Ab in den Süden
François Bausch erklärt den künftigen Mobilitätskorridor zwischen Esch und der Hauptstadt
Luxemburg. „Wir müssen Infrastrukturen schaffen, um Menschen zu bewegen, nicht Fahrzeuge.“Hinter diesem – auf den ersten Blick simplen – Spruch verbirgt sich ein Konzept, das Mobilitätsminister François Bausch am Mittwoch der Presse und danach in einer Roadshow den Bürgern vorstellen will (siehe Kasten oben rechts). Im Vorabgespräch verrät er, um was es im Groben geht. Die genauen Pläne werden dann am Mittwoch vorgestellt.
Die Region um Belval und Esch/Alzette werde sich in den kommenden Jahren enorm entwickeln, so François Bausch. Er erwähnt die Universität, Belval und die Urbanisierung mehrerer Industriebrachen. „Es wird zu einem permanenten Austausch von Menschen zwischen dem Süden und der Hauptstadt kommen. Von morgens bis abends in beide Richtungen. Nicht mehr nur zu den Spitzenstunden in je nur eine Richtung“, prophezeit der Minister.
Die Infrastruktur müsse an diese Entwicklung angepasst werden. Er wird konkret: „2028, spätestens 2029, soll die erste Schnelltram von der Hauptstadt bis zum neuen Pôle d’échange Monkeler, vor den Toren von Esch, fahren. „Am liebsten hätte ich, sie würde dann schon bis auf die Brachen des ehemaligen Werks Esch-Schifflingen fahren“, so der Minister. Das werde man dann sehen. Es geht aber nicht nur um die Schnelltram.
Die jetzige Autobahn A 4, zwischen Esch und der Hauptstadt, soll zu einem wahren Mobilitätskorridor
werden. Die Autobahn selbst erhält zwei zusätzliche Spuren. Eine in jede Richtung. „Die sind für Busse und Fahrgemeinschaften reserviert.“Neben der Autobahn entstehen die Tramtrasse mit einer Haltestelle in Leudelingen an der Aktivätszone und ein Fahrrad-Express-Weg, eine Art Rad-Autobahn. Die soll mit dem bestehenden Radwegenetz verknüpft werden. „Die gesamte Südregion wird besser an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden sein als bisher“, sagt François Bausch voraus.
Doch reicht es, Menschen von A nach B zu befördern? Nicht alle wollen von Monkeler nach Kockelscheuer. Im Süden soll die Tram daher mehrere Pôles d’échange anfahren, etwa die spätere Endstation in Beles beim Rathaus. Mehrere dieser Umsteigestellen werden dann auch vom Superbus BHNS angefahren (siehe auch Artikel unten rechts). Am nördlichen Ende der neuen Tramstrecke
wird wohl auch nicht jeder Fahrgast nur zum Stadion in Kockelscheuer wollen. Müssen Fahrgäste des „Séieren Tram“hier in die normale Tram umsteigen?
Details verrät der Minister noch nicht. Er verweist auf laufende Studien, stellt aber klar, dass die Schnelletram technisch gesehen identisch mit der aktuellen Tram, die bereits in der Hauptstadt fährt, sein wird. Sie kann deren Gleise nutzen. Auch sei es denkbar, mehrere Linien auf einer Trasse mit diversen Endstationen anzubieten. Er verweist auf die laufenden Projekte zum Bau des Boulevard de Merl und des Boulevard de Cessange (siehe rechts).
Bei diesen Bauvorhaben, bei denen langfristig, zumindest was Cessingen angeht, quasi ein neuer Stadtteil entsteht, sollen die Fehler, die in Cloche d’Or und Kirch
berg begangen wurden, nicht wiederholt werden. Beide Boulevards sollen mit richtigen Radwegen ausgestattet und langfristig an das Tramnetz angebunden werden.
Bei so vielen Projekten rund um die Hauptstadt und im Süden drängt sich dann doch eine Frage in Bezug auf den Mobilitätskorridor auf: Warum nicht ein Zug statt eine Schnelltram? „Der Zug kann nicht im innerstädtischen Bereich fahren“, so die Antwort des Ministers. Wenn man die Menschen dazu bewegen wolle, den öffentlichen Transport zu benutzen, dann müsse der unkompliziert sein. Beim Zug müssten die meisten Nutzer zweimal umsteigen. Einmal zum Zug und einmal nach dem Zug. Die Tram sei flexibler.
In diesem Sinne sei man auch dabei, zwischen Waldhaff und Echternach eine bidirektionale Spur für Busse und Fahrgemeinschaften zu planen. Die soll dank digitaler Technik morgens in eine Richtung und abends in die andere führen. Was den Mobilitätskorridor Richtung Esch angeht, so soll das Finanzierungsgesetz noch in dieser Legislaturperiode ins Parlament kommen. Zu den Kosten will Bausch nichts sagen, aber: „Ein Kilometer Tram entlang einer Autobahn wird weniger kompliziert und kostenintensiv als einer im innerstädtischen Raum.“Die schnelle Umsetzung liegt ihm offensichtlich am Herzen. Denn: Schließlich sollen ja Menschen bewegt werden und nicht nur Fahrzeuge.