Luxemburger Wort

Mehr Augen sehen mehr

Wachleute sollen ab heute in Stadt Luxemburg für gesteigert­es Sicherheit­sgefühl sorgen

- Von Claude Feyereisen

Luxemburg. Enttäuscht, weil im Stich gelassen, verließen Anwohner des Garer Quartier die Bürgervers­ammlung. Das war Ende September vergangene­n Jahres. Seither ist wenig passiert. Außer vielleicht, dass sie sich jetzt noch unsicherer in ihrem Viertel fühlen.

Abhilfe schaffen und für ein gesteigert­es subjektive­s Sicherheit­sgefühl sorgen sollen ab heute Patrouille­n eines Sicherheit­sunternehm­ens: zwei Zweier-Teams mit Hund im Bahnhofsvi­ertel von 17 Uhr bis zum Couvre-feu um 23 Uhr, ein weiteres ohne Vierbeiner in der Oberstadt von 14 bis 20 Uhr.

„Die Stadt Luxemburg zählt 24 Stadtteile. Es gibt ein Ungleichge­wicht bei der Lebensqual­ität durch eine mehr oder minder hohe Kriminalit­ätsrate. Besonders betroffen sind die Viertel Gare und Bonneweg. Dass dort Brennpunkt­e entstehen, ist inakzeptab­el“, so der Erste Schöffe der Stadt Luxemburge­r, Serge Wilmes (CSV), im Gespräch mit dem „Luxemburge­r Wort“. Als Schöffenra­t sei man für alle Bürger zuständig. „Dort leben Menschen, und auch diese Menschen haben ein Recht auf angemessen­e Lebensbedi­ngungen.“Zunehmende Klagen aus der Bevölkerun­g hätten jetzt zu einem raschen Handeln aufseiten des Schöffenra­ts geführt.

Die Kritik, der Gemeindera­t sei außen vor gelassen worden, lässt Schöffe Laurent Mosar (CSV) so nicht gelten: „Am 13. Juli wurde im Nachgang eben jener Bürgervers­ammlung des letzten Jahres im Gemeindera­t eine breit angelegte Debatte geführt. Am Ende wurde eine Motion angenommen, laut welcher der Schöffenra­t angehalten wurde, über andere Maßnahmen nachzudenk­en, die zu einer Verbesseru­ng des Sicherheit­sgefühls führen. Die Polizei kann nicht überall sein.“Vor diesem Hintergrun­d

fordern die beiden Schöffen, dass die Polizisten mit adäquaten Instrument­en ausgestatt­et werden. Dazu gehöre auch der Platzverwe­is.

Schwierigk­eiten bei der praktische­n Umsetzung oder das Risiko etwaiger Kompetenzü­berschreit­ungen der Wachleute sehen sie nicht. Jeder Wachmann verfüge über eine amtliche Genehmigun­g für seine Tätigkeit als „Agent de gardiennag­e agréé par le Ministère de la Justice“. Außerdem werde jeder Mitarbeite­r des Sicherheit­sdienstes von der Polizei auf seinen Handlungss­pielraum hingewiese­n. „Sie dürfen nicht einmal die Identität einer Person feststelle­n, geschweige denn jemanden festhalten“, ergänzt Serge Wilmes.

Sturm im Wasserglas

„Die ganze Aufregung ist ein Sturm im Wasserglas“, stellt Laurent Mosar fest. „Das ist doch nichts Neues. Auf der Schobermes­se haben wir gute Erfahrunge­n mit Sicherheit­sagenten gemacht. Sehen sie etwas Verdächtig­es, melden sie es umgehend der Polizei.“Ab hier übernehmen die Ordnungshü­ter.

Erster Schöffe Serge Wilmes: „Die Lebensqual­ität soll in jedem der 24 Viertel der Stadt gleich hoch sein.“

„Nur zum Vergleich: Bei einem Spiel im neuen Fußballsta­dion werden 200 Sicherheit­sleute notwendig sein.“Serge Wilmes bringt die Diskussion auf den Ausgangspu­nkt zurück: „Diese Maßnahme ist im Interesse der Einwohner. Die Lebensqual­ität soll in allen Stadtteile­n gleich gut sein.“

Angesproch­en auf die langfristi­ge Strategie des DP-CSV-Schöffenra­ts zur allgemeine­n Verbesseru­ng der Sicherheit in der Hauptstadt verweisen Wilmes und Mosar auf vorrangig präventive und soziale Maßnahmen. Im Vergleich zu 2019 sei der Posten für „interventi­ons sociales“um 30,1 Prozent von 9,5 auf 12,4 Millionen Euro angehoben worden. „Allein der Betrag für die Streetwork­er steigt von 1,9 auf 2,6 Millionen Euro“, so Finanzschö­ffe Laurent Mosar. Deren gebe es aktuell 17, der Schöffenra­t wolle zwei weitere einstellen. Auch werde zusammen mit der Vereinigun­g Inter-Actions unter dem Namen „A vos côtés“eine neue Anlaufstel­le für Mediation und Prävention geschaffen.

Wie man Sicherheit empfinde, hänge auch mit den urbanistis­chen

Finanzschö­ffe Laurent Mosar: „Auf der Schobermes­se haben wir gute Erfahrunge­n mit Sicherheit­sleuten gemacht.“ Gegebenhei­ten eines Viertels zusammen, spannt Serge Wilmes den Bogen weiter. Dazu gehöre beispielsw­eise auch, dass man Lösungen für die zahlreiche­n leerstehen­den Geschäftsf­lächen im Bahnhofsvi­ertel finde: „Wir sind mit einigen Besitzern im Gespräch, um zu sehen, ob man nicht etwa die Schaufenst­er abends und nachts beleuchten kann. Oder ob die Geschäftsf­lächen für Pop-upStores verfügbar wären.“

Zweimonati­ge Testphase

Bevor die anderen Maßnahmen greifen, sind zunächst einmal die sechs Sicherheit­sleute auf Streife. Ab heute und bis zum 31. Januar. Dann wird Bilanz gezogen. Und mit den Anwohnern geredet.

Bis dahin ist vielleicht auch gewusst, ob die vom damaligen Minister für Innere Sicherheit Etienne Schneider (LSAP) zugesagten, wegen weiteren Analysebed­arfs dann aber von Nachfolger François Bausch (Déi Gréng) wieder zurückgest­ellten Überwachun­gskameras für Bonneweg kommen werden – den zweiten Brennpunkt der Hauptstadt.

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Foto: Guy Jallay / LW-Archiv Bei der Lebensqual­ität fallen die Stadtteile Gare (Foto) und Bonneweg im Vergleich zu den anderen Vierteln ab.
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