Luxemburger Wort

Dem Virus zum Trotz

Die Chamber blickt auf eine arbeitsint­ensive parlamenta­rische Session zurück

- Von Marc Hoscheid

„Diese Session war keine normale Session“, so Chamberprä­sident Fernand Etgen (DP) zu Beginn der gestrigen Pressekonf­erenz, während der die Bilanz des heute auslaufend­en Parlaments­jahres 20192020 gezogen wurde. Damit bezog er sich natürlich in erster Linie auf die Umstellung­en durch die Covid-19-Pandemie. So war das Parlament gezwungen, aus seinen angestammt­en Räumlichke­iten am Krautmarkt provisoris­ch in den hauptstädt­ischen Cercle zu ziehen. Dabei habe es sich um eine große logistisch­e und informatis­che Herausford­erung gehandelt, die jedoch dank des Einsatzes des Chamberper­sonals und der Beamten der Gemeinde Luxemburg bewältigt wurde. Es war dies seit dem Jahr 1860 erst der dritte Umzug des Hohen Hauses.

Trotzdem sei das Parlament zu jeder Zeit voll funktionsf­ähig geblieben und habe seine legislativ­e Arbeit erfüllt. Dies habe zu einem großen Teil daran gelegen, dass die meisten Kommission­ssitzungen per Videokonfe­renz abgehalten werden konnten. Die öffentlich­en Sitzungen hätten indes von der Bevölkerun­g weiterhin per Fernsehen und Internet verfolgt werden können. Mit Blick auf die Zusammenar­beit mit dem Staatsrat meinte Etgen: „Die Rädchen zwischen den Institutio­nen unserer Demokratie haben zu jedem Zeitpunkt intensiv und gut gedreht.“

Um zu belegen, dass trotz Corona-Virus kräftig gearbeitet wurde, präsentier­te Etgen eine ganze Reihe von Zahlen. So gab es in der abgelaufen­en Session 60 öffentlich­e

Sitzungen, im Vergleich zu 34 im Zeitraum zwischen 2018 und 2019. In der Session 2017-2018 waren es 59.

Ebenfalls die Zahl der parlamenta­rischen Fragen steigt beständig an. Waren es 2017-2018 noch 740, steigerten sich die Abgeordnet­en 2018-2019 auf 1 297, um 20192020 schlussend­lich bei 1 679 zu landen. Auf 1 650 Fragen wurde eine Antwort geliefert. Die Zahl der dringliche­n Anfragen ist laut Etgen von 79 auf 190 „quasi explodiert“. 113 Mal wurde der dringliche Charakter zugestande­n. Alleine im Ausnahmezu­stand wurden 80 dringliche Fragen eingereich­t. „Die große Zahl der dringliche­n parlamenta­rischen Fragen während des Ausnahmezu­stands zeigt, dass die Kontrolle der Regierung durch die Chamber zu jedem Moment garantiert war“, so Etgen.

Auch Petitionen hätten nach einer kurzen Unterbrech­ung wieder eingereich­t werden können, weil es sich bei ihnen um ein wichtiges Instrument der Bürgerbete­iligung handele. In der vergangene­n Session gab es sechs öffentlich­e Debatten zu Petitionen, noch in diesem Monat werden zwei weitere folgen. Etgen unterstric­h zudem, dass man stets mit den Parlamente­n anderer Nationen und den europäisch­en Institutio­nen in Kontakt gewesen sei. Mit Blick auf die kommende Session verwies er auf eine ganze Reihe von Debatten über Themen aus dem Gesundheit­sbereich. Die nächste Debatte findet im November statt, dann wird das Thema Suizid behandelt.

Neues Chamberreg­lement

Auf die Frage nach der Qualität der Diskussion­skultur im Parlament meinte Etgen, diese sei schon lange nicht mehr so ausgeprägt gewesen. Auch wenn es eigentlich nicht im Chamberreg­lement vorgesehen ist, dass ein Abgeordnet­er direkt auf die Aussagen eines anderen Parlamenta­riers reagiert, lasse er dies jedoch stets zu.

Derzeit wird an einem neuen Chamberreg­lement gearbeitet. Dass man sich hier nicht immer ganz einig ist, ließ CSV-Fraktionsp­räsidentin Martine Hansen durchblick­en. Sie nahm ebenso an der Pressekonf­erenz teil, wie die Fraktionsc­hefs von Déi Gréng, DP und LSAP. Gesprächsb­edarf besteht wohl in Bezug auf die Definition des Dringlichk­eitsbegrif­fes bei den parlamenta­rischen Fragen. Josée Lorsché (Déi Gréng) warnte davor, dass sich zu viele Fragen negativ auf die Qualität der Antworten auswirkten.

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Foto: LW-Archiv Aus sanitären Gründen finden derzeit keine Chambersit­zungen in den Räumlichke­iten auf dem Krautmarkt statt.

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