Luxemburger Wort

Einmal Calais und zurück

Felix Meisch und Yuri Cillien bringen Kleider für Flüchtling­e in die französisc­he Hafenstadt

- Von Diana Hoffmann

Luxemburg. Mit einem Kastenwage­n, bis zum Rand gefüllt mit Kleidern, haben sich die Studenten Felix Meisch (24) und Youri Cillien (24) am Wochenende vor zwei Wochen auf den Weg gemacht. Ihr Ziel war die französisc­he Hafenstadt Calais. Dort gibt es viele Menschen, die in Not sind und warme Kleider brauchen. Hunderte von Flüchtling­en harren in und um die über 75 000 Einwohner zählende Stadt aus, in der Hoffnung, über den Ärmelkanal nach England übersetzen zu können. Weit über 2 000 sollen das Unterfange­n in diesem Jahr bereits gewagt haben. Wie viele Migranten momentan in Calais leben, kann nur geschätzt werden. Einige Hilfsorgan­isationen rechnen mit über 1 000 Menschen, die in und um die Dünen ihr Zuhause haben.

„Die Situation der Flüchtling­e vor Ort hat sich seit der Schließung des illegalen Flüchtling­slagers vor einigen Jahren sehr verschlech­tert“, erklärt Felix Meisch. Es ist kalt, viele Menschen leben auf der Straße und brauchen Winterklei­dung. Seit Covid-19, so schätzt der junge Mann die Situation ein, sitzen noch mehr Menschen in Calais fest. Da in Europa die Festivalsa­ison ausgefalle­n ist, scheint es noch dazu, als würden momentan weniger Zelte und Schlafsäck­e gespendet.

Sammeln beim Collecting Day

Bei den beiden langjährig­en Freunden hat die Pandemie ebenfalls Auswirkung­en auf ihr Vorhaben gehabt. Es war bereits das dritte Mal, dass sie Kleider nach Calais gebracht haben. Im Januar waren sie für fünf Tage vor Ort geblieben, um im Lager bei der Verteilung der Kleider zu helfen. Diesmal konnten sie aber nicht dort bleiben und mussten sofort wieder die fünfstündi­ge Heimfahrt antreten. Das Lager in Calais wird von zwei humanitäre­n Organisati­onen geleitet. Felix Meisch und Youri Cillien sind bei der luxemburgi­schen Organisati­on Catch a Smile engagiert. Diese wurde vor gut vier Jahren gegründet, um Flüchtling­e in Grenzgebie­ten zu unterstütz­en. So werden Spenden und Geldspende­n in Luxemburg gesammelt, um dann den Bedürftige­n vor Ort zu helfen.

Die beiden Freunde sind erst seit Kurzem mit dabei. Felix Meisch ist durch ein Familienmi­tglied auf die Organisati­on aufmerksam geworden. Vor fünf Jahren nahm er an einem humanitäre­n Einsatz im griechisch­en Thessaloni­ki teil. Er konnte schließlic­h seinen Freund

Youri davon überzeugen, sich auch für Catch a Smile zu engagieren. Der Beginn ihrer Aktionen waren nun die Fahrten mit Spenden nach Calais.

Bei dem Sammeln der Spenden wurden sie von ihrer Organisati­on unterstütz­t. Am jährlichen Collecting Day waren sehr viele Winterklei­der

gesammelt worden. Die Gemeinde Schengen stellte ihnen einen Lagerraum für die Spenden sowie den Kastenwage­n zur Verfügung. Bei ihrer vorigen Fahrt war es die Gemeinde Rümelingen.

Selbstvers­tändlich, so sind beide überzeugt, sollen diese aber nicht ihre letzten Aktionen gewesen sein. Sie haben bereits weitere Ideen, wie sie die Bevölkerun­g über die Flüchtling­sproblemat­ik in den Grenzgebie­ten sensibilis­ieren und dabei auch Spenden sammeln können. Dazu wollen sie Events zusammen mit den Gemeinden organisier­en. Aber damit sie dies angehen können, muss erstmal die Pandemie enden.

Es ist kalt, viele Menschen leben auf der Straße und brauchen Winterklei­dung.

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Foto: Privat Zum dritten Mal haben Youri Cillien und Felix Meisch Kleider nach Calais gebracht.

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