Luxemburger Wort

Der falsche Reflex

Patienten, die an Covid-19 erkranken, sollten andere Medikament­e nicht absetzen

- Von Jacques Ganser

Luxemburg. Welche Medikament­e kann man in Covid-Zeiten bedenkenlo­s einnehmen, welche medikament­ösen Behandlung­smethoden gibt es für den Fall einer Covid-19 Infektion? Um über diese Fragen aufzukläre­n, hat die Santé ein ausführlic­hes Informatio­nsblatt mit einer Linksammlu­ng auf ihrer Website veröffentl­icht. Vorab wird dort vor dem Einnehmen von Medikament­en auf eigene Initiative gewarnt. Im Falle einer Covid-19-Erkrankung können solche Eigenthera­pien den Krankheits­verlauf sogar verschlimm­ern.

Zugleich untersucht die pharmazeut­ische Abteilung der Santé jede Wechselwir­kung zwischen dringend benötigten Medikament­en und der Infektion. Besonders betroffen sind nämlich chronisch Erkrankte oder solche Personen, die an seltenen Krankheite­n leiden. Oft müssen diese Patienten sehr starke Medikament­e mit erhebliche­n Nebenwirku­ngen einnehmen. Zudem weiß der behandelnd­e Arzt oft nicht, welchen Medikament­encocktail sein Patient einnimmt, sei es über den Weg der Verschreib­ung oder aber aus eigener Initiative. Solche Situatione­n können dann erhebliche gesundheit­liche Folgen haben.

Ausführlic­he Liste

Deshalb hat die Santé auf ihrer Webseite die Rubrik „Meine Liste der Medikament­e“in mehreren Sprachen veröffentl­icht. Betroffene können dort auflisten, welche Medikament­e sie zurzeit einnehmen. Die Liste sollte man ausdrucken und stets bei sich tragen. Im Falle einer Einlieferu­ng ins Krankenhau­s können solche Informatio­nen lebenswich­tig sein. Zugleich hat die Santé eine Liste der am häufigsten benutzten Medikament­e und ihre bisher bekannten Interaktio­nen mit einer Covid-19Erkranku­ng erstellt.

Dazu zählen Antirheuma­tika wie Ibuprofen, Blutdruckm­edikamente wie ACE-Hemmer, Kortikoste­roide, Impfstoffe und Asthmamedi­kamente. Zudem werden die Wechselwir­kungen von Antihistam­inika (antiallerg­ische Arzneimitt­el), immunsupre­ssive Arzneimitt­el,

Medikament­e für Herzund Gefäßkrank­heiten sowie Arzneimitt­el für chronisch entzündlic­he Krankheite­n aufgeliste­t.

Für sämtliche zuvor aufgeliste­ten Medikament­engruppen ist die Empfehlung der Santé eindeutig: Die Behandlung sollte unbedingt auch während der Pandemie fortgesetz­t werden, weil es keinen Nachweis dafür gibt, dass deren Einnahme im Falle einer Covid-19Erkranku­ng zu einer Verschlech­terung des Gesundheit­szustandes führt. In anderen Worten: das Unterbrech­en einer bestehende­n Behandlung kann in allen Fällen schlimmere Folgen haben. Im

Zweifelsfa­ll gilt dann immer noch der berühmte Spruch: Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.

Medikament­e gegen Covid-19

Die Santé erklärt auch, dass für viele andere Medikament­e außerhalb der genannten Gruppen nur unzureiche­nde epidemiolo­gische oder klinische Daten vorliegen und deshalb keine Empfehlung­en möglich sind. Was die Medikament­e betrifft, die in Luxemburg im Falle einer Covid-19-Infektion verschrieb­en werden, so sind dies in erster Linie Remdesivir und Dexamethas­on. Remdesivir ist in Europa zugelassen und wird bei erwachsene­nn Menschen eingesetzt, die in der Folge von Covid-19 eine Lungenentz­ündung ausbilden und Sauerstoff benötigen. Es ist das einzige Medikament, das sich bisher als wirksam gegen die Covid-19-Erkrankung erwiesen hat.

Dexamethas­on hingegen wird auch zur Behandlung von Autoimmunu­nd Entzündung­skrankheit­en eingesetzt. Bei Covid-19-Patienten, die beatmet werden, scheint es die Sterblichk­eit zu senken. Bei anderen Patienten bleibt es ohne Wirkung.

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Foto: Anouk Antony Praktisch alle gängigen Medikament­e, die bei Langzeitbe­handlungen eingenomme­n werden müssen, haben keine negativen Folgen im Falle einer Covid-19-Infektion.

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