Fragwürdiges Geschäftsmodell
Hotelbetreiber müssen sich wegen mehrerer Verstöße gegen das Arbeitsrecht vor Gericht verantworten
Diekirch. Malerisch liegt Vianden entlang der Our. Die Stadt kennt viele Besucher, nicht nur die Burg gilt als Sehenswürdigkeit. Um Touristen zu empfangen, haben sich im Laufe der Jahre auch Hotels und Restaurants in dem Ort niedergelassen – die Stadt ist für viele deshalb auch ein Arbeitsort.
Das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und -nehmer soll in einigen Fällen allerdings nicht regelkonform verlaufen sein. Keine ausgeglichenen Überstunden, zu viel geleistete Arbeitszeit, keine Versicherung: Das sind nur einige der Vorwürfe gegen die Betreiber eines Hotels in Vianden. Seit gestern müssen sich Danny S. und dessen Mutter Fernande W. vor dem Bezirksgericht Diekirch verantworten. Sie sollen nicht nur gegen das Arbeitsrecht verstoßen haben. Ihnen wird unter anderem auch die Anfertigung von Fälschungen und Erpressung vorgeworfen.
Erste Beschwerden bereits 2009
Wie der zuständige Ermittler der Kriminalpolizei gestern vor Gericht erklärte, seien erste Beschwerden gegen das Unternehmen bereits im Jahr 2009 eingegangen, die Ermittlungen in diesem Dossier seien allerdings erst 2012 losgetreten worden, als zwei frühere Mitarbeiter im November Anzeige gegen ihren Arbeitgeber erstatten wollten. Eigenen Aussagen zufolge seien sie von Danny S. zu Unrecht des Diebstahls bezichtigt und daraufhin entlassen worden.
Die Männer hätten auch von schlechten Arbeitsbedingungen in dem Hotel berichtet. Sie hätten unter anderem zahlreiche Überstunden leisten müssen, die nicht bezahlt worden seien. Zudem soll einer der Männer erpresst worden sein. Er habe zwar bereits im April 2012 einen befristeten Arbeitsvertrag
besessen, Danny S. soll ihn aber gezwungen haben, diesen durch einen anderen zu ersetzen. Dieser sollte erst im Mai 2012 in Kraft treten. Danny S. soll mit einer fristlosen Kündigung gedroht haben, sollte der Mann nicht einwilligen. Der Mann habe demnach keine andere Wahl gehabt, als den
Forderungen nachzukommen. Es blieben aber nicht die einzigen Vorwürfe gegen die Betreiber, so der Ermittler. Insgesamt umfasse das Dossier rund 20 Klagen.
Die Ermittlungen hätten auch Missstände bei einem Imbiss und Lieferdienst der Betreiber im Raum Diekirch ans Licht gebracht. Etwa sei bei mehreren Lieferanten das Arbeitsrecht missachtet worden. Zu den mutmaßlichen Verfehlungen zählen nicht nur nicht-ausbezahlte Löhne, sondern auch fehlende Sozialversicherungen – besonders in Zusammenhang mit Studenten.
Weitere Durchsuchungen
So seien einige Arbeiter nicht, oder bewusst erst im Nachhinein, angemeldet worden. Ein Arbeitsvertrag sei zwar in der Regel von Danny S. mit den Betroffenen abgeschlossen worden, eingereicht werden sollte er allerdings erst im Falle einer Kontrolle.
Laut den Ermittlungen trug vor allem Danny S. in beiden Unternehmen die Verantwortung für alle Entscheidungen. Dessen ebenfalls angeklagte Mutter soll wohl nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Die Frau nimmt gesundheitsbedingt nicht am Prozess teil. Die Verteidigung wehrt sich vehement gegen die Vorwürfe. Der Anwalt der Angeklagten kritisierte mehrmals die Ermittlungen der Kriminalpolizei. Es seien nicht genügend Überprüfungen durchgeführt worden.
Der Prozess wird am Donnerstag mit mehreren Zeugenaussagen fortgesetzt. Für die Betreiber des Hotels könnte es indes nicht die einzige Gerichtsverhandlung bleiben. Sowohl „Contacto“als auch RTL-Berichte haben weitere Missstände aufgeworfen. Wie die Staatsanwaltschaft bereits im vergangenen Juli bestätigte, wurden Anfang Juli weitere Hausdurchsuchungen durchgeführt.