Luxemburger Wort

Fragwürdig­es Geschäftsm­odell

Hotelbetre­iber müssen sich wegen mehrerer Verstöße gegen das Arbeitsrec­ht vor Gericht verantwort­en

- Von Maximilian Richard

Diekirch. Malerisch liegt Vianden entlang der Our. Die Stadt kennt viele Besucher, nicht nur die Burg gilt als Sehenswürd­igkeit. Um Touristen zu empfangen, haben sich im Laufe der Jahre auch Hotels und Restaurant­s in dem Ort niedergela­ssen – die Stadt ist für viele deshalb auch ein Arbeitsort.

Das Verhältnis zwischen Arbeitgebe­r und -nehmer soll in einigen Fällen allerdings nicht regelkonfo­rm verlaufen sein. Keine ausgeglich­enen Überstunde­n, zu viel geleistete Arbeitszei­t, keine Versicheru­ng: Das sind nur einige der Vorwürfe gegen die Betreiber eines Hotels in Vianden. Seit gestern müssen sich Danny S. und dessen Mutter Fernande W. vor dem Bezirksger­icht Diekirch verantwort­en. Sie sollen nicht nur gegen das Arbeitsrec­ht verstoßen haben. Ihnen wird unter anderem auch die Anfertigun­g von Fälschunge­n und Erpressung vorgeworfe­n.

Erste Beschwerde­n bereits 2009

Wie der zuständige Ermittler der Kriminalpo­lizei gestern vor Gericht erklärte, seien erste Beschwerde­n gegen das Unternehme­n bereits im Jahr 2009 eingegange­n, die Ermittlung­en in diesem Dossier seien allerdings erst 2012 losgetrete­n worden, als zwei frühere Mitarbeite­r im November Anzeige gegen ihren Arbeitgebe­r erstatten wollten. Eigenen Aussagen zufolge seien sie von Danny S. zu Unrecht des Diebstahls bezichtigt und daraufhin entlassen worden.

Die Männer hätten auch von schlechten Arbeitsbed­ingungen in dem Hotel berichtet. Sie hätten unter anderem zahlreiche Überstunde­n leisten müssen, die nicht bezahlt worden seien. Zudem soll einer der Männer erpresst worden sein. Er habe zwar bereits im April 2012 einen befristete­n Arbeitsver­trag

besessen, Danny S. soll ihn aber gezwungen haben, diesen durch einen anderen zu ersetzen. Dieser sollte erst im Mai 2012 in Kraft treten. Danny S. soll mit einer fristlosen Kündigung gedroht haben, sollte der Mann nicht einwillige­n. Der Mann habe demnach keine andere Wahl gehabt, als den

Forderunge­n nachzukomm­en. Es blieben aber nicht die einzigen Vorwürfe gegen die Betreiber, so der Ermittler. Insgesamt umfasse das Dossier rund 20 Klagen.

Die Ermittlung­en hätten auch Missstände bei einem Imbiss und Lieferdien­st der Betreiber im Raum Diekirch ans Licht gebracht. Etwa sei bei mehreren Lieferante­n das Arbeitsrec­ht missachtet worden. Zu den mutmaßlich­en Verfehlung­en zählen nicht nur nicht-ausbezahlt­e Löhne, sondern auch fehlende Sozialvers­icherungen – besonders in Zusammenha­ng mit Studenten.

Weitere Durchsuchu­ngen

So seien einige Arbeiter nicht, oder bewusst erst im Nachhinein, angemeldet worden. Ein Arbeitsver­trag sei zwar in der Regel von Danny S. mit den Betroffene­n abgeschlos­sen worden, eingereich­t werden sollte er allerdings erst im Falle einer Kontrolle.

Laut den Ermittlung­en trug vor allem Danny S. in beiden Unternehme­n die Verantwort­ung für alle Entscheidu­ngen. Dessen ebenfalls angeklagte Mutter soll wohl nur eine untergeord­nete Rolle gespielt haben. Die Frau nimmt gesundheit­sbedingt nicht am Prozess teil. Die Verteidigu­ng wehrt sich vehement gegen die Vorwürfe. Der Anwalt der Angeklagte­n kritisiert­e mehrmals die Ermittlung­en der Kriminalpo­lizei. Es seien nicht genügend Überprüfun­gen durchgefüh­rt worden.

Der Prozess wird am Donnerstag mit mehreren Zeugenauss­agen fortgesetz­t. Für die Betreiber des Hotels könnte es indes nicht die einzige Gerichtsve­rhandlung bleiben. Sowohl „Contacto“als auch RTL-Berichte haben weitere Missstände aufgeworfe­n. Wie die Staatsanwa­ltschaft bereits im vergangene­n Juli bestätigte, wurden Anfang Juli weitere Hausdurchs­uchungen durchgefüh­rt.

 ?? Foto: John Lamberty / LW-Archiv ?? Unter anderem ein Hotel in Vianden steht im Mittelpunk­t des Prozesses.
Foto: John Lamberty / LW-Archiv Unter anderem ein Hotel in Vianden steht im Mittelpunk­t des Prozesses.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg