Hoffnung auf Konjunkturpaket
Kongress erwägt einen Gesetzentwurf, der 900 Milliarden Dollar kosten könnte
Die jüngsten Arbeitsmarktzahlen deuten an, dass die US-Wirtschaft ins Stocken geraten ist. Dennoch verbuchten die vier wichtigsten Kursindizes am Freitag Rekordabschlüsse. Ausschlaggebend dafür war die Erwartung der Investoren, dass der Kongress noch vor Weihnachten ein Konjunkturpaket auf den Weg bringen werde.
Im November hat der Privatsektor laut amtlichen Angaben gerade mal 245 000 Arbeitsplätze geschaffen nach einem Zuwachs von 610 000 Stellen im Oktober. Die Investoren hatten mit wesentlich besseren Zahlen gerechnet. Chefvolkswirt des Weißen Hauses Peter Navarro warnte vor einem bevorstehenden Crash, wenn der Kongress nicht schnellstens mit einem Konjunkturpaket gegensteuere. Ganz so schlecht wie von Navarro dargestellt ist der Arbeitsmarktbericht
Für 2021 bleiben wir optimistisch.
nicht, zumal es sich bei nahezu 100 000 der verloren gegangenen Jobs um Teilzeitbeschäftigte handelt, die für die Volkszählung eingestellt worden waren. So sah es auch der Aktienmarkt. Auf Wochensicht stieg der 30 Top-Titel umfassende Dow-Jones-Index ein Prozent auf 30 218 Punkte. Der S&P-500 legte 1,7 Prozent auf 3 699 Punkte zu, der Technologie-orientierte Nasdaq 2,1 Prozent auf 12 464 Punkte und der Russell 2000 für mittelständische Unternehmen zwei Prozent auf 1 892 Punkte.
Der Kongress erwägt einen Gesetzentwurf, der 900 Milliarden Dollar kosten könnte. Uneins sind sich Republikaner und Demokraten noch über den Umfang der Hilfe für Städte und Gliedstaaten. Je mehr sich die Wirtschaft verschlechtere, desto wahrscheinlicher sei, dass sie zu einer Einigung kommen, sagen Analysten.
Zyklische Aktien legen zu
Anführer der jüngsten Rally sind zyklische Aktien, die vom Wirtschaftswachstum abhängig sind. Der Mineralölkonzern ConocoPhillips zum Beispiel hat im Wochenverlauf mehr als fünf Prozent zugelegt. Seit Anfang November haben sich diese Aktien erheblich besser entwickelt als die Wachstumswerte des Technologiesektors.
Value-Aktien hätten im vergangenen Monat 32 Prozent zugelegt, zitiert das Wochenblatt Barron’s die Firma BMO Capital Markets. Im Gegensatz dazu seien die Wachstumswerte nur 10,5 Prozent vorgerückt. „Für 2021 bleiben wird optimistisch, weil Wirtschaft und Gesellschaft wieder zur Normalität zurückfinden dürften“, zitiert Barron’s Brian Belski, der bei BMO für Investmentstrategien verantwortlich ist.
Auch Kreuzfahrtgesellschaften stehen bei einigen Anlagestrategen auf der Kaufliste. In der neuen Handelswoche dürften etliche Daten das Interesse der Investoren wecken. Gleich am heutigen
Montag veröffentlicht die Notenbank den Stand der Verbraucherverschuldung im Oktober, am Mittwoch folgen die Stellenangebote im Oktober, die Volkswirte auf 6,44 Millionen beziffern. Tags darauf werden die Verbraucherpreise des Monats November veröffentlicht und am Freitag folgen die Daten zum US-Verbrauchervertrauen, die die Uni Michigan monatlich zusammenstellt. Zum Abschluss der Handelswoche stehen die Erzeugerpreise im November an. Bei den Konsumentenpreise sehen Volkswirte einen Anstieg von 1,5 Prozent, während die Erzeugerpreise gegenüber Oktober um 0,1 Prozent gestiegen sind.