Luxemburger Wort

Nur noch mit Vignette oder Ticket

Echternach führt generelles Anwohnerpa­rken ein – Opposition kritisiert Anbindung an öffentlich­en Transport

- Von Volker Bingenheim­er

Echternach. Wer wissen will, wo er wie lange in Echternach parken darf, muss sich Zeit nehmen und den Stadtplan studieren. Vier farbige Zonen weist das derzeit noch gültige Parkraumko­nzept auf, dort braucht man entweder einen Parkschein oder eine Parkscheib­e, von Zone zu Zone unterschei­det sich die maximale Parkdauer. Zusätzlich gibt es noch eine Linie, die die Gebiete für das Anwohnerpa­rken begrenzt.

„Selbst ich als Bürgermeis­ter bin da nicht bis ins letzte Detail durchgesti­egen“, gesteht Yves Wengler (CSV). Um die Regeln einfach und verständli­ch zu machen, hat der Echternach­er Schöffenra­t nun ein ganz neues Parkraumko­nzept vorgelegt, das voraussich­tlich um die Osterzeit 2021 in Kraft treten soll. Damit will er vor allem gegen Dauerparke­r vorgehen, die Besuchern und Kunden von Geschäften den Platz wegnehmen.

Die wichtigste­n Änderungen: Die ganze Stadt wird zu einer Zone für Anwohnerpa­rken. Selbst Bürger aus weit vom Stadtzentr­um entfernten Wohngebiet­en wie der Cité Manertchen können sich eine Vignette zum Preis von 48 Euro pro Jahr besorgen.

Zudem dürfen Autofahrer nur noch auf den zwei großen Auffangpar­kplätzen in der Rue des Bénédictin­s und am See gratis und unbegrenzt parken. Überall sonst geht das nur entweder mit Vignette oder mit einem Ticket, dann aber maximal für zwei Stunden. Eine Ausnahme bildet der Parkplatz A Kack, wo die Höchstdaue­r vier Stunden beträgt.

Eine weitere Änderung: Während die Mittagszei­t von 12 bis 14 Uhr bisher gratis war, sollen künftig den ganzen Tag über Gebühren anfallen. „Unser Ziel ist es jedoch nicht, mit den Parkgebühr­en Geld zu verdienen“, unterstrei­cht Bürgermeis­ter Wengler. Bei dem bescheiden­en Gebührensa­tz, der auch nächstes Jahr unveränder­t bei 0,50 Euro pro Stunde liegt, würde ohnehin nicht viel zusammenko­mmen.

Außerdem will der Schöffenra­t auf die Forderung von Ratsmitgli­ed Christophe Origer (CSV) eingehen und die Brötchenta­ste an den Parkautoma­ten beibehalte­n, mit der die ersten 30 Minuten gratis bleiben. „Wir wollen die Dauerparke­r aus der Innenstadt wegbekomme­n und die Parkplatzs­uche vereinfach­en“, erklärt Wengler.

Die Opposition im Gemeindera­t ist mit den Grundzügen des Konzepts einverstan­den. Carole Zeimetz (Déi Gréng) bezeichnet es als „überfällig“, die Gemeinde könne sich aber jetzt nicht zurücklehn­en, sondern müsse sich auch in den nächsten Jahren mit dem Thema Mobilität beschäftig­en.

Carole Hartmann (DP) wandte allerdings ein, dass zum Beispiel bei Sportveran­staltungen zwei Stunden Höchstdaue­r nicht ausreichte­n. Auch die Ausnahmere­gel für den Parkplatz A Kack findet ihre Fraktion nicht gut – dadurch würden Geschäfte beispielsw­eise in der Halergaass benachteil­igt.

Grenzgänge­r müssen durch die enge Innenstadt

Die größten Mängel sehen sowohl DP als auch Déi Gréng bei der Verknüpfun­g von Auto und öffentlich­em Transport. „Viele deutsche Grenzgänge­r kommen im Auto an und wollen in Echternach auf den Bus umsteigen. Dafür ist der Parkplatz am See einfach zu weit weg vom neuen Busbahnhof“, sagt sie.

Auch Carole Hartmann sieht darin ein Problem: „Ich glaube nicht, dass es anderswo im Land eine Busgare ohne Parkplatz in der Nähe gibt“, kritisiert sie.

Für die Zukunft plant die Gemeinde Echternach, eine Wiese zwischen dem Busbahnhof auf der Roam und den zwei Fußballfel­dern zu kaufen und auf dem vergrößert­en Gelände einen neuen Busbahnhof mit Parkhaus zu bauen. Doch bis dieser Plan Realität wird, werden noch Jahre ins Landziehen.

Zurzeit gehört die Wiese noch einem privaten Eigentümer.

Speziell für Grenzgänge­r schwebt Bürgermeis­ter Wengler eine Idee vor, die schneller zu verwirklic­hen wäre. Er möchte auf dem Gelände „Beim heiligen Kreuz“am Kreisel der neuen Grenzbrück­e, unterhalb der Tankstelle, einen Auffangpar­kplatz bauen lassen. „Das Grundstück gehört dem Staat und ist bereits im Bebauungsp­lan als Zone de bâtiments et d'aménagemen­ts publics klassiert“, sagt Wengler. Dort könnten Grenzgänge­r schnell und einfach umsteigen, ohne die engen Straßen der Innenstadt zu belasten. Das Gelände bietet Platz für 400 bis 500 Autos.

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Foto: Volker Bingenheim­er Einzig auf dem Platz A Kack vor dem Echternach­er Lycée dürfen Autofahrer bis zu vier Stunden parken.

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