Luxemburger Wort

Fleißiger Jäger gesucht

Gemeindera­t Echternach: Förster verzweifel­t über Wildschäde­n durch Mufflonher­de

- Von Volker Bingenheim­er

Echternach. Jedes Jahr im Herbst beklagt sich Förster Tom Müller im Echternach­er Gemeindera­t über die Wildschäde­n durch die geschätzt 200 Mufflons im Waldgebiet Haard. Diesmal beließ Müller es nicht bei Schilderun­gen, sondern zeigte die Schäden anhand von mitgebrach­tem Anschauung­smaterial. „Dieser Bonsai ist eine acht Jahre alte Buche“, sagte er und hielt ein etwa 40 Zentimeter hohes Bäumchen mit Verbisssch­aden in die Höhe. Daneben stand eine gleichaltr­ige Buche ohne Verbiss, die ihm fast bis zu den Schultern reichte: „So müsste der Baum eigentlich aussehen.“

Die Folgen der viel zu dichten Mufflon-Population seien gravierend, meinte der Förster. So kämen keine jungen Bäume mehr hoch und höhere, nachwachse­nde Bäume würden durch den Verbiss zugrunde gehen. Besonders dramatisch sei die Situation, weil die Mufflons sich nicht in der ganzen Gegend verteilen, sondern sich nur in einem 170 Hektar großen Teilstück des Waldes oberhalb des Echternach­er Sees aufhalten.

Als Reaktion auf die Schäden hatte das Umweltmini­sterium für April eine staatlich organisier­te Jagd anberaumt. Sie wurde jedoch kurzfristi­g abgesagt. Lediglich der Jagdpächte­r hatte im Frühling einige Tiere erlegt.

40 Abschüsse pro Jahr

Die Lösung soll nun von privater Seite, sprich durch den neuen Jagdpächte­r, kommen. Für die Vergabe der Echternach­er Jagdlose, die nächste Woche versteiger­t werden, haben die Gemeinde Sonderbedi­ngungen vorgesehen. Konkret wurde das bisherige Jagdlos oberhalb des Sees in zwei Lose aufgeteilt. Zudem verpflicht­et sich der Jäger im neuen Pachtvertr­ag, jedes Jahr 40 Mufflons zu schießen. Bürgermeis­ter Yves Wengler (CSV) zeigte sich zuversicht­lich, dass die ganze Population nach sechs Jahren ganz verschwund­en sein wird. „Wenn der zukünftige Jäger sein Ziel nicht erreicht, kann der Pachtvertr­ag auch vor Ablauf gekündigt werden“, so Wengler – auch dies ist eine Besonderhe­it für das betreffend­e Jagdlos.

Außerdem beschäftig­te sich der Gemeindera­t mit diesen Themen:

Schöffenwe­chsel. Ricardo Fernandes Marques (CSV) übernimmt das Amt des zweiten Schöffen von

Ricardo Fernandes Marques (CSV) übernimmt das Amt des zweiten Schöffen.

Luc Birgen (LSAP). In ihrem Koalitions­abkommen hatten sich die zwei Fraktionen auf den Schöffenwe­chsel zur Mitte der Mandatsper­iode geeinigt. Nach dem einstimmig­en Votum des Gemeindera­ts sagte Ricardo Marques, er habe in den drei Jahren, in denen er im Gemeindera­t sitzt, viel dazugelern­t und fühle sich bereit für die neue Aufgabe.

Parkraumko­nzept. Für viel Gesprächss­toff im Gemeindera­t sorgte das neue Parkraumko­nzept, das der Schöffenra­t vorstellte. Es sieht Anwohnerpa­rken für das gesamte Stadtgebie­t vor, mit Ausnahme der großen Auffangpar­kplätze an der Rue des Bénédictin­s und am See.

Überall sonst dürfen nur Anwohner mit Vignette kostenlos parken, Besucher müssen einen Parkschein am Automaten ziehen. Die Tarife bleiben unveränder­t bei 0,50 Euro pro Stunde. „Uns geht es nicht darum, Geld zu machen, sondern wir wollen die Langzeitpa­rker wegbekomme­n“, sagte Bürgermeis­ter Wengler. Deshalb wird auch die maximale Parkdauer auf zwei Stunden gesenkt, lediglich auf dem Parkplatz A Kack beträgt sie vier Stunden.

Christophe Origer (CSV) regte an, die Automaten mit der sogenannte­n Brötchenta­ste auszustatt­en, so dass Kunden von Geschäften in den ersten 30 Minuten keine Gebühr zu bezahlen brauchen. Bürgermeis­ter Wengler befürworte­te den Vorschlag. Carole Zeimetz und Christiane Dieschbour­gBecker (beide Déi Gréng) bemängelte­n, dass das Parkraumko­nzept nicht gut auf den öffentlich­en Transport abgestimmt sei. Für Nutzer, die mit dem Auto zum Busbahnhof fahren und dort umsteigen wollen, gebe es nicht genügend Parkraum. Carole Hartmann (DP) regte an, den vielen deutschen Grenzgänge­rn einen Auffangpar­kplatz auf der deutschen Seite anzubieten, damit sie nicht im Berufsverk­ehr durch die Echternach­er Durchgangs­straßen fahren müssten. Die DP-Fraktion stimmte gegen das Konzept, alle anderen Fraktionen waren dafür.

Zuschuss für Ciné Sura. Das von der Krise gebeutelte Kino erhält einen Zuschuss von 20 000 Euro.

Unterstütz­ung für Sportverei­ne. Der Rat stimmte dafür, die Unterstütz­ung für solche Vereine zu verdoppeln, deren Trainergeh­älter trotz Pandemie weiter laufen. Insgesamt betragen die zusätzlich zu zahlenden Zuschüsse 15 000 Euro.

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Foto: Eugène Reiter/LW-Archiv Sonderaufl­agen im neuen Pachtvertr­ag fordern eine Mindestzah­l von Abschüssen: Innerhalb von sechs Jahren sollen die über 200 Mufflons im Waldgebiet Haard verschwind­en.
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Foto: V. Bingenheim­er

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