Ein Ort der Begegnung
Zuerst Gare, dann Rathaus: Die Mairie in Wasserbillig wird seit 1895 zu verschiedenen Zwecken genutzt
Wasserbillig. Tausende Verkehrsteilnehmer fahren täglich in Wasserbillig am Rathaus der Gemeinde Mertert vorbei, während Einwohner dort ein- und ausgehen, um Behördengänge zu erledigen. Seit 1987 werden in dem schmucken Gebäude mit dem eckigen Turm an der Grand-Rue nämlich die Geschicke der an den Flüssen Sauer und Mosel gelegenen Gemeinde geleitet. Doch wie ältere Generationen bestimmt noch wissen, war dies nicht immer so.
Die Mairie war einst der Bahnhof der Prinz-Heinrich-Eisenbahnlinie. Ein Spaziergang durch den angrenzenden Park offenbart noch zwei stählerne Zeitzeugen, die an diese historische Vergangenheit erinnern. Es sind dies der graue Wasserkran, der gleich links neben den Stufen steht, die zum Eingang des Rathauses führen, und der „Diks“, ein Eisenbahnzeichen, das etwas weiter davon entfernt im Park erhalten ist.
Wasserkran und „Diks“als Zeitzeuge
Mit dem Wasserkran wurden früher die Dampflokomotiven, aus deren Schornsteine schwarze geruchsintensive Rauchschwaden entwichen, mit Wasser versorgt. Und der „Diks“diente zur Regulierung des Zugverkehrs.
Am 20. Mai 1874 wird die Eisenbahnstrecke zwischen Echternach und Wasserbillig in Betrieb genommen. Die Gare selbst wird erst 1895 eröffnet. Von diesem Zeitpunkt an gehen in dem Gebäude an der Prinz-Heinrich-Eisenbahnstrecke, auch noch Sauertallinie genannt, täglich zahlreiche Fahrgäste
ein und aus. Im Jahr 1954 wird dann allerdings der Personenverkehr auf dieser Eisenbahnlinie eingestellt.
In den Folgejahren wird es ruhiger in dem Bahnhofsgebäude.
Während einiger Zeit wird es noch zu Wohnzwecken genutzt. Bis Anfang der 1980er-Jahre werden zwischen dem Prinz-Heinrich-Bahnhof, der Plattenfabrik Cerabati und dem Hafen in Mertert noch über
Neben der Mairie ist noch der Wasserkran erhalten, mit dem einst die Dampflokomotiven mit Wasser versorgt wurden.
Bis 1954 stiegen die Fahrgäste am Prinz-HeinrichBahnhof in den Zug, um in die Nachbardörfer entlang der Sauertallinie beziehungsweise nach Mertert oder Grevenmacher zu fahren. diese Bahngleise Waren transportiert, bis im Jahr 1981 letztendlich auch der Gütertransport auf der Strecke eingestellt wird.
Heutzutage haben Autofahrer auf der Grand-Rue freie Fahrt, wenn sie nach Mertert oder von dort nach Wasserbillig fahren wollen. Doch ältere Generationen werden sich wohl noch an die Bahnschranken erinnern, an denen sie bis in die 1980er-Jahre anhalten mussten, wenn gerade ein Zug vom Prinz-Heinrich-Bahnhof über die Grand-Rue in Richtung Prinz-Wilhelm-Bahnhof fuhr.
Kirmesplatz mit Fahrgeschäften und Imbissbuden
Nachdem die Eisenbahnlinie gänzlich still gelegt worden war, wurde der Außenbereich der Lagerhalle im September und im November zu einem Kirmesplatz mit Fahrgeschäften und Imbissbuden. Mit der Umgestaltung des Bahnhofsareals zu einem Park mussten die Kirmesleute auf den Parkplatz neben dem Prinz-Wilhelm-Bahnhof und auf jenen Platz vor dem Kulturzentrum ausweichen.
Im Jahr 1981 beschloss der damalige Gemeinderat der Kommune Mertert das architektonisch erhaltenswerte Prinz-HeinrichBahnhofsgebäude samt dem zwei Hektar großen Grundstück zu erwerben. In den folgenden Jahren wurde die Gare renoviert und es wurden Büros für die Gemeindeverwaltung und den Schöffenrat darin eingerichtet.
Und auch die über die Straße führenden Schranken wurden abmontiert und die Gleise samt der Schienen aus dem Gleisbett und der Straße ausgebaut. Lediglich die beiden schon erwähnten stählernen Zeitzeugen wurden zur Erinnerung an diese historische Vergangenheit erhalten und nach einer Renovierung im neuen Park aufgestellt.
Das gegenüber der Gare gelegene kleine Wohnhaus, in dem einst der Schrankenwärter lebte, wurde im Zuge der Umgestaltung des Gleisbetts zu einem Spazierweg mit Grünflächen abgetragen. Nicht erhalten geblieben ist auch die jüngere schlichtere Lagerhalle, die sich hinter dem Bahnhofsgebäude entlang des Quais befand. Am 19. Juni 1987 wurden das Rathaus und der Park eingeweiht.