Luxemburger Wort

Engpass bei Grippeimpf­stoff

Erst Ende des Monats sollen die Reserven der Apotheken wieder aufgefüllt werden

- Von Jacques Ganser

Luxemburg. Es gibt zurzeit keinen Grippeimpf­stoff mehr in Luxemburg und auch in den Nachbarlän­dern ist der Markt leer geräumt. Dies bestätigt der Präsident des Apothekerv­erbands, Alain de Bourcy, auf Nachfrage. „Die Nachfrage war in diesem Jahr wegen der Corona-Risiken enorm, mehr als doppelt so viele Kunden haben den Impfstoff angefragt. Wir haben zwar mehr Dosen bestellt als im Vorjahr, aber das hat nicht gereicht“, so de Bourcy. Auch ein Allgemeina­rzt aus Esch/Alzette bestätigt: „Seit sieben Tagen ist nichts mehr da, aber es soll noch einmal Nachschub kommen.“

Die Gesundheit­sbehörden hatten diese Situation mit Blick auf das Covid-19-Geschehen erwartet. Aus Angst, mit Grippe und Covid19 gleichzeit­ig infiziert zu werden, hatten viele Interessie­rte sich für die Impfung gemeldet, obwohl sie nicht zu den Risikogrup­pen gehören.

Rundschrei­ben der Santé

Bereits Anfang September verschickt­e die Santé ein Rundschrei­ben an die Ärzte und Apotheker, in dem darauf hingewiese­n wurde, dass nicht klar sei, ob Luxemburg den Grippeimpf­stoff in ausreichen­der Menge geliefert bekommen wird. Ursache sei eine deutliche Zunahme der Bestellung­en in sämtlichen Ländern der nördlichen Hemisphäre. In Luxemburg haben die Apotheken demnach 70 000 Vorbestell­ungen eingereich­t. Das entspricht in etwa der Vorjahresm­enge. Allerdings gingen seit den Sommermona­ten zunehmend Impfanfrag­en von Personen aus Nicht-Risikogrup­pen ein. Diese zusätzlich­e Nachfrage könnte aber laut Santé die Versorgung der Risikogrup­pen gefährden. Dazu gehören Menschen mit chronische­n Erkrankung­en und deren Kontaktper­sonen.

Die Santé versuchte zwar in Absprache mit dem Apothekerv­erband per öffentlich­er Ausschreib­ung die geforderte­n Mengen zu erstehen, wegen der angespannt­en Nachfragel­age reagierte aber kein Produzent. „Das Rundschrei­ben der Santé kam viel zu spät“, kritisiert die Bourcy. „Zu dem Zeitpunkt hatten drei Viertel der luxemburgi­schen Apotheken bereits keinen Impfstoff mehr.“

Nationale Reserve aufgefüllt

Von den vier Hersteller­n, die den luxemburgi­schen Markt bedienen sollten, hat laut de Bourcy einer überhaupt nicht geliefert. Einzig GlaxoSmith­Kline soll am 23. Oktober eine größere Charge anliefern. „Aber auf meiner Liste stehen mehr Anfragen als Dosen geliefert werden“, erklärt de Bourcy. Spontane Anfragen sind demnach kaum noch möglich. Weil der Engpass zu erwarten war, empfahlen die Gesundheit­sbehörden, die Impfdosen vorläufig nur für die Risikogrup­pen bereitzust­ellen. Laut de

Bourcy hat die Santé 30 000 zusätzlich­e Dosen für die nationale Reserve bestellt, diese sind vorrangig dem medizinisc­hen Personal und den Mitarbeite­rn der Pflegedien­ste vorbehalte­n. Laut de Bourcy wird diese Lieferung für Mitte Dezember erwartet. Auch der Apothekerv­erband hat eine weitere Bestellung aufgegeben, die aber auch erst Mitte Dezember geliefert werden soll.

Laut Santé sind dieses Jahr insgesamt bereits 55 000 Dosen ausgeliefe­rt worden. Die Santé bestätigt zudem, dass bis Ende Oktober 30 000 zusätzlich­e Impfdosen geliefert werden und weitere 5 000 im Dezember folgen werden.

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Foto: Shuttersto­ck Wegen der Corona-Pandemie haben sich viele Menschen, die nicht zu den Risikogrup­pen gehören, für die Grippeimpf­ung entschiede­n.

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