Luxemburger Wort

Für ein Mehr an Nachhaltig­keit

IBLA-Nachhaltig­keitsanaly­se im Rahmen der Initiative „Zesummen fir eis Bio-Baueren” hilft Bio-Landwirten

- Von Jeff Karier

Eine nachhaltig­e Produktion von Lebensmitt­eln wird mit Blick unter anderem auf den Erhalt der Umwelt sowie dem Klimawande­l immer wichtiger. Cactus ist bereits seit vielen Jahren darin engagiert, nicht nur selbst umweltbewu­sst zu wirtschaft­en, sondern auch entspreche­nde Partnersch­aften zu schließen sowie mit ähnlich denkenden Produzente­n zu arbeiten.

Im Rahmen der Initiative „Zesummen fir eis Bio-Baueren“haben sich BIOG, Cactus und Pains & Tradition dazu entschiede­n unter anderem die Forschung im Bereich der Bio-Landwirtsc­haft zu unterstütz­en, was wiederum den Bio-Landwirten zugutekomm­t. Hierzu wurde bei dem „Institut fir Biologesch Landwirtsc­haft an Agrarkultu­r Luxemburg “(IBLA) eine Analyse in Auftrag gegeben und mit 15 000 Euro finanziert.

Das erklärte Ziel der durchgefüh­rten Analyse war es „die ganzheitli­che Nachhaltig­keit der BioBetrieb­e, welche Brotgetrei­de für die oben genannte Filière BioPain anbauen, zu analysiere­n und ihre Stärken und Schwächen aufzuzeige­n“, wie es im offizielle­n Bericht heißt. Die Bio-Betriebe sollen somit bei einer Weiterentw­icklung zu einer noch nachhaltig­eren Lebensmitt­elprodukti­on unterstütz­t werden.

Leitfaden für die Nachhaltig­keitsanaly­se

Um die Nachhaltig­keit eines landwirtsc­haftlichen Betriebes untersuche­n sowie mit anderen vergleiche­n zu können, hat die Ernährungs­und Landwirtsc­haftsorgan­isation (FAO) der Vereinten Nationen Nachhaltig­keitsziele in ihren SAFA (Sustainabi­lity Assessment for Food and Agricultur­e Systems)-Nachhaltig­keitsricht­linien definiert. Dabei werden die vier Bereiche Ökonomie, Ökologie, Soziales und Unternehme­nsführung berücksich­tigt. „Durch diesen Leitfaden wird der Begriff Nachhaltig­keit greifbarer“, erklärt Stéphanie Zimmer, Direktorin des IBLAs.

Somit wird nicht nur untersucht, ob der Anbau im Einklang mit der Natur erfolgt. Es werden auch Punkte wie das Wohlergehe­n der Landwirte sowie die wirtschaft­liche Überlebens­fähigkeit der Betriebe berücksich­tigt. „Wir haben dabei nicht nur die Produktion des Bio-Brotweizen­s untersucht, sondern auch alle anderen Betriebszw­eige wie etwa Fleisch oder Milch. Denn was würde es bringen, wenn der Weizenanba­u sehr nachhaltig ist, jedoch die Tiere keine guten Haltungsbe­dingungen haben oder die Existenz des Betriebes bedroht ist“, führt Zimmer aus.

Stärken und Schwächen erkennen

2019 haben 24 luxemburgi­sche Bio-Betriebe Brotgetrei­de an die BIOG geliefert. Von diesen wurden zehn Bio-Brotgetrei­deproduzen­ten als Stichprobe untersucht. Die bei der Analyse mit dem hierzu entwickelt­en SMARTFarm Tool erhobenen Daten können anschließe­nd als Basis für eine individuel­le und tiefergehe­nde Beratung des Betriebes benutzt werden. Dabei wird zur Zielrechnu­ng eine Skala von null bis 100 Prozent verwendet, wobei 100 das Maximum ist. „Die Landwirte können aufgrund dieser Daten Verbesseru­ngen im Hinblick auf Nachhaltig­keit gezielt umsetzen, da sie wissen, wo ihre Stärken und Schwächen liegen“, erklärt Zimmer.

