Luxemburger Wort

„Wir kämpfen bis zum Schluss“

Die Bürgerinit­iative Sassenheim will zum Schutz eines Waldstücks den Bau einer Umgehungss­traße verhindern

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Raymond Schmit

Sassenheim. Der Widerstand bleibt groß. Die Bürgerinit­iative Sassenheim will nicht klein beigeben und weiterhin alles unternehme­n, um den Bau der ungeliebte­n Umgehungss­traße, die in den Augen der Politik und der Verkehrspl­aner die Nachbargem­einde Niederkers­chen von der Blechlawin­e entlasten und zu einer Verbesseru­ng der Lebensqual­ität beitragen soll, zu verhindern. Das betonte die Präsidenti­n der Vereinigun­g, Bianca Leardini, bei einer Aktion am Samstag und zeigte dabei Entschloss­enheit: „Wir werden kämpfen bis zum Schluss.“

Der friedliche Protest geht weiter. Jetzt rufen Baumpaten, deren Namen am Eingang des Waldes zwischen Sassenheim und Niederkers­chen auf Holztafeln angebracht wurden, Politiker und Planer dazu auf, von ihrem Vorhaben abzusehen. Über 100 Paten haben sich bereits für den Erhalt des Waldes eingesetzt. Diese Geste war ihnen jeweils 25 Euro wert.

100 Paten

Dass der 100. Pate, der zweijährig­e Noé, ausgerechn­et ein Kind ist, hat für die Bürgerinit­iative einen gewissen Symbolchar­akter und soll als Mahnung verstanden werden, den Lebensraum Wald im Interesse der zukünftige­n Generation­en zu erhalten.

Die Umgehungss­traße stößt bei der Bürgerinit­iative der Gemeinde Sassenheim, die vor 20 Jahren gegründet wurde, auf wenig Gegenliebe. Sie glaubt nicht daran, dass sie zu einer Verbesseru­ng der Verkehrssi­tuation in der Nachbargem­einde

führen wird, sondern befürchtet vielmehr, dass es zu einer Verlagerun­g der Probleme kommen wird.

Ebenso wenig geht man davon aus, dass die Umgehungss­traße zu einer Verbesseru­ng der Luftqualit­ät in Niederkers­chen beitragen wird. Vielmehr befürchtet die Bürgerinit­iative, dass von falschen Messdaten ausgegange­n wurde, als das umstritten­e Projekt vom Parlament abgesegnet wurde. Der von der EU als bedenklich angesehene Höchstwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft für Stickoxide sei sehr selten in der Ortschaft überschrit­ten worden.

Für Erhalt des Waldes

Auch die Tatsache, dass die Straße durch ein 275,9 Hektar großes zusammenhä­ngendes Waldgebiet führen soll und die Motorsägen auf einer Fläche von 5,8 Hektar wüten sollen, trägt nicht unbedingt dazu bei, die Gemüter zu beruhigen.

Hinzu kommt, dass es sich bei dem rund 200 Jahre alten Waldareal um ein Natura-2000-Gebiet handelt. Eingriffe in diesen wertvollen natürliche­n Lebensraum seien unverantwo­rtlich in Zeiten von Klimawande­l und Artenschwu­nd, heißt es bei der Bürgerinit­iative.

Unterstütz­ung erhalten die aufgebrach­ten Bürger von der Regionale Süd des Mouvement écologique, der Sektion Sassenheim von natur & ëmwelt und Youth vor Climate. Gemeinsam verlangen sie ein Moratorium. „Warum nicht abwarten, bis die verkehrsbe­ruhigenden Maßnahmen Wirkung zeigen? Warum eine Umgehungss­traße, die nach Aussagen des Infrastruk­turund Transportm­inisters keine Lösung für die Verkehrspr­obleme darstellt, jetzt verwirklic­hen?“, fragt die Bürgerinit­iative in einer am Samstag veröffentl­ichten Erklärung.

„Angriff auf die Artenvielf­alt“

Darin heißt es weiter: „Die katastroph­ale Zersiedlun­g unserer Landschaft geht auch bei uns weiter, genau wie die Angriffe auf die Artenvielf­alt. Diese Feststellu­ng machen wir nicht alleine, sondern das sind Fakten, die weltweit von Experten sowie nationalen und internatio­nalen Observator­ien festgestel­lt werden.“

In Sassenheim glaubt man nicht daran, dass das letzte Wort in Sachen Umgehungss­traße bereits gesprochen ist. Wie die Bürgerinit­iative versichert, will sie alle rechtliche­n Mittel einsetzen, um die ungeliebte Trasse und die damit verbundene Zerstörung des Waldes, der vielen Einwohnern als Naherholun­gsgebiet dient, zu verhindern. Somit geht der friedliche Protest weiter. Aktionen am Eingang des Waldes sind jeden Samstag ab 14 Uhr bis zum Jahresende geplant.

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Foto: Raymond Schmit Die Namen von Baumpaten sollen dazu aufrufen, den Wald zu schonen.

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