Schwimmen mit Rosemary
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Hope zieht einen Stuhl zu ihr heran und legt ihr den Kopf auf die Schulter, aber Rosemary rührt sich nicht. Es ist, als wäre sie in ihrem Stuhl festgefroren, nach draußen auf das Wasser blickend.
Schließlich löst sich die Gruppe widerwillig auf. Die Schwimmer müssen zur Arbeit, zur Schule oder nach Hause. Sie verlassen leise das Café. Frank verabschiedet sich niedergeschlagen, hakt sich dann bei Jermaine unter und ruft nach Sprout. Ellis, Jake und Hope tun es ihnen nach, nähern sich noch einmal Rosemary und bemühen sich um tröstende Worte, bevor sie leise verschwinden. Rosemary ignoriert sie alle und schafft es nicht, ihre Blicke zu erwidern. Kate möchte Rosemary nicht allein lassen, aber sie ist jetzt schon zu spät.
„Bitte“, sagt Kate und kämpft die Tränen zurück, „kann ich dich wenigstens nach Hause bringen?“Rosemary schüttelt den Kopf. „Ich will einfach nur allein sein“, sagt sie.
Also tritt Kate hinaus in den Park. Der Tag sieht in ihren Augen nicht mehr so schön aus. Sie geht mit gesenktem Kopf.
Als sie allein ist, bleibt Rosemary am Tisch sitzen und blickt auf das Freibad. Sie betrachtet das Licht auf dem Wasser und die Uhr, die weitertickt, obwohl ihre Zeit abgelaufen ist. Der Bademeister geht zurück an seinen Platz, und das Becken füllt sich allmählich mit Menschen.
Am späten Vormittag kommt eine Schülergruppe. Die Kinder kichern, stopfen ihre Schultaschen in die bunten Schließfächer und drängeln ins Wasser. Ein paar benutzen die Leiter, aber die meisten springen, lassen eine Explosion von Tropfen wie Springbrunnen in die Luft steigen. Die Lehrer stehen mit nass gespritzten Hosenbeinen daneben und sehen zu, die Arme voller Handtücher. Für den Augenblick ist im Freibad alles so, wie es immer gewesen ist. So, wie Rosemary dachte, dass es immer sein würde.
Während sie dasitzt, versucht sie sich an alles zu erinnern. An den Tag, als es eröffnet wurde, wie es sich anfühlte, während des Krieges dort zu schwimmen, und dann an George und alles, was passiert ist, nachdem sie einander am Rand des Lagerfeuers im Park gefunden hatten.
Um die Mittagszeit herum belebt sich das Café mit Kinderwagen und Gruppen von Frauen, die nach dem veganen Brunch fragen, und mit älteren Menschen, die sich dort hinsetzen und Zeitung lesen. Aber die Kellner fordern Rosemary nicht auf, den Platz frei zu machen. Stattdessen lassen sie sie an ihrem leeren Tisch vor ihrer leeren Tasse sitzen und arbeiten um sie herum, setzen Gruppen und bitten andere, draußen auf der Terrasse zu warten. Sie bemerkt kaum, was um sie herum vor sich geht. Sie hat sich ganz in der Vergangenheit verloren. Während sie auf das Becken blickt, sieht sie sich selbst nachts mit George über die Freibadmauer klettern, sieht ihn seinen Antrag in Badehose machen, sieht ihn beim Unterrichten der Schwimmklassen sonntagmorgens ins Wasser springen und sich, wie sie ihn vom Rand aus stolz beobachtet.
Als der Nachmittag in den Abend übergeht, fegen die Angestellten des Cafés den Boden, holen von draußen die Stühle herein und stellen sie umgekehrt auf die Tische. Der Barista baut die Kaffeemaschine auseinander und säubert sie, wischt sorgfältig die glänzenden Metallteile ab. Schließlich erhebt sich Rosemary langsam, streckt ihren steifen Rücken und ächzt bei dem Schmerz in den Knien. Dann macht sie sich auf den kurzen Weg in ihre Wohnung. Das ist vielleicht der Ort, wo ich wohne, denkt sie beim Gehen, aber mein Zuhause liegt hinter diesen Backsteinmauern in diesem perfekten Rechteck aus blauem Wasser.
Als Kate von der Arbeit nach Hause kommt und sich auf ihr Bett legt, erreicht Rosemary ihre Wohnung, dreht den Schlüssel im Schloss und schließt leise die Tür hinter sich. Sie lässt die Schlüssel auf den Stuhl fallen, geht auf ihr Schlafzimmer zu, schleudert die Schuhe von den Füßen und steigt ins Bett. Auf zwei entgegengesetzten Seiten von Brixton starren zwei Frauen an die Decke und weinen.
„Es tut mir leid, schluchzt Rosemary.
„Es tut mir leid, Rosemary, weint Kate.
George“,
Kapitel 51
Nachdem sie die Neuigkeit erfahren hat, dachte Kate, sie würde es zu schmerzhaft finden, weiterhin im Freibad zu schwimmen. Aber es stellt sich heraus, dass ihr morgendliches Schwimmen das Einzige ist, was sie morgens aufstehen lässt. Beim Chronicle vermeidet sie Blickkontakt mit Phil, arbeitet still an ihren herausragenden Artikeln und nimmt auch gelegentlich ihre Haustier-Berichte wieder auf, um weitere Unterhaltungen mit ihm über ihre Arbeit zu vermeiden. Sie lässt sich wieder auf die Arbeitsweise ein, die sie gut kennt, sie tippt auf dem Computer und hält ihren Blick auf den Bildschirm gerichtet. Gelegentlich schaut sie auf und ertappt Jay dabei, wie er sie beobachtet. Dann bekommt sie das Gefühl, dass er direkt in sie hineinblickt und genau sehen kann, wie sie sich fühlt. Sie überlegt, ob sie mit ihm sprechen soll, aber der Gedanke, er könnte ihren Schmerz sehen, ist nicht zu ertragen.
In seinen letzten vier Wochen ist das Freibad ihre Rettungsleine. Und Kate hält sich daran fest. Im Wasser tut sie so, als hätte sich nichts verändert. Wie kann es schlecht um sie stehen, wenn das Wasser so blau ist und die Sonne nun mit ihrer vollen sommerlichen Kraft scheint? Wenn sie mit ihren unsauberen, aber friedlichen Brustzügen schwimmt, fühlt sie sich beschützt, abgeschirmt von der Zukunft. Sie weiß, das Freibad wird schließen. Doch beim Schwimmen ist da nur die Empfindung des kalten Wassers um sie und der heißen Sonne über ihr.
Nicht nur Kate nutzt das Freibad den Juli hindurch – seinen letzten Monat. Es ist, als würden alle Schwimmer von Brixton kommen, um sich zu verabschieden.
Eines Morgens entdeckt sie Frank im Wasser, am nächsten Tag ist es Jermaine. Sie nicken sich zu, als sie aneinander vorbeischwimmen.