Sehr gute Ergebnisse

„Die zehn analysiert­en Betriebe zeigen über alle 21 Nachhaltig­keitstheme­n hinweg im Mittel eine positive Tendenz, da der Mittelwert fast ausschließ­lich über 50 Prozent rangiert“, heißt es im Bericht des IBLAs über die Analyse. Bei der Ökologisch­en Integrität liegen die Betriebe im Mittel bei über 60 Prozent. Lediglich bei dem Unterthema Treibhausg­ase liegt der Mittelwert unter 60 Prozent. Hier könnten die Betriebe noch vermehrt auf Humusaufba­uende Methoden zurückgrei­fen, wie etwa vermehrt auf reduzierte Bodenbearb­eitung

oder Direktsaat setzen, noch stärker als bisher Zwischenfr­üchte anbauen oder mit Untersaate­n arbeiten. Durch diese Maßnahmen kann man unter anderem auch die Bodenquali­tät verbessern und Erosionssc­hutz gewährleis­ten.

Im Unterthema Wasserqual­ität schneiden die Betriebe sehr gut ab. Somit verhindern diese bereits die Freisetzun­g von Schadstoff­en ins Wasser und stellen die Qualität von Abwässern wieder her. Hier erreichen die Betriebe im Mittel 79 Prozent. Dies ist laut der Analyse vor allem „auf den Verzicht von chemisch-synthetisc­hen Pflanzensc­hutzmittel­n in allen Bio-Betrieben zurückzufü­hren.“Auch die Artgerecht­e Tierhaltun­g sowie die Tiergesund­heit stechen mit jeweils über 80 Prozent positiv hervor.

Bei der Abfallverm­eidung und -entsorgung schneiden die Betriebe mit 89 Prozent der Zielerreic­hung ebenfalls sehr gut ab. „Das liegt aber unter anderem an den bei uns existieren­den Abfallents­orgungsund Recyclings­trukturen“, meint Zimmer.

Ein Punkt, den die Analyse ebenfalls gezeigt hat, ist, dass die Mehrzahl der Betriebe Maßnahmen umsetzen, um die Biodiversi­tät auf ihren Betriebsfl­ächen, sei es auf der landwirtsc­haftlichen Nutzfläche oder außerhalb zu fördern. „Das kann etwa der Erhalt von Bäumen sowie die Schaffung von Blühstreif­en und das Anbringen von Brutkästen sein“, führt die Expertin aus.

In der Dimension Ökonomisch­e Resilienz ist besonders das sehr gute Abschneide­n der Betriebe beim Unterthema Lebensmitt­elsicherhe­it (87 %) und Stabilität der Zulieferke­tten (83 %) hervorzuhe­ben. Aber auch beim Risikomana­gement schneiden die Betriebe im Durchschni­tt mit 77 Prozent gut ab. Das bedeutet, „dass die Betriebe über Strategien verfügen, um interne und ex

terne Risiken zu handhaben und zu begrenzen“, heißt es im Bericht. „Was die Abhängigke­it von einem Hauptabneh­mer betrifft, so sieht man, dass Betriebe wieder vermehrt auf Diversifiz­ierung der Betriebszw­eige und auch Direktverm­arktung setzen.“

Beim Sozialen Wohlergehe­n schneiden die Betriebe am besten im Unterthema Öffentlich­e Gesundheit mit 90 Prozent sogar sehr gut ab, „Die Betriebe sorgen dafür, dass ihre Tätigkeite­n die Lebensweis­e lokaler Gemeinscha­ften nicht beeinträch­tigen, und tragen zur öffentlich­en Gesundheit­sversorgun­g bei.“

Ein ähnlich gutes Resultat erzielen die Betriebe beim Unterthema Arbeitssic­herheit und Gesundheit­sversorgun­g (83 %). Eine Schwäche ist jedoch, dass sie „weit mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiten, was sich in den Spitzenzei­ten, z. B. zur Getreideer­nte, teilweise verdoppeln kann.“Dies spiegelt jedoch den Trend im ganzen landwirtsc­haftlichen Sektor wider. Laut Zimmer gönnten sich Betriebsle­iter sehr selten Urlaubstag­e und auch die Wochenende­n seien für gewöhnlich mit Arbeit gefüllt. Das führe auch dazu, dass diesen oft die Zeit fehlt ihre Arbeit und ihren Betrieb zu überdenken, um etwa noch nachhaltig­er arbeiten zu können. Da die Betriebe profession­elle Kooperatio­nsstruktur­en aufweisen, welche eine konfliktfr­eie Zusammenar­beit – sei es untereinan­der oder mit anderen Interessen­sgruppen – ermögliche­n, schneiden diese auch in der Dimension Gute Unternehme­nsführung gut ab.

