„Wir wollen weiter expandieren“
Erschwerte Bedingungen, aber auch neue Chancen: Tom Michels verrät, wie sein Start-up Salonkee durch die Krise kommt
„Wir bleiben von der Corona-Krise nicht verschont – trotzdem eignet sich diese Zeit, um das Geschäft voranzubringen, indem wir unsere Kunden bei der Digitalisierung ihrer internen Prozesse helfen“, sagt Tom Michels. Der 29-Jährige ist einer der fünf Gründer des Luxemburger Start-up-Unternehmens Salonkee. Gemeinsam mit Samuel Faber, André Stehle, Alexandre J. Claro und Gilberto Fernandes Cardoso hat er das Unternehmen vor knapp drei Jahren gegründet – es handelt sich dabei um eine Online-Plattform, auf der Termine bei Friseur- und Kosmetiksalons in wenigen Schritten gebucht werden können. Im House of Startups, das von der Stadt Luxemburg und der Handelskammer gegründet wurde, haben sie drei Büros mit insgesamt 90 Quadratmeter gemietet. Im Januar 2019 schlossen sie eine Finanzierungsrunde in Höhe von einer Million Euro ab. Mittlerweile ist das Unternehmen in drei Ländern aktiv – in Luxemburg, Belgien und der Schweiz.
Gerade in Belgien sind derzeit alle „nicht-wesentlichen“Geschäfte bis zum 13. Dezember geschlossen – Friseure und andere Berufe mit direktem Körperkontakt haben ihre Arbeit eingestellt. „Es ist angesichts der aktuellen Lage natürlich schwierig, potenzielle Neukunden zu besuchen. Aber wir können unsere bestehenden Kunden bei den digitalen Anwendungen unterstützen.“Viele Firmen nehmen die Corona-Krise zum Anlass, um ihre Angebote und Arbeitsabläufe zu überdenken, sagt Tom Michels und nennt ein Paar Beispiele: „Vielen ist es wichtig, sich für die Zeit danach schon jetzt zu rüsten, in dem man beispielsweise den Kunden die Möglichkeit anbietet, Termine für die Zeit nach dem Lockdown online zu vereinbaren. Das garantiert nicht nur Planungssicherheit bei den Salons, sondern trägt auch zur Kundenbindung bei.“Außerdem werden Gutscheine online verkauft. „Das hilft der Branche auch finanziell in diesen schweren Zeiten.“Allgemein sei eine transparente und gute Kommunikation mit den Kunden von wesentlicher Bedeutung. „Das kann auch beispielsweise über den Versand von regelmäßigen E-Mails geschehen“, sagt er.
Terminbuchung rund um die Uhr
Dass die Digitalisierung gerade im Friseurhandwerk eine Chance und eine Herausforderung zugleich ist, darüber weiß Tom Michels genug zu berichten. Er hat die Plattform Salonkee gegründet, damit Kunden ihren Termin beim Friseur rund um die Uhr buchen können. Auf der Plattform werden nur jene Termine angezeigt, die noch frei sind. Ob abends oder gar in der Nacht – die Öffnungszeiten der Salons spielen beim Buchen der Verabredungen keine Rolle mehr. „Die Friseure sparen dadurch Zeit und können sich außerdem online besser vermarkten“, sagt Tom Michels.
Auf der anderen Seite bietet das Unternehmen verschiedene digitale Dienstleistungen an – wie zum Beispiel einen intelligenten digitalen Terminkalender. „Wir helfen
Friseursalons auch bei der Digitalisierung ihrer Prozesse, so dass die organisatorischen Abläufe effizienter verwaltet werden können und kein lästiger Papierkram entsteht“, sagt er. Salonkee bietet auch andere praktische Lösungen wie beispielsweise automatische Erinnerungsnachrichten an. Der Kunde wird dabei 24 Stunden vor seinem Termin per SMS auf seinem Handy an die bevorstehende Verabredung erinnert. „Unsere Produkte und Dienstleistungen sind als All-in-One-Lösungen konzipiert“, betont der Gründer.
In Luxemburg hat das kleine Unternehmen es in kürzester Zeit zu einem anerkannten Anbieter geschafft. „Jeden Tag buchen mehr als 1 000 Menschen einen Termin über Salonkee“, freut sich der junge Unternehmer. „Wenn man Belgien und die Schweiz dazuzählt, sind es mehr als vier Mal so viele Termine.“Das Start-up arbeitet derzeit mit fast 1 000 verschiedenen Friseuren und Schönheitssalons in Luxemburg, Belgien und der Schweiz zusammen.
Im Ausland expandieren
Tom Michels blickt nun vorsichtig optimistisch auf die weitere Entwicklung seines Unternehmens. „Wir versuchen die Corona-Krise so gut wie möglich zu überbrücken und unsere Kunden durch die schwierige Zeit zu begleiten. Wir gehen davon aus, dass wir 2021 wieder stark wachsen und vielleicht auch zu einem späteren Zeitpunkt eine neue Finanzierungsrunde starten werden.“
Am Anfang hat sich das Start-up hauptsächlich selbst finanziert. Im Januar 2019 schloss Salonkee eine Finanzierungsrunde in Höhe von einer Million Euro ab. Zu den Geldgebern gehört der Digital Tech Fund, der seit 2016 TechnologieStart-ups aus Luxemburg und dem Ausland finanziell unterstützt. Das Start-up-Unternehmen konnte aber auch andere Business Angels als Investoren für sich gewinnen. Das frische Geld wurde zur Verbesserung des Produktangebots und zur Entwicklung des Teams verwendet. Vor allem aber will Salonkee weiter im Ausland expandieren.
Wir helfen Friseursalons bei der Digitalisierung ihrer Prozesse, so dass kein lästiger Papierkram entsteht. Tom Michels, Salonkee
„Wir haben uns zum Ziel gesetzt, ein globaler Player zu werden und eine europäische Plattform aufzubauen“, sagt Tom Michels, der die nächsten strategischen Schritte bereits geplant hat. Details will er noch nicht verraten, nur so viel: „Das Potenzial ist enorm. Allein in Belgien rechnen wir, dass es rund 20 000 Friseursalons gibt“. Aber auch die Konkurrenz schläft nicht; Salonkee muss schneller wachsen als die Wettbewerber und weitere Marktanteile gewinnen. „Allerdings ist es auch so, dass der Markt groß genug für mehrere Akteure ist.“
Das aktuell 30-köpfige Team soll weiter ausgebaut werden – im kommenden Jahr soll es auf 90 Mitarbeiter wachsen. Im Fokus steht die Weiterentwicklung der Produkte sowie der Ausbau des Vertriebs.
Das Beispiel Salonkee zeigt: Manche Luxemburger Start-ups schaffen es allein wegen ihres Geschäftsmodells gut durch die Krise. „Wir gehören eindeutig nicht zu den Gewinnern der Krise, aber wir haben bewiesen, dass wir auch in dieser Zeit stabil und verlässlich arbeiten können“, so Tom Michels.