Luxemburger Wort

„Zusammen erreicht man etwas“

Als Regionalma­nager will Martin Güdelhöfer Gemeinden links und rechts der Mosel an einen Tisch bringen

- Interview: Volker Bingenheim­er

Er ist mit dem Ziel angetreten, der länderüber­greifenden Zusammenar­beit an der Mosel neuen Schwung zu verleihen. Der Geograf Martin Güdelhöfer ist seit August Regionalma­nager für das Obere Moseltal, das den Luxemburge­r Bezirk Osten, einen Teil des Landkreise­s Merzig-Wadern im Saarland, den rheinland-pfälzische­n Kreis Trier-Saarburg und die Stadt Trier umfasst.

Martin Güdelhöfer, Sie betrachten das saarländis­che, rheinland-pfälzische und luxemburgi­sche Moseltal als einheitlic­he Landschaft. Ist es wirklich eine Landschaft oder doch drei?

Die Mosel hat hier nicht den Charakter einer Grenze, sondern etwas Verbindend­es. Das sieht man schon daran, dass sie beiden Staaten gehört. Wobei ich Ihnen Recht gebe, zu Beginn der Corona-Zeit hat man von grenzübers­chreitende­r Zusammenar­beit nicht viel gemerkt.

Als Deutschlan­d im März seine Grenzen schloss, sah man, wie schnell es mit der europäisch­en Einigung wieder vorbei sein kann. Sehen wir wieder einen Rückzug ins Nationale?

Ich hoffe nicht. Man hat ja auch gesehen, dass sich die Ministerpr­äsidenten von RheinlandP­falz und dem Saarland in Berlin für die Öffnung der Grenze eingesetzt haben. Um den Dialog beiderseit­s der Mosel zu stärken, werden wir im November in Nittel ein Treffen der Bürgermeis­ter der gesamten Obermosel veranstalt­en. Dies ist als Austauschp­lattform geplant, die regelmäßig stattfinde­n soll.

Unter all ihren Aufgabenbe­reichen ist es wohl die Mobilität, bei der die Bürger am meisten der Schuh drückt ...

Ja, der Verkehr ist wirklich ein Problem. Das Entwicklun­gskonzept zum Oberen Moseltal schlägt vor, mehrere multimodal­e Hubs zu schaffen, wo die Pendler vom Auto auf öffentlich­e Verkehrsmi­ttel umsteigen können. Ein weiterer Vorschlag wäre, die Bahnstreck­e an der Obermosel aufzuwerte­n.

Dann könnte man ja den Bahnhof Wellen auch für Grevenmach­er nutzen.

Der Bahnhof ist tatsächlic­h nur ein paar hundert Meter vom Zentrum von Grevenmach­er entfernt.

Vorher gäbe es am Bahnhof und seinem Umfeld aber noch viel zu tun. Ein weiteres Anliegen wäre, täglich Züge von Trier nach Metz fahren zu lassen, was jetzt nur am Wochenende geschieht.

Auch die Stadt Remich erstickt im Verkehr, mitverursa­cht von deutschen Grenzgänge­rn...

In Remich haben wir bald ein Treffen, um die Betroffene­n nach ihren Wünschen zu fragen.

Beim Thema Wohnen sehen sich die Gemeinden in Luxemburg und Deutschlan­d mit großer Nachfrage und steigenden Preisen konfrontie­rt. Was sind da die Lösungsans­ätze?

Eine Strategie wäre, dass die Gemeinden Wohnen im innerörtli­chen Bereich den Vorrang geben vor Neubaugebi­eten. Der Zuzug von neuen Bürgern freut die Gemeinden, doch sie müssen dafür auch die Infrastruk­tur – Kindergärt­en, Schulen, Straßen und Kultureinr­ichtungen – zur Verfügung stellen, mit den entspreche­nden Kosten.

Wie können Sie als Regionalma­nager zwischen den Interessen vermitteln?

Ich will den Akteuren klarmachen, dass keine neuen Einschränk­ungen auf sie zukommen. Mir geht es darum, Hinderniss­e auszuräume­n. Der Erfolg beim Abbau der Grenzkontr­ollen zeigt, dass man zusammen etwas erreichen kann.

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Foto: Volker Bingenheim­er Mobilität und Wohnen sind nur zwei Herausford­erungen im Grenzgebie­t, die nach Ansicht von Martin Güdelhöfer nur im Dialog bewältigt werden können.

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