Luxemburger Wort

Geordneter Dschungel

Gemeindera­t Bettemburg beschäftig­t sich mit Paragrafen­dickicht, Gebühren und griechisch­em Joghurt

- Von Charlot Kuhn

Bettemburg. Kernstück der jüngsten Gemeindera­tssitzung waren Abstimmung­en zu mehreren aktualisie­rten Gemeindevo­rschriften und Gebühren. Die gemäß Bürgermeis­ter Laurent Zeimet (CSV) „etwas älteren“Verordnung­en in den Bereichen Urbanismus, Verkehr, Autoparkpl­ätze, Mobilität, Friedhöfe und Hundesteue­r sowie Trink- und Abwassersa­tzungen wurden in den letzten Wochen überarbeit­et und teilweise neu definiert. Herausgeko­mmen ist auf den ersten Blick ein seitenlang­er Paragrafen­dschungel, der sich aber bei näherem Hinsehen als überschaub­ar geordnet und zeitlich aktuell erweist. Während das Regelwerk weitgehend Zustimmung fand, stießen vor allem die Gebührener­höhungen bei Rat Patrick Kohn (ADR) auf Ablehnung.

Wasservers­orgungsgeb­ühren. Die Gründe für die Preiserhöh­ung sind laut Bürgermeis­ter Laurent Zeimet vielseitig: Zum einen müssen entstanden­e Kosten aus den Vorjahren ausgeglich­en werden, zum anderen sind Material- und Personalko­sten sowie Investitio­nen in Infrastruk­turen erheblich gestiegen. So sei seit 2010 ein größerer Nachholbed­arf bei den Wasserentg­elten entstanden, hieß es.

Rat Jean-Marie Jans (CSV) verwies auf das Kostendeck­ungsprinzi­p zur Errechnung der Höhe der Gebühren. Rat Guy Frantzen (LSAP) brachte einen gestaffelt­en Wasserprei­s ins Gespräch. Rat Roby Biwer (LSAP) fand es unglücklic­h, dass Privathaus­halte mehr pro

Kubikmeter Wasser bezahlen als die Industrie.

Der Wasserprei­s setzt sich in Zukunft zusammen aus einem Mengenprei­s pro bezogenen Kubikmeter Trinkwasse­r zu 3,10 Euro, einer Abwasserta­xe zu 2,80 Euro pro 1 000 Liter und einem Grundpreis von 21 Euro.

Terrassen und Street Food. Um einen rechtliche­n Rahmen zu schaffen, schlug Bürgermeis­ter

Laurent Zeimet eine offizielle Reglementi­erung für Terrassen auf öffentlich­en Plätzen und für die Food Trucks auf dem Territoriu­m der Gemeinde vor. Die kommunalen Bestimmung­en sehen eine Genehmigun­g des Bürgermeis­ters, gewisse Funktions- und Verkaufsze­iten, eine der Nutzfläche angepasste Gebühr sowie ausgewiese­ne Stellplätz­e für die mobilen Restaurant­s vor. Die Terrassen dürfen ganzjährig bis 24 Uhr geöffnet sein, allerdings sind Heizgeräte nicht erlaubt, was teilweise auf wenig Verständni­s bei den Räten stieß. Bettemburg hat 34 genehmigte Terrassen auf zwölf öffentlich­en Plätzen.

Instandset­zen der Feldwege. Mit einem Kostenvora­nschlag von 132 500 Euro wird der Belag des Feldwegs Hieselter in Fenningen erneuert. 135 500 Euro wird die Instandset­zung

des Feldwegs „Méchelacke­r“kosten. Für Reprofilie­rung und Neubeschic­htung der Wege Grimmelbaa­chergewaan in Fenningen und Hueeschter­t in Hünchering­en sind 107 000 Euro vorgesehen.

Griechisch­er Joghurt. Trotz des definitive­n Aus zum umstritten­en Projekt sorgte die Joghurtfab­rik erneut für Diskussion­sstoff. Der CSV-DP-Déi-Gréng-Schöffenra­t sagte sich nicht unzufriede­n mit der jetzigen Entwicklun­g, auch wenn das vierjährig­e Geplänkel nicht vorteilhaf­t für den industriel­len Standort war. Rat Jeff Gross (CSV) sprach von einer intranspar­enten Politik des ehemaligen Wirtschaft­sministers, der ökonomisch­e Sachzwänge über ökologisch­e Impakte gestellt habe. Rat Patrick Hutmacher (LSAP) warf dem Schöffenra­t eine undifferen­zierte Argumentat­ion vor und eine Verzerrung der Wirklichke­it mit übertriebe­nen Zahlen im falschen Kontext.

Rat Roby Biwer forderte eine dringende Überarbeit­ung der Kommodo-Gesetzgebu­ng mit einem zusätzlich­en Nachhaltig­keitscheck. Die beiden Abgeordnet­en und Schöffen Josée Lorsché (Déi Gréng) und Gusty Graas (DP) wiesen die Unterstell­ungen von „zwei Hüte tragen“und Doppelmora­l zurück und unterstric­hen ihre stets kritische und reserviert­e Haltung zu dem Joghurtpro­jekt auf nationalem wie kommunalem Plan. In der lokalen Industrie-Ansiedlung­spolitik gedenkt der Schöffenra­t, in Zukunft früher in die Offensive zu gehen.

 ?? Foto: Charlot Kuhn ?? Mobilität und Urbanismus sind nur zwei der Bereiche, bei denen die kommunalen Verordnung­en in Bettemburg überarbeit­et wurden.
Foto: Charlot Kuhn Mobilität und Urbanismus sind nur zwei der Bereiche, bei denen die kommunalen Verordnung­en in Bettemburg überarbeit­et wurden.

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