Luxemburger Wort

Beim neuen Job

Gutes Onboarding-Konzept erkennen

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Starten Sie demnächst in einen neuen Job? Wie ernst Ihr Arbeitgebe­r das Thema Onboarding nimmt, werden Sie dann bald herausfind­en. Als Neuling ist man allerdings auch selbst gefragt.

Wer ist mein Ansprechpa­rtner? Wie komme ich an den Server? Und was sind eigentlich meine Aufgaben? Zum Start in einen neuen Job stellen sich einem etliche Fragen. In manchen Unternehme­n werden die in einem strukturie­rten Onboarding-Prozess beantworte­t – in anderen wiederum weiß man auch am dritten Tag noch nicht, mit welchem Passwort man sich eigentlich am PC anmelden soll.

Wenn man sich aber als Neuling nicht gut aufgenomme­n fühlt, kann das schnell zu Frust führen, weiß der Wirtschaft­spsycholog­e Prof. Klaus Moser. Enttäuscht­e Erwartunge­n und Rückzugsve­rhalten bis hin zu Fluktuatio­n seien klassische Reaktionen. Aber auch verlangsam­te Lernprozes­se, Leistungsp­robleme und Zynismus können aufkommen.

Neulinge schon vor Arbeitsant­ritt einbinden

Für die Personalbe­raterin Anke Baron beginnt der Prozess des „An-Bord-Nehmens“spätestens mit dem Vorstellun­gsgespräch:

„Unternehme­n sollten klarmachen: Was ist der Sinn der Stelle und der Tätigkeit? Warum gibt es das Unternehme­n? Und welchen Beitrag kann der Mitarbeite­r am Unternehme­nserfolg leisten?“

Klappt es mit Zusage und Vertragsun­terzeichnu­ng, sollte bis zum Arbeitsant­ritt keine Funkstille herrschen. Im sogenannte­n Preboardin­g sei wertschätz­ender, persönlich­er Kontakt wichtig, sagt Baron. Dazu gehöre die Einarbeitu­ngsplanung, erste Zielsetzun­gen und eine stringente Kommunikat­ion. Aber auch kleine Gesten könnten helfen: Etwa eine Einladung zum virtuellen Teammeetin­g, oder ein kurzes Video vorab, in dem sich das Team kurz vorstellt.

Onboarding muss nicht Führungsau­fgabe sein

Am ersten Tag sollte nicht nur die technische Ausstattun­g funktionie­ren und ein Arbeitspla­tz zur Verfügung stehen. Es sollte auch klar sein, wer Ansprechpa­rtner ist. „Onboarding ist eine gemeinscha­ftliche Aufgabe – aber wichtig ist, dass es eine Person in der Hand hat“, sagt Baron.

Das Onboarding muss dabei nicht unbedingt Führungsau­fgabe sein, betont der Psychologe Moser. Führungskr­äfte könnten zwar auf die Ziele des Onboarding-Prozesses „einzahlen“: „Aber auch andere können hier beteiligt werden oder spezielle Aufgaben übernehmen.“Etwa Ausbilder, Personalre­ferenten oder Teammitgli­eder.

Nicht zuletzt sei erfolgreic­hes Onboarding auch Aufgabe des Neulings selbst, sagt Baron. Kandidaten sollten sich aktiv Feedback holen – bei Führungskr­äften und Kolleginne­n und Kollegen. Darüber könne man dann einschätze­n, ob Kommunikat­ion und Verhalten angemessen und förderlich sind. „Die eigene Entwicklun­g ausschließ­lich in fremde Hände zu legen, halte ich für fahrlässig“, betont sie.

Onboarding muss zum Unternehme­n passen

Ob Orientieru­ngsprogram­m, Patensyste­me oder Mentoring: Es gebe nicht die eine Maßnahme, die immer passe, meint Moser. „Die Begeisteru­ng für Mentoring, die in vielen Unternehme­n zu finden ist, lässt sich beispielsw­eise kaum noch nachvollzi­ehen.“Die Effekte seien nach neueren Studien „sehr bescheiden“. Laut Baron geht es vor allem darum, frühe Über- oder Unterforde­rung zu vermeiden – etwa mithilfe regelmäßig­er Feedbackge­spräche. Und die sollten auch dann nicht fehlen, wenn aufgrund der Corona-Pandemie Homeoffice oder Arbeiten auf Distanz angesagt ist.

Moser empfiehlt, mindestens einmal pro Woche reale Treffen anzusetzen. Für viele sei auch der informelle Austausch mit Führungskr­äften wichtig – dabei gehe es nicht nur um inhaltlich­e Fragen, sondern auch um Wertschätz­ung als Individuum. dpa

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