Vor 275 Jahren starb Jonathan Swift
Bonn. Wer an Jonathan Swift denkt, denkt an „Gullivers Reisen“– und wer an „Gullivers Reisen“denkt, denkt an ein Kinderbuch. Der Roman von 1726 wurde lange hauptsächlich dieser Sparte zugewiesen und nicht als das gesehen, was er ist: eine bissige Satire, mit der Swift seiner Zeit den Spiegel vorhält. Der Roman verhalf dem Autor, der insgesamt 37 Bücher schrieb, zu Weltruhm. Ansehen, Erfolg und Einfluss – darum kämpfte Swift, der vor 275 Jahren, am 19. Oktober 1745 starb, Zeit seines Lebens. Seine literarische Karriere nahm mit dem 1701 anonym veröffentlichten Text „Dissensions in Athens and Rome“ihren Lauf. Bereits zuvor hatte er unter anderem sein erstes größeres Werk „A Tale of a Tub“(Tonnenmärchen) verfasst, eine Satire über die christlichen Glaubenslehren, die erst 1704 gedruckt wurde und ihm Anerkennung als Schriftsteller sicherte. Sein Streben nach einer politisch einflussreichen Stellung blieb hingegen erfolglos. Stattdessen gab er zeitweise die Wochenzeitung der Tories „Examiner“heraus und schrieb, zum Teil anonym, scharfzüngige Satiren, in denen er die gesellschaftlichen Zustände anprangerte. Bis heute literarisch unsterblich ist „Gullivers Reisen“– weiten Teilen der Leserschaft jedoch nur in der gekürzten und seiner satirischen Spitzen beraubten Kinderbuchfassung bekannt. KNA