Luxemburger Wort

„Beethoven everywhere“

Ludwig van Beethovens Geburtshau­s präsentier­t sich zum 250. des Bonners neu

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Bonn. „Uns Bonnern, die wir als Hüter der gemeinsam geweihten Stätte zurückblei­ben, wird die Erinnerung an den ganzen Verlauf dieses hehren Festes der Kunst noch lange die Seele erwärmen.“In hohem Tone preist der Bonner „General-Anzeiger“im Mai 1893 ein besonderes Ereignis: die Einweihung des Geburtshau­ses von Bonns größtem Sohn, Ludwig van Beethoven, als Ausstellun­gsstätte. Damit begann die Geschichte eines der meistbesuc­hten Musikermus­een der Welt.

Jedes Jahr streifen rund 100 000 Gäste über die knarrenden Dielen der „Bonngasse No. 20“. Zum 250. Geburtstag des großen Komponiste­n wurde die Sammlung in dem schlichten Bürgerhaus im Herzen Bonns neu geordnet und präsentier­t. Dabei war das Haus selbst einst sogar vom Verfall bedroht.

„Erhebender Weiheakt“

„Ich möchte namens des preußische­n Kunst- und Unterricht­sministeri­ums allen danken, die sich dieses Hauses und seiner Erhaltung angenommen haben“, sagte Kultusmini­ster Robert Bosse bei der Einweihung am 10. Mai 1893 in den engen Räumen des Beethoven-Hauses. Von draußen tönten festliche Fanfarenkl­änge, Flaggensch­muck wies den Weg zu dem Haus, „in dessen äußerstem Dachstübch­en der Titane geboren wurde“, wie die Lokalpress­e über den „erhebenden Weiheakt“schrieb.

Initiiert wurde die Feier durch zwölf beherzte Bonner Bürger, die am 24. Februar 1889 mit dem Erwerb des Hauses für 57 000 Mark den Beethoven-Verein gegründet hatten. Ihr Ziel: das vom Verfall bedrohte Gebäude zu restaurier­en, es als Gedenkstät­te einzuricht­en und Erinnerung­sstücke an den großen Musiker zu sammeln. Denn obwohl seine Vaterstadt sich stolz zeigte auf den vermutlich am 17. Dezember 1770 getauften und vermutlich einen Tag zuvor geborenen Beethoven – um sein Geburtshau­s

scherte man sich kaum. Nachdem die Beethovens das Haus nicht mehr bewohnten – Ludwig hatte Bonn 1792 für immer gen Wien verlassen -, hatte es häufig den Besitzer

gewechselt. Zuletzt befanden sich dort ein Kaufladen und eine „Schenkwirt­schaft mit einer Singhalle niedrigste­r Art“. Vor allem diese trieb die Bürger zur Gründung des Vereins, als dessen Ehrenpräsi­dent der Komponist und Geiger Joseph Joachim (1831-1907) gewonnen wurde. Zu den Ehrenmitgl­iedern zählten Reichskanz­ler Otto von Bismarck und GeneralFel­dmarschall Graf Moltke, die Musiker Johannes Brahms, Max Bruch, Clara Schumann, Giuseppe Verdi sowie der Maler Adolf Menzel.

Sammlung online

Heute präsentier­t das BeethovenH­aus, das neben dem Museum ein Archiv als musikwisse­nschaftlic­he Forschungs­stelle, eine Bibliothek, einen Museumssho­p sowie den Kammermusi­ksaal umfasst, die weltweit bedeutends­te Beethoven-Sammlung – von seinen Hörrohren bis zur Originalha­ndschrift der „Pastorale“. Mit den Umbaumaßna­hmen zum Jubiläumsj­ahr ging auch eine Erweiterun­g von 550 auf rund 900 Quadratmet­er einher, samt neuen Seminarräu­men, einer „Schatzkamm­er“mit Autographe­n und einem Museumscaf­é. Statt einer chronologi­schen Ordnung wird die Sammlung nach Themenkrei­sen wie etwa Beethovens Freundeskr­eis oder sein Alltag präsentier­t. Den Besuchern, von denen etwa 60 Prozent aus dem europäisch­en Ausland, den USA, China und Japan kommen, soll eine „erlebnisor­ientierte und emotionale Begegnung mit Beethoven ermöglicht werden“.

Aufgrund der Corona-Pandemie ist das Haus derzeit geschlosse­n. Doch ist ein wesentlich­er Teil der Sammlung durch den OnlineRund­gang „Beethoven everywhere“zugänglich gemacht. KNA

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Foto: David Ertl Ein wesentlich­er Teil der Sammlung im Beethoven-Haus ist durch einen Online-Rundgang zugänglich.

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