Neuland für die Tram
Wie Leudelingen und andere Gemeinden von der Trasse Richtung Süden profitieren können
Leudelingen/Beles. Wenn der neue Mobilitätskorridor samt Schnelltram, Fahrradexpressweg und ausgebauter Autobahn A 4 ab 2028 die Cloche d'Or mit Esch-Schifflingen und – zumindest was die Tram angeht – ab 2035 auch Esch mit Beles verbinden wird, dann wird sich im Verkehrsfluss einiges für Leudelingen, Reckingen/Mess, Monnerich, Belval und Beles ändern. Am Montagabend stellte Mobilitätsminister François Bausch die Auswirkungen auf diese Orte während einer Onlinepräsentation vor.
Lebensqualität für Leudelingen
Was Leudelingen angeht, so arbeiten in den dortigen Industrie- und Aktivitätszonen rund 10 000 Menschen. Bis die Tram hier fährt, wird sich diese Zahl nach Einschätzungen von Experten verdoppeln. Viele Grenzgänger nehmen Tag für Tag die Abkürzung ab der Autobahnausfahrt Leudelingen-Süd, um innerorts über die N 4 bis zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen. Dies zum Ärgernis der Anwohner. Hinzu kommt, dass Müllwagen von weit her durch die Ortschaft fahren, um zur nahe gelegenen Müllverwertungsanlage des Syndikates Sidor zu gelangen. Sieben Maßnahmen zur Linderung dieser Probleme stellte Bausch am Montag vor.
Die Tram (blauer Strich auf der Grafik oben) wird parallel zur Autobahn fahren. Ihre Haltestelle wird sich an der Industriezone Poudrerie, die mit einem Fußweg an die Aktivitätszone Am Bann angebunden wird, befinden. Die erste der Maßnahmen ist, dass der Verteiler Leudelingen-Nord ausgebaut wird. Autos die zu einer der beiden Zonen wollen, sollen nur noch diese Autobahnausfahrt nutzen. Als zweite Maßnahme wird die Durchfahrt von Leudelingen zurückgebaut. Hier soll der Raum wieder dem Menschen und nicht dem Individualverkehr gehören. Drittens wird auch der Verteiler Leudelingen-Süd umgebaut. Er soll künftig eine größere Rolle als Zubringer für die Sidor spielen. Lastwagen, die dorthin wollen, sollen nicht mehr durch den Ort fahren. Viertens wird eine neue Wildbrücke die Autobahn überqueren. Sie soll dem Austausch der Tiere und der Sicherheit zugutekommen. Fünftens wird die Landstraße CR 169, die von Steinbrücken nach Leudelingen führt, geschlossen.
Als sechste Maßnahme werden gemeinsam mit der Gemeinde mehrere Radwege innerorts angelegt, die als Zubringer zum Expressweg dienen sollen. Siebtens wird, voraussichtlich mit dem städtischen Autobusdienst AVL, die erste interne Leudelinger Buslinie geschaffen, die alle Ortsteile an die Tramhaltestelle anbinden soll.
Aber auch in Monnerich und Reckingen/Mess sollen ähnliche Projekte umgesetzt werden. In beiden Gemeinden werden insgesamt vier neue Radwege als Zubringer zum Expressweg dienen. So soll die Dreikantonsstraße eine eigene Radspur erhalten. In beiden Gemeinden soll der Bus eine neue Rolle spielen. Einerseits sollen Expresslinien direkt dorthin fahren, wo viele Einwohner arbeiten, andererseits sollen lokale Buslinien die einzelnen Orte an die Umsteigeplattformen – die sogenannten Pôles d'échange – und somit an die Schnelltram, anbinden. Die Autobahnverteiler werden teils aus- und teils zurückgebaut, um den Verkehrsfluss neu zu gestalten und so die innerörtlichen Straßen zu entlasten.
Zwei Wege von Beles nach Belval
2035 soll die Tram weiter von Esch-Schifflingen, dem sogenannten Quartier Alzette, bis nach Beles zum Rathaus fahren. „Spätestens 2035“, wie Bausch mehrfach betonte. Es sei nicht auszuschließen, dass die Strecke teilweise bereits früher eröffnet wird.
„Hier setzen wir auf Komplementarität“, so der Minister. Gemeint ist die Tatsache, dass zwischen Esch und Beles später nicht nur – wie bereits jetzt – ein Zug, sondern auch die Tram und der Superbus BHNS, der die Südgemeinden zwischen Petingen mit Düdelingen untereinander verbinden soll, quasi parallel fahren werden. Sowohl am Unigelände in Belval, wie auch nahe am Rathaus der Gemeinde Sassenheim in Beles, wer den die drei Transportmittel später halten. Bausch stellte am Montag die Trassen von Tram und BHNS vor. Während der Superbus zwischen Uni und Rathaus das Viertel Belval-Nord anfahren wird, wird die Tram das neue Square Mile und Belval-Süd bedienen.
Bausch betonte, dass die Fahrtzeiten mit der neuen Tram, die zwischen Leudelingen und Foetz als Schnelltram fungieren und bis zu 100 km/h erreichen kann, äußerst attraktiv seien. So soll eine Fahrt von Cloche d'Or bis Leudelingen drei, bis Foetz neun und bis Beles 32 Minuten dauern. Die Tram soll zwischen Cloche d'Or und Beles im 15-Minuten-Takt fahren. Zwischen Cloche d'Or und EschSchifflingen soll während der Spitzenstunden sogar im SiebenMinuten-Takt gefahren werden.
Bausch: „Tram geeigneter als Zug“
Unter den Fragen, die die 323 zugeschalteten Zuschauer der Onlinepräsentation stellen konnten, waren diesmal auch kritischere als bei der vorangegangenen Präsentation (das LW berichtete). So ging der Minister auf die Hintergründe ein, die zur Entscheidung eine Schnelltram einzuführen, geführt hatten. Bereits vor Jahren seien diesbezügliche Studien durchgeführt worden. Dabei seien viele Transportmittel geprüft worden, auch ein Monorail-System, wie der Minister betonte. Die Tram sei aber als beste Option zurückbehalten worden, weil sie zwischen den beiden Ballungsgebieten Luxemburg-Stadt und Esch/Alzette schnell fahren kann und außerdem innerhalb dieser Ballungsgebiete die Feinverteilung in den einzelnen Stadtteilen übernehmen kann, was ein Zug oder ein Monorail nicht vermögen.
Weitere Fragen, die gestellt wurden, sowie die Antworten des Ministers sind auf der Internetseite des Ministeriums nachzulesen.