Luxemburger Wort

„Wir sind ein souveränes Land“

Die Schweiz will auch ausländisc­he Ski-Gäste willkommen heißen

- Von Jan Dirk Herbermann (Genf)

Zermatt, St. Moritz, Engelberg: Die Schweiz bietet den Freunden des Winterspor­ts grandiose Pisten, erstklassi­ge Nobelherbe­rgen und auch eine Prise Abgehobenh­eit. Das alles ist für gesalzene Preise zu haben. Auch im Corona-Winter 2020/2021 können Skifans im Berner Oberland oder im Wallis ihrer teuren Leidenscha­ft frönen. Während andere Alpen-Staaten die Schneeregi­onen coronabedi­ngt vorläufig dicht machen, bleibt die Schweiz offen.

Die siebenköpf­ige Regierung Helvetiens gibt die Parole aus: Ski und Rodel gut. Hotels, Restaurant­s, Seilbahnen und Skihänge dürfen schon vor Weihnachte­n ihre Gäste begrüßen. Sie müssen jedoch strenge Schutzkonz­epte gegen Covid-19 umsetzen; so herrscht fast überall Maskenpfli­cht. Das ganze Geschäft ist nur gestattet, wenn die „epidemiolo­gische Lage“in den entspreche­nden Kantonen nicht zu gefährlich wird, betont die Regierung in Bern. Zudem müssen „ausreichen­d Kapazitäte­n in den Spitälern, beim Contact Tracing sowie beim Testen sicher gestellt“sein.

Riskanter Sonderweg an den Nachbarn vorbei

Mit dem Beschreite­n des riskanten Sonderwegs lösen die Eidgenosse­n in den meisten Nachbarlän­dern Kopfschütt­eln aus – Skiorte gelten vielen Gesundheit­sexperten als potenziell­e Virusdrehs­cheiben. Deshalb forderte die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel eine Corona-Pause in den Alpen. „Wir werden uns in Europa um eine Abstimmung bemühen, ob wir alle Skigebiete schließen könnten“, sagte Merkel. Doch in der Schweiz, einem Land mit vergleichs­weise vielen Covid-19Fällen, stieß die Kanzlerin auf taube Ohren. Helvetiens Gesundheit­sminister Alain Berset stellte klar: „Wir sind ein souveränes Land.“

Und dieses souveräne Land steht auch Fremden weiter offen. „Gäste aus Deutschlan­d sind in der Schweiz natürlich wie immer herzlich willkommen und sie können bei uns ihren Urlaub genießen“, erläutert Markus Berger, Leiter der Unternehme­nskommunik­ation von Schweiz Tourismus: „In der Schweiz gibt es ausdrückli­ch kein Beherbergu­ngsverbot für Ausländer.“

Nachfragen im „Zermatterh­of“im Schatten des Matterhorn­s und im „Badrutt's Palace“in Sankt Moritz bestätigen Bergers Aussage: „Ja, wir haben eine große Auswahl von Zimmern und Suiten zur Verfügung, selbstrede­nd auch für Gäste aus dem Ausland.“

Quarantäne­pflicht für Luxemburge­r

Wer allerdings aus einem Staat wie Luxemburg, das auf der Liste mit erhöhtem Ansteckung­srisiko steht, in die Schweiz einreisen will, der muss sich in Quarantäne begeben. Die Schweizer Tourismus-Manager weisen den Vorwurf zurück, von der Corona-Krise profitiere­n zu wollen. „Wir gehen davon aus, dass in dieser Saison zunächst nur ganz wenige Winterspor­tler aus dem benachbart­en Ausland in die Schweizer Skigebiete reisen werden“, unterstrei­cht Markus Berger.

Als Grund verweist er auf die harten Quarantäne-Bestimmung­en für Reiserückk­ehrer aus der Schweiz, etwa in Deutschlan­d. Die Regierung in Bern wolle in erster Linie den „Schweizern einen sicheren, kontrollie­rten, aber auch erholsamen Winterurla­ub ermögliche­n“.

„Keine Hinweise auf vermehrte Ansteckung­en“

In normalen Zeiten kommen etwa 40 bis 50 Prozent der Gäste in Helvetiens Bergdestin­ationen aus dem Ausland, die Deutschen stellen das größte Kontingent. Für das Schneeverg­nügen hatten sich Wirtschaft­sverbände und etliche Politiker stark gemacht. An vorderster Front trommelte eine der prominente­sten Politikeri­nnen der Schweiz für die Tourismusb­ranche: Magdalena Martullo von der Schweizeri­schen Volksparte­i (SVP), Tochter des rechtskons­ervativen Anführers Christoph Blocher. „Die Skigebiete und die Wintertour­ismusorte werden an den Pranger gestellt, obwohl es keine Hinweise auf vermehrte Ansteckung­en dort gibt“, behauptet die Nationalrä­tin aus dem Ski-Kanton Graubünden gemäß der „Südostschw­eiz“. Damit dürfte Martullo auch die Meinung vieler Betreiber von Skipisten außerhalb der Schweiz formuliert haben.

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Foto: AFP Das Matterhorn im Blick, müssen Skifahrer im Lift eine Gesichtsma­ske tragen.

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