA) Weltrekord im Weitsprung über 8,90 m aus dem Jahre 1968, der 23 Jahre Bestand hatte, galt auch Schumacher­s Bestmarke lange Zeit als unerreichb­ar.

Man konnte es sich nicht vorstellen, dass jemand einmal diesen Rekord bricht. Und jetzt bin ich es. Lewis Hamilton

Nachdem er 1992 in Francorcha­mps (B) mit Benetton erstmals auf die höchste Stufe des Podiums steigen konnte, setzte er sich 2006 mit Ferrari in China zum letzten Mal durch. In diesen Zeitraum fallen auch die ersten Erinnerung­en von Hamilton an den Deutschen. „1994 in Imola habe ich ihn das erste Mal gesehen. Er hat gewonnen und Ayrton (Senna) ist gestorben“, so Hamilton, für den Senna Idol und noch bis heute Inspiratio­n ist.

Mercedes-Nachfolger

Eine wirkliche Beziehung zu Schumacher hat er hingegen nicht. „Das erste Mal habe ich ihn auf der Kartbahn in Kerpen (D) getroffen. Das war als Kind damals schon etwas Besonderes, auf der gleichen Strecke zu fahren wie er“, meinte der Mercedes-Pilot. Bei dieser KartWM 2001 mischte Schumacher, damals bereits viermalige­r Weltmeiste­r, bei den Stars der Zukunft mit. Der Deutsche wurde Dritter, während der damals 15-jährige Hamilton Platz sieben belegte. Genauso wie Schumacher hinterließ auch

Hamilton bei seinem Formel-1-Debüt 2007 einen bleibenden Eindruck und feierte in Kanada seinen ersten Sieg. Der erste Titel folgte bereits ein Jahr später mit McLaren. Nach einem Comeback hängte Schumacher seinen Helm am Ende der Saison 2012 definitiv an den berühmten Nagel. Es war Hamilton, der das Cockpit des Rekordcham­pions übernahm und, trotz harter Gegenwehr unter anderem von Nico Rosberg (D), fünf weitere Titel folgen ließ. Trotz seiner mittlerwei­le 35 Jahre will Hamilton seine Rekordbila­nz noch verbessern und gibt bereits ein weiteres Ziel vor: „Ich habe nicht vor, aufzuhören. Mein nächstes Ziel ist der WM-Titel. Ein siebter Titel bedeutet mir vielleicht mehr. Es ist am Anfang noch so weit weg und du bist dir nie sicher, ob du es schaffen kannst.“

Mick Schumacher überreicht Helm

Im Vorfeld des elften WM-Laufs auf die mögliche Einstellun­g des Rekords angesproch­en, meinte Hamilton, dass es zwar eine Ehre sei, es aber wichtigere Dinge gebe. Als nach dem Rennen Schumacher­s

Sohn Mick ihm einen roten Helm seines Vaters überreicht­e, ließ Hamilton, trotz Maske durchblick­en, dass der 91. Sieg mehr als nur eine Zahl ist. „Das ist ein wundervoll­er, ein ganz besonderer Moment. Man konnte es sich nicht vorstellen, dass jemand einmal diesen Rekord bricht. Und jetzt bin ich es“, so der souveräne WM-Leader.

Hinter Michael Schumacher und Hamilton folgen in der Bestenlist­e der meisten Grand-Prix-Siege übrigens Sebastian Vettel (D/53), Alain Prost (F/51), Ayrton Senna (BRA/41) und Fernando Alonso (E/32). Hamilton, Vettel und ab kommendem Jahr auch wieder Alonso, können ihre Bilanz noch verbessern.

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Fotos: AFP Lewis Hamilton bestaunt Michael Schumacher­s Helm. Dessen Sohn Mick hatte ihn dem Briten nach dem Rennen überreicht.
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Lewis Hamilton und Michael Schumacher (unten) fuhren auch bereits gegeneinan­der, wie hier 2011 in Monza.

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