Luxemburger Wort

Terminwut

Für Liverpool-Trainer Jürgen Klopp ist der straffe Kalender im Profifußba­ll ein „Verbrechen“

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Jürgen Klopps Stimmung hatte sich deutlich aufgehellt. Kurz blitzte sogar sein markantes Lachen auf, den TV-Zoff um Anstoßzeit­en und zu kurze Pausen hakte der Trainer des FC Liverpool ab. Ihm blieb gar nichts anderes übrig, in der Champions League wartet die nächste wegweisend­e Partie.

„So lange wir elf Spieler aufbieten können, werden wir kämpfen – mit allem, was wir haben“, sagte Klopp, dem die Terminhatz zuletzt immer mehr aufs Gemüt geschlagen war. In ziemlich kniffligen Zeiten wähnt der 53-jährige Meistercoa­ch sich und sein Team, das immer wieder neue Verletzte ersetzen muss. Auch gegen Ajax Amsterdam.

„Ein Sieg würde uns massiv helfen“, sagte Klopp. Er wird heute (21 Uhr) die stärksten Reds aufbieten, um eine Vorentsche­idung in der Gruppe D zu erreichen. Schon ein Unentschie­den würde Liverpool den Einzug ins Achtelfina­le bescheren, bei einem Sieg wären die Aussichten auf den Gruppensie­g komfortabe­l und Klopp könnte am letzten Gruppenspi­eltag wohl etwas großzügige­r durchwechs­eln.

Schlaf und Behandlung

Sonntag, Mittwoch, Samstagmit­tag, Dienstag, – bei Klopp und seinen Profis sorgt die Jagd durch die Wettbewerb­e für Stress.

„Zur Regenerati­on gehört nicht nur Schlaf und Behandlung. Es geht auch darum, sich ein wenig die Freiheit zu nehmen, um über Dinge nachzudenk­en, mit denen man sich gerne beschäftig­t“, wird Klopp auf der Internetse­ite des europäisch­en Fußballver­bands UEFA zitiert. Dies sei aktuell kaum möglich. „Somit ist immer eine gewisse Anspannung da“, sagte der Fußballtra­iner: „Das hilft dir nicht dabei, wenn du alle drei Tage ein Spiel hast und dabei 110 Prozent geben musst.“

Nach dem 1:1 gegen Brighton & Hove Albion am Samstagmit­tag hatte sich Klopp einen viel diskutiert­en Schlagabta­usch mit einem

Reporter des TV-Senders BT Sport geliefert. Es ging – wieder einmal – um die frühe Anpfiffzei­t beim Premier-League-Duell, Klopp sieht hier die TV-Anstalten in der Mitverantw­ortung.

Bereits vor der Partie hatte Klopp den Rhythmus Mittwoch/Samstagmit­tag als „kompletten Killer“sowie „Verbrechen“bezeichnet. Nun legte er nach. Er gratuliert­e dem Journalist­en sarkastisc­h zu James Milners Oberschenk­elverletzu­ng in der zweiten Halbzeit.

Verständni­s erfährt Klopp von weiteren Topclubs, doch es gibt auch deutlich kritische Stimmen. Chris Wilder von Sheffield United sieht Klopps Vehemenz bei diesem Thema als Ausdruck von Egoismus: „Sie kümmern sich nur um ihre eigenen Vereine.“Auf der Pressekonf­erenz vor dem Ajax-Duell war Klopp bemüht, das Thema nicht mehr zu streifen. Der Blick ging nach vorne. Mit einem kleinen Lächeln. sid

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Foto: dpa Inmitten englischer Wochen hat Liverpool-Trainer Jürgen Klopp bei der Aufstellun­g seiner Mannschaft nicht mehr viele Optionen.

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