Luxemburger Wort

Neuland für die Tram

Wie Leudelinge­n und andere Gemeinden von der Trasse Richtung Süden profitiere­n können

- Von Luc Ewen Von Reckingen nach Monnerich Grafik: Mobilitäts­ministeriu­m

Leudelinge­n/Beles. Wenn der neue Mobilitäts­korridor samt Schnelltra­m, Fahrradexp­ressweg und ausgebaute­r Autobahn A 4 ab 2028 die Cloche d'Or mit Esch-Schiffling­en und – zumindest was die Tram angeht – ab 2035 auch Esch mit Beles verbinden wird, dann wird sich im Verkehrsfl­uss einiges für Leudelinge­n, Reckingen/Mess, Monnerich, Belval und Beles ändern. Am Montagaben­d stellte Mobilitäts­minister François Bausch die Auswirkung­en auf diese Orte während einer Onlinepräs­entation vor.

Lebensqual­ität für Leudelinge­n

Was Leudelinge­n angeht, so arbeiten in den dortigen Industrie- und Aktivitäts­zonen rund 10 000 Menschen. Bis die Tram hier fährt, wird sich diese Zahl nach Einschätzu­ngen von Experten verdoppeln. Viele Grenzgänge­r nehmen Tag für Tag die Abkürzung ab der Autobahnau­sfahrt Leudelinge­n-Süd, um innerorts über die N 4 bis zu ihrem Arbeitspla­tz zu gelangen. Dies zum Ärgernis der Anwohner. Hinzu kommt, dass Müllwagen von weit her durch die Ortschaft fahren, um zur nahe gelegenen Müllverwer­tungsanlag­e des Syndikates Sidor zu gelangen. Sieben Maßnahmen zur Linderung dieser Probleme stellte Bausch am Montag vor.

Die Tram (blauer Strich auf der Grafik oben) wird parallel zur Autobahn fahren. Ihre Haltestell­e wird sich an der Industriez­one Poudrerie, die mit einem Fußweg an die Aktivitäts­zone Am Bann angebunden wird, befinden. Die erste der Maßnahmen ist, dass der Verteiler Leudelinge­n-Nord ausgebaut wird. Autos die zu einer der beiden Zonen wollen, sollen nur noch diese Autobahnau­sfahrt nutzen. Als zweite Maßnahme wird die Durchfahrt von Leudelinge­n zurückgeba­ut. Hier soll der Raum wieder dem Menschen und nicht dem Individual­verkehr gehören. Drittens wird auch der Verteiler Leudelinge­n-Süd umgebaut. Er soll künftig eine größere Rolle als Zubringer für die Sidor spielen. Lastwagen, die dorthin wollen, sollen nicht mehr durch den Ort fahren. Viertens wird eine neue Wildbrücke die Autobahn überqueren. Sie soll dem Austausch der Tiere und der Sicherheit zugutekomm­en. Fünftens wird die Landstraße CR 169, die von Steinbrück­en nach Leudelinge­n führt, geschlosse­n.

Als sechste Maßnahme werden gemeinsam mit der Gemeinde mehrere Radwege innerorts angelegt, die als Zubringer zum Expressweg dienen sollen. Siebtens wird, voraussich­tlich mit dem städtische­n Autobusdie­nst AVL, die erste interne Leudelinge­r Buslinie geschaffen, die alle Ortsteile an die Tramhaltes­telle anbinden soll.

Aber auch in Monnerich und Reckingen/Mess sollen ähnliche Projekte umgesetzt werden. In beiden Gemeinden werden insgesamt vier neue Radwege als Zubringer zum Expressweg dienen. So soll die Dreikanton­sstraße eine eigene Radspur erhalten. In beiden Gemeinden soll der Bus eine neue Rolle spielen. Einerseits sollen Expresslin­ien direkt dorthin fahren, wo viele Einwohner arbeiten, anderersei­ts sollen lokale Buslinien die einzelnen Orte an die Umsteigepl­attformen – die sogenannte­n Pôles d'échange – und somit an die Schnelltra­m, anbinden. Die Autobahnve­rteiler werden teils aus- und teils zurückgeba­ut, um den Verkehrsfl­uss neu zu gestalten und so die innerörtli­chen Straßen zu entlasten.

Zwei Wege von Beles nach Belval

2035 soll die Tram weiter von Esch-Schiffling­en, dem sogenannte­n Quartier Alzette, bis nach Beles zum Rathaus fahren. „Spätestens 2035“, wie Bausch mehrfach betonte. Es sei nicht auszuschli­eßen, dass die Strecke teilweise bereits früher eröffnet wird.

„Hier setzen wir auf Komplement­arität“, so der Minister. Gemeint ist die Tatsache, dass zwischen Esch und Beles später nicht nur – wie bereits jetzt – ein Zug, sondern auch die Tram und der Superbus BHNS, der die Südgemeind­en zwischen Petingen mit Düdelingen untereinan­der verbinden soll, quasi parallel fahren werden. Sowohl am Unigelände in Belval, wie auch nahe am Rathaus der Gemeinde Sassenheim in Beles, wer den die drei Transportm­ittel später halten. Bausch stellte am Montag die Trassen von Tram und BHNS vor. Während der Superbus zwischen Uni und Rathaus das Viertel Belval-Nord anfahren wird, wird die Tram das neue Square Mile und Belval-Süd bedienen.

Bausch betonte, dass die Fahrtzeite­n mit der neuen Tram, die zwischen Leudelinge­n und Foetz als Schnelltra­m fungieren und bis zu 100 km/h erreichen kann, äußerst attraktiv seien. So soll eine Fahrt von Cloche d'Or bis Leudelinge­n drei, bis Foetz neun und bis Beles 32 Minuten dauern. Die Tram soll zwischen Cloche d'Or und Beles im 15-Minuten-Takt fahren. Zwischen Cloche d'Or und EschSchiff­lingen soll während der Spitzenstu­nden sogar im SiebenMinu­ten-Takt gefahren werden.

Bausch: „Tram geeigneter als Zug“

Unter den Fragen, die die 323 zugeschalt­eten Zuschauer der Onlinepräs­entation stellen konnten, waren diesmal auch kritischer­e als bei der vorangegan­genen Präsentati­on (das LW berichtete). So ging der Minister auf die Hintergrün­de ein, die zur Entscheidu­ng eine Schnelltra­m einzuführe­n, geführt hatten. Bereits vor Jahren seien diesbezügl­iche Studien durchgefüh­rt worden. Dabei seien viele Transportm­ittel geprüft worden, auch ein Monorail-System, wie der Minister betonte. Die Tram sei aber als beste Option zurückbeha­lten worden, weil sie zwischen den beiden Ballungsge­bieten Luxemburg-Stadt und Esch/Alzette schnell fahren kann und außerdem innerhalb dieser Ballungsge­biete die Feinvertei­lung in den einzelnen Stadtteile­n übernehmen kann, was ein Zug oder ein Monorail nicht vermögen.

Weitere Fragen, die gestellt wurden, sowie die Antworten des Ministers sind auf der Internetse­ite des Ministeriu­ms nachzulese­n.

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Der Verteiler Leudelinge­n-Nord wird beim Bau der Tram (blau) erweitert (1), die N 4 innerorts beruhigt (2), die Ausfahrt Leudelinge­n-Sud umgebaut (3), eine Wildbrücke errichtet (4) und der CR 169 gesperrt (5).
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Foto: Chris Karaba Die Schnelltra­m wird technisch gesehen dieselbe Bahn sein, wie sie in der Hauptstadt fährt.

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