Luxemburger Wort

Drei Milliarden Euro Defizit

Finanzmini­ster Gramegna informiert über die Entwicklun­g der Staatsfina­nzen und kündigt selektive Steuermaßn­ahmen an

- Von Michèle Gantenbein

Die Covid-Krise belastet die Staatskass­e schwer. Laut den europäisch­en Budgetrege­ln wies der Zentralsta­at zum 31. August 2020 ein Defizit von 2,9 Milliarden Euro auf. Das geht aus den Zahlen hervor, die Finanzmini­ster Pierre Gramegna (DP) den Mitglieder­n des Finanz- und Budgetkont­rollaussch­usses gestern präsentier­te. Laut den Luxemburge­r Budgetrege­ln sind es vier Milliarden Euro.

Im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr sind die Ausgaben um 17,7 Prozent gestiegen und die Einnahmen um 9,6 Prozent zurückgega­ngen. Am 31. August 2019 wies der Zentralsta­at ein Plus von 613 Millionen Euro auf, die Differenz zum 31. August 2020 beträgt demnach 3,5 Milliarden Euro.

Höhere Ausgaben, weniger Steuern Die Mehrausgab­en gehen auf die Maßnahmen zurück, die der Staat ergriffen hat, um die Wirtschaft zu stützen, darunter die Kurzarbeit und die zahlreiche­n Hilfen für die Unternehme­n. Allein die Kurzarbeit schlage mit 800 Millionen Euro zu Buche, sagte gestern die Kommission­svorsitzen­de Diane

Die Steuereinn­ahmen sind in einem Jahr um knapp zehn Prozent zurückgega­ngen.

Die Regierung rechnet für 2020 mit einem Gesamtdefi­zit von fünf Milliarden Euro.

Adehm (CSV). Dieser Ausgabenpo­sten wird noch weiter steigen.

Auf der anderen Seite brechen dem Staat die Steuereinn­ahmen weg. Die Regierung hatte den Unternehme­n Zahlungsau­fschub gewährt. Die so entstanden­en Zahlungsrü­ckstände

chiffriere­n sich auf 222 Millionen Euro. Des Weiteren fehlen dem Staat 1,25 Milliarden Euro an TVA-Einnahmen, heißt es in einem Pressekomm­uniqué des Finanzmini­steriums.

Laut dem DP-Abgeordnet­en André Bauler habe sich der Finanzsekt­or als stabilisie­render Faktor erwiesen. Die Steuereinn­ahmen seien eher noch leicht gestiegen. Des Weiteren habe der Staat zu keinem Moment Liquidität­sprobleme gehabt. Der Staat verfüge momentan über Liquidität­en in Höhe von 2,1 Milliarden Euro.

Der Kontenabsc­hluss 2019

Der Finanzmini­ster präsentier­te gestern auch den Kontenabsc­hluss 2019. Statt mit einem Defizit von 815,3 Millionen Euro schloss das Haushaltsj­ahr 2019 mit einem Defizit von 128,8 Millionen Euro ab. Grund für das geringere Defizit sind die Steuereinn­ahmen, die knapp fünf Prozent höher ausgefalle­n sind als angenommen. Bei den Ausgaben hatte die Regierung sich weniger verschätzt. Die tatsächlic­hen Ausgaben weichen lediglich um 0,71 Prozent von der Schätzung im votierten Budget ab. Laut den europäisch­en Budgetrege­ln

weist der Zentralsta­at 2019 einen Überschuss von 60 Millionen Euro auf. Im votierten Budget war die Regierung von einem Defizit von 650 Millionen Euro ausgegange­n.

Erwartunge­n an die Regierung

Sowohl von Premiermin­ister Xavier Bettel als auch von Finanzmini­ster Pierre Gramegna (beide DP) erwarte man sich diese Woche klare Ansagen, mit welchen Maßnahmen die Regierung den Staatshaus­halt wieder ins Lot bringen möchte, so die Kommission­svorsitzen­de Diane Adehm. Der Finanzmini­ster habe sich im Übrigen bereit erklärt, das Parlament monatlich über die Entwicklun­g der Staatsfina­nzen zu informiere­n, so wie es auch in den Krisenjahr­en 2009 und 2010 unter dem damaligen CSV-Finanzmini­ster Luc Frieden der Fall gewesen sei, so noch Diane Adehm.

Der Finanzmini­ster wird morgen eine Reihe von selektiven Steuermaßn­ahmen ankündigen, die für Gerechtigk­eit sorgen und Missbrauch bekämpfen sollen. Im Fokus stehen die Stock options und die Fonds d’investisse­ment spécialisé­s im Immobilien­bereich.

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