Ein Tag in Ruhe und Stille
Es wird wohl der leiseste Karnevalsauftakt in Deutschland seit Jahrzehnten – der „Elfte Elfte“fällt dieses Jahr weitgehend aus
Köln. Heute ist der 11. November, der „Elfte Elfte“, aber es soll nur ein Tag wie jeder andere werden. Wegen Corona ist der Auftakt der Karnevalssaison abgesagt. „Wir alle müssen auf das Feiern am Elften Elften verzichten“, mahnte die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker. „Diesmal wird nicht gefeiert, diesmal wird nicht gesungen, diesmal wird nicht geschunkelt, diesmal wird nicht getanzt. Diesmal gibt es keinen Elften Elften.“Diese Meinung teilt auch der Kölner Karnevalspräsident Christoph Kuckelkorn: Der Tag müsse dieses Jahr „in Ruhe und Stille“begangen werden.
Der Bund Deutscher Karneval (BDK) will zumindest für ein bisschen jecke Stimmung in den eigenen vier Wänden sorgen – und lädt zur ersten digitalen Eröffnung der Session ein. „Wir wollen in diesen Zeiten trotzdem präsent sein und die Freude in die Wohnzimmer bringen“, sagte BDK-Präsident Klaus-Ludwig Fess. Das sei aber kein Aufruf zum Partymachen; die
Leute sollten zu Hause bleiben und nicht rausgehen. Bei einem Livestream, der unter anderem über www.karnevaldeutschland.de (ab 10.45 Uhr) zu sehen sein wird, werde ein buntes Programm geboten. So soll ein neues Musikvideo mit einem speziellen BDK-Song „Die längste Polonaise auf der Welt“, bei der jeder 1,50 Meter Abstand hält, präsentiert werden. Der BDK zählt deutschlandweit rund 2,6 Millionen Mitglieder in mehr als 5 300 Vereinen und Zünften.
Alkoholverbot in Köln
Köln will Karnevalstouristen mit einem Alkoholverbot abschrecken. Auf Plakaten wird für den Feier-Verzicht geworben. Zu sehen ist zum Beispiel die Schauspielerin und Moderatorin Janine Kunze, die versichert: „Am 11.11. feiere ich nicht. Weil es dein Leben schützt.“
Veranstaltungen gibt es nicht in Köln, noch nicht einmal die ursprünglich geplante Eröffnung des närrischen Treibens ohne Zuschauer
in der Wagenbauhalle des Festkomitees. Sie sollte vom WDR übertragen werden – aber angesichts der steigenden Infektionszahlen hat der Sender auch das abgesagt. Es soll jetzt nur eine kleine Studioproduktion mit Erinnerungen
an vergangene Zeiten, musikalischen Einspielern und einem Blick auf die Lage des Karnevals in Corona-Zeiten geben.
In Düsseldorf findet das traditionelle Hoppeditz-Erwachen in digitaler Form statt. Dazu hat das
Comitee Düsseldorfer Carneval die Seite hoppeditz.helau.cc eingerichtet. Außerdem kann man dem Hoppeditz – einer fiktiven Narrenfigur – per Zoom-VideoSchalte zujubeln.
Digitaler Hoppeditz
Statt vor mehreren Tausend Zuschauern auf dem Platz vor dem Rathaus aus einem Senftopf zu klettern, wird Hoppeditz-Darsteller Tom Bauer seine Rede hinter verschlossenen Türen halten. Dennoch können alle Jecken live dabei sein – sogar von zu Hause oder vom Arbeitsplatz. Ein Alkoholverbot auf den Straßen so wie in Köln ist nach jetzigem Stand in Düsseldorf nicht geplant.
Das Bedürfnis nach Karneval scheint trotz allem vorhanden zu sein: Erstmals überhaupt war in Köln zwischenzeitlich der Schal mit dem diesjährigen Karnevalsmotto ausverkauft. Das Motto heißt: „Nur zesamme sin mer Fastelovend“– „Nur zusammen sind wir Karneval“. dpa