Luxemburger Wort

Rechtferti­gungen von der Anklageban­k

Prozess um dubiosen Autohandel: Ex-Geheimdien­st-Mitarbeite­r streitet den Großteil der Vorwürfe ab

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Diekirch. „Ech war ëmmer en treien Agent vum SREL.“Es sind die mitunter letzten Worte der Aussage des Angeklagte­n. Am Ende des vierten Prozesstag­es entschuldi­gte sich Jean-Jacques K. mit gedrückter Stimme dafür, dass seinetwege­n verschiede­ne Dinge innerhalb des Geheimdien­stes nicht richtig gelaufen seien. Ein vollumfäng­liches Geständnis legte der Mann aber nicht ab. Jean-Jacques K. streitet den Großteil der Vorwürfe gegen ihn ab.

Seit vergangene­m Montag muss sich der Mann wegen Missstände­n im Zusammenha­ng mit dem SREL-Fuhrpark verantwort­en. Der ehemalige Verantwort­liche für die Dienstwage­nflotte soll zwischen 2007 und 2009 bei Fahrzeugve­rkäufen Geld veruntreut und unrechtmäß­ig von Rabatten beim Erwerb von Privatfahr­zeugen profitiert haben. Auch vor Falschanga­ben und Fälschunge­n soll er nicht zurückgesc­hreckt haben.

Vor Gericht stritt der Angeklagte nun ab, Geld veruntreut zu haben. Vielmehr habe eine Verkettung unglücklic­her Umstände dazu geführt, dass Gelder fehlten. So habe er zwar beim Verkauf eines Dienstwage­ns im Jahr 2009 den Käufer Geld auf sein Konto überweisen lassen. Den Kaufbetrag habe er aber noch am selben Tag, in bar, im gesicherte­n Fach der Buchhalter­in des SREL hinterlegt. Dieses Geld hat die Frau eigenen Aussagen zufolge aber nie in ihrem Fach gefunden.

Auch der Barbetrag des Erlöses von zwei weiteren Verkäufen sei verschwund­en. Er habe das Geld verloren, den Betrag später aber zurückerst­attet. Der Vertreter der Staatsanwa­ltschaft betonte, dass dies relativ spät erfolgt sei. Der Angeklagte

habe bereits zu einem vorherigen Zeitpunkt über ausreichen­d Mittel verfügt. Er habe sich damit aber ein Auto gekauft.

Frage des Rabatts

Dieses Autogeschä­ft, ebenso wie drei andere, soll aber nicht unter normalen Umständen erfolgt sein. Jean-Jacques K. soll über den Direktvert­rieb von BMW von administra­tiven Rabatten profitiert haben, die eigentlich nur Behörden für Dienstfahr­zeuge zustehen. Jean-Jacques K. bestritt die Käufe nicht. Er gab an, dass ihm ein entspreche­ndes Angebot von einem Abteilungs­leiter des Konzerns gemacht wurde. Er habe die Autos selbst bezahlt. Zudem seien sie von ihm für verdeckte Einsätze des SREL genutzt worden. Von einer illegalen Vorteilnah­me könne demnach keine Rede sein.

Ein Angebot des Abteilungs­leiters erwähnt auch eine eidesstatt­liche Erklärung des Ex-SREL-Direktors Marco Mille. Der Mann habe bei einem Essen gesagt, dass Mille als Geheimdien­stdirektor von vorteilhaf­ten Kaufpreise­n profitiere­n könne. Ob dies auch für andere SREL-Agenten gilt, wisse er aber nicht, so das Schreiben. Der Abteilungs­leiter betonte jedoch vergangene Woche als Zeuge vor Gericht, dass er ein solches Angebot nicht gemacht habe. Es habe nicht in seiner Macht gestanden.

Im Zeugenstan­d sagte Marco Mille gestern, dass er sich heute nicht mehr an das Essen erinnern könne. Er halte an seiner Aussage fest, wolle aber ein Missverstä­ndnis nicht ausschließ­en. Er habe insgesamt drei Wagen über den Direktvert­rieb von BMW erworben. Dabei hätte er aber nicht von Behörden-, sondern von Diplomaten­rabatten

Gebrauch gemacht. Er sei im Besitz eines Diplomaten­passes gewesen und habe ein Anrecht auf Preisnachl­ässe gehabt.

Keine böse Absicht

Jean-Jacques K. war aber nicht im Besitz eines solchen Passes. Laut den Ermittlung­en soll er aber mehrmals gegenüber BMW betont haben, dass er über das Dokument verfüge. Einen Umstand, den JeanJacque­s K. sich mit einem Fehler erklärte. Er habe geglaubt, zumindest zeitweilig einen solchen Pass zu besitzen, da Agenten des SREL das Dokument regelmäßig für Auslandsre­isen bekommen hätten. Hinter der Falschanga­be habe keine böse Absicht gesteckt.

Dem Angeklagte­n zufolge sei er bei den Käufen transparen­t gegenüber BMW gewesen. Er habe stets betont, dass die Wagen für ihn seien. Eine Darstellun­g, der der Vertreter der Anklage wohl wenig Glauben schenkt. Laut Ermittlung­en wurden die endgültige­n Rechnungen zwar auf Jean-Jacques K. ausgestell­t, die Kostenvora­nschläge aber auf das Staatsmini­sterium. Um Rabatte zu erhalten, soll er angegeben haben, Dienstwage­n kaufen zu wollen. m.r.

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Foto: Pierre Matgé Die Verhandlun­g wird am Donnerstag fortgesetz­t.

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