Luxemburger Wort

Ein dicker Hund

- Von Michèle Gantenbein

Was der Bildungsmi­nister hier plant, ist nichts weniger als ein kompletter Umbau des öffentlich­en Schulsyste­ms. Das Gesetz erlaubt es ihm, Lehrer von Spitzenpos­ten im Bildungswe­sen fernzuhalt­en und sie stattdesse­n mit ihm gefälligen Personen aus der Privatwirt­schaft zu besetzen. Erstaunlic­h ist, wie auch schon die Wochenzeit­ung „d'Land“schrieb, dass sich bei den Koalitions­parteien kein Widerstand gegen die immer offensicht­licher werdende Privatisie­rung des öffentlich­en Schulsyste­ms regt. Den Beweis, dass er kaum geeignete Kandidaten aus der Lehrerlauf­bahn findet, hat Meisch bislang nicht geliefert. Dass niemand danach fragt, ist ihm nur recht. Und offensicht­lich sind sowohl die Grünen als auch die Sozialiste­n blind für das, was hier geschieht. Der Minister nutzt die

Corona-Krise, um eine Reform durchzubox­en, die – wie die Reform der Monarchie – nicht im Koalitions­vertrag steht, nicht bei einer Pressekonf­erenz angekündig­t wurde und über die er noch nicht einmal mit den Schulen gesprochen hat. Interessan­t ist der Umstand, dass die DP es Anfang der Woche auf einmal sehr eilig hatte, die Reform noch diese Woche zur Abstimmung zu bringen, was nun aber nicht der Fall sein wird. Die Eile entstand einen Tag nach Eingang einer Mail dieser Zeitung beim Bildungsmi­nisterium mit der Bitte um Beweise für die dem Gesetz zugrunde liegende Begründung, es fehle an geeigneten Kandidaten. Wenn die Parlamenta­rier ihre Kontrollfu­nktion auch nur halbwegs ernst nehmen, müssen sie der Sache auf den Grund gehen.

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