Letztes Kapitel einer Brideler Geschichte
Das Traditionsrestaurant, das zuletzt unter dem Namen „Le Rondeau“betrieben wurde, weicht 20 Wohnungen
Bridel. Die Bagger sind angerückt. Dieser Tage hat der Abriss des ehemaligen Restaurants „Le Rondeau“begonnen. Der Abschied liest sich auf dem Papier so leicht, doch das ist er nicht, denn mit dem Abriss des mehr als 200 Jahre alten Traditionshauses geht in Bridel eine Ära zu Ende.
Nach den Recherchen der Kopstal-Brideler Geschichtsfreunde „Koplescht – fréier an hott“handelte es sich zunächst um ein Zwischenlager für den im Klingelbachtal abgebauten Gips. Nach 1860 wurde dieses Zwischenlager vergrößert und ein Schankbetrieb etabliert. Ein vorgeschobener Aufbau diente zum Verladen für den Weitertransport der schweren Gipssäcke sowie der Milchkannen der umliegenden landwirtschaftlichen Gehöfte.
Später entwickelte sich daraus ein attraktives Café samt Terrasse. Landesweit bekannt wurde das bürgerliche Restaurant unter der Familie Metty Kruchten-Urbing. Generationen haben dort gegessen, getrunken, getanzt und gefeiert. Es war das Zuhause von zahlreichen Dorfvereinen und ein Treffpunkt der Lokalpolitik. Heute noch erzählen alteingesessene Brideler Einwohner von den viel besuchten Veranstaltungen bei
„Kruchtens Mett“, dem sogenannten „Briddelerdag“und auch dem beliebten Mimosa-Bal zum Winterende. Als Metty Kruchten 1983 in Rente ging, verkaufte er den Betrieb an die Familie André Hemmen. 1988 machte Jean-Paul Ochem unter der neuen Bezeichnung „Le Rondeau“aus der Gaststätte ein Gourmet-Restaurant.
Herausforderung Brideler Zentrum
Die Abrissarbeiten laufen zurzeit auf vollen Touren. Die Bäume auf dem angrenzenden Hügel und der Auffahrt sind schon weg. Gut drei Jahre stand das Haus leer und war dem Verfall preisgegeben. Doch für viele Brideler sorgen die Abrissarbeiten mehr für Abbruch- als für Aufbruchstimmung.
Nach der Veröffentlichung des entsprechenden Teilbebauungsplans (PAP) richteten Anrainer acht formelle Reklamationen an den Schöffenrat. Durch den geplanten „Betonklotz“sahen die Reklamanten die ursprünglich ländliche Prägung der Ortschaft Bridel bedroht. Der Teilbebauungsplan wurde aufgrund der Reklamationen überarbeitet und am 15. Mai 2019 mit sieben Ja-Stimmen bei zwei Enthaltungen im Rat gutgeheißen. Vorgesehen sind nun ein vierstöckiges Mehrfamilienhaus mit 20 Wohneinheiten und zwei Geschäftsräume im Erdgeschoss. Die angebaute Tankstelle ist nicht Teil des neuen Projekts.
Zur Erinnerung: Eine parteiübergreifende Arbeitsgruppe versucht seit zwei Jahren, Lösungen für die Gestaltung des Brideler Ortskerns zu finden. Doch wird nach dem Abriss des ehemaligen „Bridelshaff“(Taverne Rustique) und jetzt des Restaurants Kruchten ein weiterer Teil des örtlich Vertrauten verschwinden.
Die Broschüre Nummer 18 von „Koplescht – fréier an hott“dokumentiert übrigens die Geschichte des Hauses. Sie ist im Internet zum Kauf erhältlich. c.k.