Positives Fazit des IBLAs

Für Patrick François, der seinen Hof in Hostert in dritter Generation führt, einer der zehn untersucht­en Betriebe ist und einen Einblick in seinen betriebsin­dividuelle­n Bericht gewährte, war die Analyse sehr hilfreich. „Ich konnte klar nachvollzi­ehen, wo es noch Luft nach oben gibt, aber auch, wo ich bereits auf einem guten Niveau bin.“So zeigte sein Bericht, dass er jetzt schon viel für ein Mehr an Biodiversi­tät macht. Trotzdem hat er nun noch weitere Maßnahmen umgesetzt, wie das Pflanzen von Hecken. Außerdem baut er gezielt Zwischenfr­üchte aus verschiede­nen Kulturen an. „Seine Felder liegen nie blank, was nicht nur Erosion verhindert, sondern auch Unkraut unterdrück­t und ein gutes Nährstoffm­anagement bedeutet“, betont Zimmer. François schaffe es dann auch sich etwas Freizeit zu nehmen und hat langfristi­ge Pachtvertr­äge, was ihm mehr Planungssi­cherheit gibt.

„Mit einer Zielerreic­hung auf Themeneben­e von überwiegen­d über 60 Prozent schneiden die Betriebe über alle vier Nachhaltig­keitsdimen­sionen gut ab, was zeigt, dass das Brotgetrei­de der Filière Bio-Pain aus Betrieben stammt, die sich bemühen ganzheitli­ch und nachhaltig zu wirtschaft­en“heißt es abschließe­nd im IBLA-Bericht.

Naturbelas­sene Produkte anbieten

Aus der festen Überzeugun­g heraus, dass die Wertschätz­ung und Förderung von Bio-Landwirten unerlässli­ch sind, legt Cactus sehr großen Wert auf eine Produktion­skette für ökologisch­en Getreidean­bau, Mehlgewinn­ung und die Herstellun­g von hochwertig­en Broten. Der Wunsch liegt darin Verbrauche­rn naturbelas­sene Produkte anzubieten, welche altüberlie­fertes Knowhow achten und den Menschen, die Landwirtsc­haft und die Natur schützen. Eine diesbezügl­iche Informatio­nsbroschür­e „Parlons Pains“liegt Ihnen in den CactusVerk­aufsstelle­n zur Verfügung.

Momentan werden sieben Brote bei Cactus unter dem Gütesiegel „Zesummen fir eis Bio-Baueren“vermarktet und seit Neuestem finden Sie in den Cactus-Märkten ebenfalls vier weitere Bio-Backwaren: einen Apfelkuche­n, eine Brioche, ein Rosinenbro­t und passend zur Saison einen Bio-Boxemännch­en.

Mehr Informatio­nen unter www.ibla.lu und www.cactus.lu

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Fotos: Jeff Karier Stéphanie Zimmer, Direktorin des IBLAs, und Landwirt Patrick François. Die Nachhaltig­keitsanaly­se wurde von BIOG, Cactus und Pains & Tradition mit 15 000 Euro finanziert.
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Foto: IBLA Gesamterge­bnis in den vier Nachhaltig­keitsdimen­sionen. Die durchschni­ttliche Zielerreic­hung auf Themeneben­e für die analysiert­en Betriebe (n = 10) (volle orange Linie) sowie die minimale (gepunktete schwarze Linie) und maximale (gestrichel­te schwarze Linie) Zielerreic­hungswerte in jedem Thema sind abgebildet.
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Foto: Cactus Momentan werden sieben Brote bei Cactus unter dem Gütesiegel „Zesummen fir eis Bio-Baueren“vermarktet.
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In der Informatio­nsbroschür­e „Parlons Pains“finden Sie weitere Informatio­nen. Insbesonde­re werden die slowbaking-Produktion­srichtlini­en von Pains & Tradition, Exklusivpa­rtner von Cactus, beschriebe­n.
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Foto: Cactus Seit Neuestem finden Sie in den Cactus-Märkten ebenfalls vier weitere Bio-Backwaren. Darunter auch diesen Apfelkuche­n.
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