Ein zweites Leben für Plastik
Recyclinghöfe des Syndikats STEP geben sich neues Reglement, um Menge von Sperrmüll und Bauschutt zu mindern
Düdelingen. Sperrmüll und Bauschutt werden dort abgeliefert, wo es am einfachsten und am billigsten ist. Das schienen bisher die beiden Recyclinghöfe des Gemeindesyndikats STEP zu sein, dem die fünf Gemeinden Bettemburg, Düdelingen, Kayl, Roeser und Rümelingen angehören. So erklären sich zumindest die Verantwortlichen, dass 2019 im Durchschnitt 35,4 Kilogramm Sperrmüll pro Einwohner abgeliefert wurden, während der nationale Durchschnitt bei 19,3 Kilogramm lag.
Dem will das Syndikat entgegenwirken. Dies mit einem neuen Reglement, das am 4. März angenommen wurde. Also kurz vor dem Lockdown. Dadurch sei die Kommunikation „etwas turbulenter ausgefallen“als gedacht, erklärte gestern der Düdelinger Schöffe und STEP-Präsident René Manderscheid (LSAP). Er sprach sogar ein „mea culpa“aus.
Die neuen Bestimmungen wurden nicht kommuniziert, sodass Besucher die Neuigkeiten erst bei der Materialabgabe entdeckten. Was zu manchem Beschwerdetelefonat in den Gemeindeverwaltungen geführt habe. „Aber jetzt sind wir wieder auf Kurs“, versicherte Manderscheid. So soll in den kommenden Tagen ein Informationsschreiben an alle Einwohner in den fünf Gemeinden verteilt werden.
Die größte Neuerung betrifft wie gesagt die Abgabe von Sperrmüll.
Es wird kein Sperrmüll mehr angenommen, das in die schwarze Tonne gepasst hätte oder recycelbar ist. Stolz zeigte sich in diesem Zusammenhang der Betriebsverantwortliche Michel Zangerlé, eine neue Recyclinglinie vorstellen zu können. Ab heute werden im Recyclingpark in Düdelingen teilfeste Plastikstoffe („matières plastiques semi-rigides en PE et PP“) gesondert angenommen. Das sind unter anderem Gartenmöbel, Kinderspielzeug für draußen, Plastikeimer oder Essensbehälter. Es sei möglich, bis zu 95 Prozent dieser Materialien wiederzuverwerten, so Michel Zangerlé. Zuvor sei es in der Sidoranlage in Leudelingen verbrannt worden. Damit nehme das STEP, zumindest was diese Materialen anbelangt, eine Vorreiterrolle ein. Im Tetinger Recyclingpark wird diese Recyclinglinie erst in den kommenden Wochen im Angebot sein.
Zudem achten die STEP-Mitarbeiter viel genauer darauf, was für den Sperrmüllcontainer gebracht wird. Den Fall gegeben, werden Besucher aufgefordert, Materialien, die nicht in den Sperrmüll gehören, in anderen Containern zu entsorgen.
Zugangskarte sperren
Das stößt nicht immer auf Begeisterung. Dass es mal lauter zugeht, komme immer wieder vor. „Es ist mit der Pandemie nicht besser geworden“, drückt es ein Mitarbeiter aus. Manche Besucher würden ein aggressives Verhalten an den Tag legen und einige wenige sogar fast handgreiflich werden.
Wichtig sei, den Besuchern klarzumachen, dass ein Recyclinghof keine Müllhalde, sondern eben zur Wiederverwertung von Materialien gedacht sei, hatte zuvor René Manderscheid erklärt. Für die, die das nicht verstehen wollen, gebe man sich die Möglichkeit, die Zugangskarte zu den Recyclingparks eine Zeit lang zu sperren. „Dann können sich diese Leute zu Hause beruhigen“, so Manderscheid.
Reduzieren will das STEP neben dem Sperrmüll aber auch die angelieferten Mengen an Bauschutt. Denn auch in diesem Bereich wurde in Düdelingen und Tetingen das Doppelte des nationalen Durchschnitts verzeichnet. Zurückzuführen sei dies auf Schwarzarbeiter, die ganze Häuser renovierten und die abgebauten Materialien als Privatperson im STEP abgegeben hätten, wurde erklärt. Deshalb wird im neuen Reglement ein Maximum von sechs Kubikmeter pro Jahr festgelegt.