„Jetzt fehlen nur noch die Touristen“
Nicole Hansen über ihren Concept Store mit Luxemburger Produkten in Berlin
Bereits in den vergangenen Jahren feierte Nicole Hansen, die Gründerin des Accessoire-Labels Hootli, mit einem Pop-up-Store in Berlin Erfolge. Nun hat die Luxemburgerin ihren Lebensmittelpunkt von Monnerich in die deutsche Hauptstadt verlegt. Dort eröffnete sie im Trendviertel Kreuzberg Anfang Oktober einen Concept Store mit dem Namen IUNIK Luxembourg – Berlin, der neben ihren Eigenkreationen auch andere Marken aus dem Großherzogtum führt.
Nicole Hansen, ein eigener Laden in Berlin – wie entstand die Idee zum Concept Store?
Der Pop-up-Store im Bikini Berlin (Nähe Kurfürstendamm in Berlin-Charlottenburg, Anm. d. Red.) war nur drei Monate geöffnet, um zu testen, wie die Strickwaren der Marke Hootli in Deutschland ankommen. Und das sind sie! Daher habe ich zunächst beschlossen, in Berlin zu bleiben, da hier weitaus mehr Möglichkeiten bestehen als in Luxemburg, um im Fashion-Bereich weiterzukommen. Dann habe ich mir während der ersten Lockdown-Phase, als „buy local“ein großes Thema war, überlegt, hier in Berlin eine Plattform für verschiedene Marken aus dem Großherzogtum zu schaffen, unter anderem auch, um diese im Ausland bekannter zu machen.
War es schwierig, luxemburgische Labels für den Shop ausfindig zu machen?
Nein, überhaupt nicht. Die meisten Marken waren mir bereits ein Begriff. Man kennt sich halt untereinander. Einige neue Labels sind aber auch dabei. Die Ansprechpartner konnte ich problemlos über Social Media kontaktieren.
Welche Marken findet man in Ihrem Concept Store?
Das sind neben Hootli unter anderem Nuvola Baby, Les Sûtras, Blanlac, By Siebenaler, Hymera, Anne-Marie Herckes, 962 degrees, ArtSavon, Nordies und Anne’s Kitchen. Außerdem führe ich noch einige kleine Berliner Labels, ganz einfach, um alle Produktgruppen abzudecken. So konnte ich die Auswahl insgesamt vergrößern.
Wie ist die Reaktion der Kundschaft auf Ihr Angebot?
Das Feedback ist sehr positiv. Die Berliner, die in den Laden kommen, sind aber nicht verwundert von der Auswahl – denn viele kleine und interessante Marken in einem Shop, das Konzept ist für die Leute hier nichts Neues. Wesentlich überraschter sind eher die Luxemburger, wenn sie hier unerwartet auf Sachen aus der Heimat treffen.
Wer ist denn häufiger bei Ihnen anzutreffen? Laufkundschaft oder Stammpublikum aus Luxemburg?
Es sind eher die Menschen, die zufällig am Laden vorbeikommen. Wir versuchen natürlich, unsere Bekanntheit über Social Media, also Instagram und Facebook, zu erhöhen. Ob ich damit jetzt gezielt Menschen aus dem Großherzogtum anspreche, weiß ich aber nicht.
Gibt es im Moment eigentlich einen Verkaufsschlager?
Im Laden gibt es derzeit keinen echten „Renner“– da wird querbeet geshoppt, schließlich steht Weihnachten vor der Tür. Im Onlineshop sind es natürlich vor allem die Hootli-Mützen. Wenn es nach den Verkaufszahlen geht, stehen die Modelle der Grand-Ducal-Serie ganz weit vorne, also Mützen, in denen sich die drei Farben der luxemburgischen Flagge wiederfinden. Das liegt wohl auch daran, dass wir viele Kunden aus dem Großherzogtum haben – die fühlen sich von „Rout Wäiss Blo“einfach angezogen. (lacht)
Der Concept Store befindet sich am Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz. Warum haben Sie gerade diesen Standort ausgewählt?
Das war eher Zufall, da ich auch hier lebe. Das gesamte Gebiet ist neu erschlossen worden, neben dem Platz gibt es auch einen großen Park. Wir liegen zwischen Checkpoint Charlie und dem Jüdischen Museum – zwei touristische Hotspots, die nur wenige hundert Meter voneinander entfernt liegen. Jetzt fehlen eigentlich nur noch die Touristen ... aber das wird sich hoffentlich bald ändern.
Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf den Shop aus, der erst seit Oktober geöffnet ist?
Das ist für uns wirklich ein Problem: Es ist momentan sehr ruhig. Das Gros der Menschen arbeitet seit Längerem im Homeoffice und alle, die in Restaurants oder Cafés arbeiten, sind derzeit ebenfalls zuhause. Daher sind deutlich weniger Menschen unterwegs – und viele befolgen auch die Ratschläge der deutschen Regierung und bleiben wirklich in den eigenen vier Wänden.
Ist es Ihnen eigentlich schwergefallen, Ihren Lebensmittelpunkt nach Berlin zu verlegen?
Nein, eher nicht – ich habe mich auf die Herausforderung gefreut, auch, um beruflich weiterzukommen. Natürlich vermisse ich meine Tochter und auch Freunde in Luxemburg, aber man darf nicht vergessen: Ich bin nach Berlin gezogen und nicht nach Australien. Derzeit ist es natürlich etwas komplizierter, Kontakte zu pflegen, aber ansonsten ist man schnell wieder in der alten Heimat – mit dem Flugzeug in knapp einer Stunde.
Läuft man als Luxemburgerin eigentlich Gefahr, sich in der Fremde nur mit Landsleuten abzugeben, so wie das oftmals bei Expats der Fall ist?
Nein, überhaupt nicht. Wir sind hier auch nicht so zahlreich vertreten. Und es hängt natürlich alles von einem selbst ab. Wer will, kann natürlich nur mit Landsleuten abhängen – das macht für mich ehrlich gesagt keinen Sinn.
Natürlich vermisse ich meine Tochter, aber man darf nicht vergessen: Ich bin nach Berlin gezogen und nicht nach Australien.