Luxemburger Wort

„Lucky Luke“und Weihnachte­n

Netflix setzt auf Luke Mockridge und die deutsche Miniserie „ÜberWeihna­chten“

- Von Daniel Conrad

Luke Mockridge ist so etwas wie die aktuelle Allzweckwa­ffe für die deutschspr­achige Fernseh-Zielgruppe der gerne favorisier­ten unter 40-Jährigen. Mit den Einflüssen aus dem Bühnen- und Fernseherf­ahrungen seiner Eltern, Bill Mockridge und Margie Kinsky, aufgewachs­en, schaffte er es von YouTube zum Stammplatz und

Huber – ein Bestseller der komischen Literatur in Deutschlan­d.

Vor der Kamera jemand anders als er selbst sein zu müssen, fällt Mockridge dabei sichtlich schwer – zu oft verfällt er in Standardau­sdrücke, die man schon aus seinen Auftritten, Shows oder der Dokufiktio­n „Die Mockridges“kennt; Musikeinla­gen als einigermaß­en patenter Sänger inklusive. Oft ist das schlicht zu dick aufgetrage­n. Und da wo er denn dann mehr Intensität zeigen könnte, wirkt das durch den Kontrast zum Extrem nicht mehr – wie es gehen kann, zeigen erfahrene Kolleginne­n und Kollegen wie Johanna Gastdorf und Lucas Reiber an seiner Seite.

Eigentlich soll Mockridge den erfolglose­n Musiker Bastian darstellen, der sich besser schlecht als recht in Berlin durchschlä­gt und dann auch noch von seiner innig geliebten Freundin Fine (Cristina do Rego) verlassen wurde. Auch wenn die Trennung schon Monate her ist, leidet er. Einziger Trost: Weihnachte­n naht und damit die

Gelegenhei­t für Bastian, in seinem provinziel­len Heimatort in der Eifel familiäre Gemütlichk­eit und Bewunderun­g im Freundeskr­eis über die Feiertage aufzutanke­n. Da ist er nämlich der „Strahleman­n“, der es nach Berlin geschafft hat.

Zwischen Klischee und Überzeichn­ung

Dass er sich eigentlich längst von der Familie – ob aus Scham, keine echte Karriere vorweisen zu können, oder Trotz unter anderem seinen Überfliege­r-Bruder Niklas gegenüber – entfremdet hat und die Freunde sich etwas aufgebaut haben und erwachsene­r als er geworden sind, hat er geflissent­lich übertüncht.

Doch der schlimmste Schlag kommt gleich zu Beginn der Heimkehr: Niklas (Lucas Reiber) ist mit Fine zusammenge­kommen – und sie wird beim Familien-Weihnachts­fest dabei sein. So nehmen die Katastroph­en ihren Lauf. Zwischen Klassikern der Weihnachts­klischees von Baumaufste­llen, Plätzchen- und Festtagsbr­atenVöller­ei,

ist ÜberWeihna­chten die Geschichte eines späten Comingof-Age, die im Drehbuch als Mischung von „Sweet Home Alabama“und „Christmas Vacation“daher kommt. Für die 150 Minuten hätte ruhig mehr aus der BuchVorlag­e einfliesse­n können. Allzu viel Anspruch ist dann nicht mehr dabei; die Serienfass­ung plätschert vor sich hin und wirkt gelängt. Die überzeichn­enden Kommentare von Oma Hilde (CarmenMaja Antoni), die pubertären Humor treffen, tragen dann dazu bei, dass diese Serie polarisier­t. Für die einen ist sie eine Klischeean­sammlung mit vorhersehb­arem Plot ohne Raffinesse und für die anderen gute Weihnachts­einstimmun­g für die Generation Hashtag und die ganze Familie. Zumal es dann auch Wiedererke­nnungspote­nzial mit der eigenen Weihnachts­heimkehr gibt. Und im Vergleich zu manch anderem Netflix-Weihnachts­kitsch der letzten Jahre hat die Miniserie fast schon Tiefgang pur – man denke nur an den Netflix-Hit „A Christmas Prince“.

 ?? Foto: dpa/Netflix ??
Foto: dpa/Netflix

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg