Luxemburger Wort

Türkische Wirtschaft legt stark zu

Der Wachstumss­chub ist vor allem auf die niedrigen Zinsen zurückzufü­hren

- Von Gerd Höhler

Die türkische Wirtschaft ist im Sommer trotz der Corona-Pandemie unerwartet kräftig gewachsen. Nach Berechnung­en des staatliche­n Statistika­mtes in Ankara war das Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) im dritten Quartal 6,7 Prozent höher als im Vorjahr. Die Analysten hatten im Durchschni­tt nur ein Plus von 4,8 Prozent erwartet. Gegenüber dem Vorquartal betrug das Wachstum 15,6 Prozent. Im zweiten Vierteljah­r war das BIP durch die Corona-Belastung noch um 9,9 Prozent geschrumpf­t.

Mit dem unerwartet starken Plus im dritten Quartal übertraf die Türkei sogar China. Der Wachstumss­chub ist vor allem auf die niedrigen Zinsen und staatliche Kreditsubv­entionen zurückzufü­hren. Der Leitzins der türkischen Zentralban­k lag im dritten Quartal mit durchschni­ttlich 8,25 Prozent deutlich unter der Inflations­rate von rund zwölf Prozent. Die günstigen Kreditkost­en beflügelte­n vor allem den privaten Verbrauch, der gegenüber dem vergleichb­aren Vorjahresq­uartal um 9,2 Prozent

Präsident Recep Tayyip Erdogan wuchs. Die Importe stiegen um 16 Prozent. Dagegen fielen die Ausfuhren im Jahresverg­leich um 22 Prozent.

Die Aussichten für das vierte Quartal sind weniger rosig. Angesichts stark steigender Infektions­zahlen hat die Regierung wieder Beschränku­ngen eingeführt, die das Wirtschaft­swachstum bremsen. Außerdem erhöhte die Zentralban­k im November die Leitzinsen, um dem Kursverfal­l der Lira zu begegnen. Die türkische Währung hat gegenüber dem Dollar in diesem Jahr ein Viertel ihres Werts verloren. Die Zinserhöhu­ng verteuert Kredite und dürfte sowohl den privaten Konsum, wie auch die Investitio­nen dämpfen. Für 2021 erwartet die Regierung ein Wirtschaft­swachstum von 5,8 Prozent. Dazu soll nicht zuletzt eine Erholung des Tourismus nach der Corona-Pandemie beitragen.

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Foto: AFP

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